Darwin im Faktencheck - moderne Evolutionskritik auf dem Prüfstand
ist gemeint, sondern das seiner Spezies, das auf gut 65 Millionen Jahre datiert wird. Sein Erscheinen fällt somit in die Zeit des großen Sauriersterbens.
Kragenhaie zählen zu den sogenannten „lebenden Fossilien“. Darunter versteht man Tier- und Pflanzenarten, die seit Jahrmillionen mit weitgehend unveränderten Merkmalen bestimmte Biotope auf unserem Planeten besiedeln. Hier ein paar weitere Beispiele:
„Latimeria“
(Quastenflosser) – Alter etwa 400 Millionen Jahre
„Triops“
(Kiemenfußkrebs) – Alter etwa 220 Millionen Jahre
„Sphenodon punctatus
“ (Brückenechse) – Alter etwa 200 Millionen Jahre
„Ginkgo biloba“
(Ginkgobaum) – Alter etwa 180 Millionen Jahre
Was fällt den Anti-Darwinisten zu diesen „Langzeiterdenbürgern“ ein? Kaum mehr verwunderlich, dass sie hier ein weiteres Störsignal gefunden zu haben glauben. Lebende Fossilien belegten nach ihrer Ansicht einmal mehr die Widersprüchlichkeit des Darwin’schen Selektionsprinzips. Demnach sei die natürliche Auslese ein ständiger „Unruheherd“, der alle Lebewesen zu permanenter Veränderung mit dem Ziel der Vervollkommnung zwingt. Wie könne es da sein, dass die lebenden Fossilien über Jahrmillionen hinweg fast unverändert überlebt haben? Diese eigenwillige Auslegung des Selektionsgedankens offenbart einmal mehr eine allenfalls oberflächliche Auseinandersetzung mit den Grundzügen der Evolutionstheorie. Schon Darwin hat betont, dass es „keinen Zwang zur Vollkommenheit“ gibt. Die Selektion ist kein eigenständiges Druckmittel, sondern ein Bewertungsinstrument für neue Mutationen bzw. die daraus resultierenden phänotypischen Veränderungen. Das heißt, ohne Mutationen, ohne das Auftreten neuer Spielformen, hat Selektion keine abgewandelten Angriffspunkte, ist sozusagen nicht gefordert. Nur wenn sich mutative Veränderungen in der selektiven Bewertung als zumindest geringfügig vorteilhaft erweisen, werden sie sich etablieren. Einmal mehr ist hier die enge Beziehung zu den Umwelt- und Lebensbedingungen einer Art herauszustellen. In der Biologie gibt es einen Begriff, der das komplexe Wechselspiel einer Art mit all ihren Lebensäußerungen und biologischen Funktionen beschreibt. Hierunter fällt sowohl der geografische Lebensraum (Habitat, Biotop), das darin enthaltende Artenspektrum (Ökosystem), alle zwischenartlichen Beziehungen (Symbiosen, Parasitismus, Räuber-Beute-Verhältnisse, Nahrungskonkurrenzen) sowie das gesamte unbelebte Umfeld (Geländestruktur, klimatische Bedingungen, Nahrungsquellen etc.). Die Zusammenfassung all dieser Komponenten wird als „ökologische Nische“ bezeichnet. Entgegen der verbreiteten oberflächlichen Betrachtung umfasst dieser Begriff also weit mehr als eine rein geografische Angabe. Alle Wechselwirkungen einer Art mit belebter und unbelebter Umwelt machen ihre ökologische Nische aus.
Zurück zu der Kritik, lebende Fossilien ständen im Widerspruch zum Darwin’schen „Veränderungsdrang“. Wie lässt es sich mit der Evolutionstheorie vereinbaren, dass Arten über Jahrmillionen hinweg so gut wie unverändert überleben? Da sich die Selektion bei ihrer Bewertung immer an den aktuell herrschenden Umweltbedingungen, d. h. an den momentanen Verhältnissen einer ökologischen Nische orientiert, besteht für eine gut angepasste Art so lange kein „Vervollkommnungszwang“ wie die Bedingungen der Nische konstant sind. Treten in dieser Zeit keine Mutationen auf, die seinem Träger in welchem Bereich (Nahrungssuche, Fortpflanzung, Jagdfähigkeiten etc.) auch immer Vorteile verschaffen, wird es zu keinen dauerhaften (vererbbaren) Merkmalsänderungen kommen. Besteht ferner das „Glück“ in der Nische nicht als Opfer die todbringende Aktivität überlegener Räuber fürchten zu müssen, ist keine der Voraussetzungen erfüllt, die einen selektiven Artwandel erfordern. Kurz gesagt: In über Äonen konstanten ökologischen Nischen besteht für gut adaptierte Arten kein unmittelbarer Optimierungsdruck. Demzufolge können solche Arten auch über Jahrmillionen unverändert überdauern. Erst wenn sich im Umfeld Entscheidendes verändert (Klimawandel/-katastrophen, Eindringen von Nahrungskonkurrenten oder gefährlichen Räubern, Ressourcenverknappung u. v. a. m.) können neue, das Überleben sichernde Eigenschaften gefragt sein, sodass sich ein gewisser Adaptationsdruck aufbaut. Liegen dann entsprechende Mutationen vor, passt sich die Art an die geänderten Bedingungen an. Fehlen geeignete
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