Verheißung Der Nacht
Hewlett-Packard
1 . Kapitel
Camilla Greenley Hutton stand mitten auf dem schlammigen Weg im Wildreservat, einen Revolver vom Kaliber ,357er Magnum in der ausgestreckten Hand. Der kühle Frühlingsregen von Louisiana strömte in langen, silbernen Schwaden hernieder. Dicke Tropfen, beinahe so groß wie Vierteldollarstücke, fielen in die Pfützen in den ausgefahrenen Wagenspuren. Sie prasselten auf die Äste der Bäume, die ein dichtes Dach über dem Weg bildeten, perlten vom Lack des Cadillac Seville, der am Wegesrand stand, und ließen Cammies grüne Seidenbluse wie eine zweite Haut an ihrem Körper kleben. Der Wind wehte ihr lange Strähnen ihres feuchten, goldbraunen Haares ins Gesicht, trotz des grünen Seidenbandes, mit dem sie es zusammengebunden hatte. Sie kniff die Augen zusammen, um in dem dichten Regen und dem langsam schwindenden Licht des Abends noch etwas sehen zu können. Sie wartete.
Cammie hörte den Motor des Landrovers, noch ehe sie den Wagen sah. Keith kam mit überhöhter Geschwindigkeit hinter ihr her. Er war so sehr entschlossen, sie in dem Gewirr der Wege nicht aus den Augen zu verlieren, dass es ihm ganz gleich war, wen oder was er dabei überfuhr. Das war typisch. Cammie hatte damit gerechnet.
Ihr Mann verfolgte sie nicht etwa, weil er sie leidenschaftlich liebte oder weil er Sehnsucht nach ihr hatte. Bei ihm ging es um Stolz. Er konnte es nicht ertragen, dass sie ihm vielleicht entkommen könnte, er Hass te schon allein den Gedanken daran. Doch was ihn hauptsächlich antrieb, war die Tatsache, dass es ihr ohne jedes Problem gelungen war, auch ohne ihn auszukommen, seit die Scheidung lief. Und das empfand er als persönliche Beleidigung.
Dabei war er es gewesen, der die Ehe hatte beenden wollen. In den ersten Monaten nach Einleitung der gesetzlichen Schritte schien er seine neue Freiheit zu genießen; er lebte offen mit seiner Freundin zusammen, einem neunzehnjährigen, schwangeren Mädchen, das er in einem Wohnmobil am Rande der Stadt untergebracht hatte. Cammie hatte jeden Tag damit gerechnet, von seinen Hochzeitsplänen zu hören. Dann aber war Keith vor drei Wochen plötzlich mit seinem Koffer in der Hand und einem schiefen Grinsen im Gesicht vor ihrer Tür aufgetaucht. Er habe seine Meinung geändert, hatte er erklärt. Er wollte wieder ihr Ehemann sein.
Cammie hatte gelacht; sie konnte nicht anders. Doch unter ihrer vordergründigen Belustigung verbarg sich die schmerzliche Ironie, dass der Mann, der sechs lange Jahre ihr Leben geteilt hatte, so sehr versagte, wenn es darum ging, sie zu verstehen. Sie musste dem Mann in ihrem Leben Liebe und Vertrauen entgegenbringen können. Doch Keith hatte beides in ihr getötet. Ohne diese Voraussetzung ging es nicht.
Und dann hatten die Belästigungen begonnen.
Cammie hatte genug davon. Sie war es leid, dass Tag und Nacht ihr Telefon läutete, sie wollte nicht länger jede ihrer Verabredungen und jede ihrer Handlungen erklären müssen. Sie hatte keine Lust, unerwünschte Blumen zurückschicken zu müssen, und konnte nicht noch einen Besuch ihrer Schwiegermutter ertragen, die ihren Sohn zu verteidigen versuchte. Doch was sie am meisten verärgerte, war die Tatsache, dass Keith ihr nachspionierte und ihr folgte, wo auch immer sie hinging.
Wieder und wieder hatte sie versucht, ihm zu erklären, dass sie nicht länger seine Frau sein wollte, dass sie es kaum erwarten konnte, bis ihre Ehe in fünf Wochen endlich vorüber sein würde. Sie hatte ihm offen gesagt, dass ihr seine Methoden, sie zurückzugewinnen, nicht gefielen, doch er schien sie nicht ernst zu nehmen. Es gab nur noch eine Möglichkeit, es ihm begreiflich zu machen.
Cammies Vater hatte ihr den großkalibrigen Revolver gegeben, als sie ans College ging, und er hatte ihr auch gezeigt, wie sie damit umgehen musste . Endlich würde das Training zu etwas nutze sein.
Der Landrover bog um die Kurve vor ihr. Cammie wartete, bis sie sicher war, dass Keith sie gesehen hatte, und es für ihn keinen Zweifel mehr geben konnte, wer sie war und was sie vorhatte. Dann holte sie tief Luft, zielte sorgfältig und drückte ab.
Der Rückschlag riss ihren Arm in die Höhe, und sie fühlte seine Wucht bis in die Schultern. Der Knall des Schusses war ohrenbetäubend.
Glas splitterte am Scheinwerfer des Landrovers. Sie beobachtete, wie Keith weit die Augen aufriss . Alle Farbe wich aus seinem Gesicht, und er öffnete den Mund und fluchte. Wieder zielte sie sorgfältig, drückte ab und zerschoss auch
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