Darwin im Faktencheck - moderne Evolutionskritik auf dem Prüfstand
nach dem hinter allem stehenden Antrieb verlangen? Thema Darwins war und ist der Formenwandel. Die Beantwortung von Ursprungsfragen – Wie entstand die Materie, die Energie, die Ordnung? – sind vor allem Themen der (theoretischen) Physiker, aber nicht Inhalt eines Abstammungsmodells. Wer Gold sucht, sollte nicht in der Salzmine schürfen. Wenn ihr an Ursachenforschung und primären Entstehungsfragen interessiert seid, beschäftigt euch bitte mit den zuständigen Fachdisziplinen, aber stopft nicht alles in den Evolutionstopf! Der Darwinismus hat nicht den Anspruch, ein globales Erklärungsmodell für alle offenen naturwissenschaftlichen und metaphysischen Fragestellungen zu sein. Bei alledem dürfen wir nicht aus den Augen verlieren, dass jegliche Wissenschaft ein vom Menschen geschaffenes Erkundungswerkzeug ist, dem von vornherein Grenzen gesetzt sind. Die uns gebotene Bescheidenheit ist somit keine Charakterfrage, sondern ein uns auferlegtes Muss.
In aller Bescheidenheit
Wir sollen uns also bescheiden. Auf Sie, lieber Leser, als naturwissenschaftlich Interessierten, trifft dies besonders zu. Verstehen Sie das bitte nicht als Vorwurf. Es geht ja nicht um Ihre persönliche Lebensführung oder Ihre Wesensart, sondern einzig um Ihr Schicksal, ein Exemplar der Spezies Homo sapiens sapiens zu sein. Ihr Interesse an der Evolution spricht dafür, dass Sie sich etwas mehr Gedanken über Ihre Herkunft, Ihr Sein und Werden machen. Sie sind auf der Suche nach den Wurzeln und dem Wohin, versuchen dabei so weit wie möglich zu kommen. Das heißt, Sie loten die Grenzen aus, und das ist genau das Wesen jeder Naturwissenschaft. Wer Wissenschaft betreibt, muss lernen, ihre Grenzen zu akzeptieren. Dazu scheint leider nicht jeder bereit. Die Kritiker der Evolutionstheorie verlangen von ihr eine lückenlose Aufdeckung aller offenen Fragen, die Entstehung und Entwicklung des Lebens betreffen. Kurioserweise fordern sie objektivierbare Beweise, ohne vorliegende naturwissenschaftliche Belege anzuerkennen bzw. sich überhaupt damit zu befassen. Aber selbst wenn sie es täten, muss die Frage gestellt werden: Was kann Wissenschaft objektiv leisten? Wäre es zumindest theoretisch möglich, alles, wirklich alles zu ergründen? Oder aber setzt sich die Wissenschaft selbst Grenzen – sozusagen systemimmanente Schranken, die sie a priori nicht durchbrechen kann? Ist unsere Erkenntnisfähigkeit somit von vornherein begrenzt?
Über die für den Evolutionsbiologen interessanten Grenzen des Universums und wie sich eine besondere „Subspezies“ des Homo sapiens – die theoretischen Physiker – dieser Grenze genähert hat, darum wird es im Folgenden gehen. Dabei werden wir das eigentliche Thema, die Kritik an der Evolutionstheorie, selbstverständlich nie aus den Augen verlieren. Wer sich nicht mit dem Gedanken an „Schwarze Löcher“, Einsteins Relativitätstheorie und ein Reiskorn im Fußballstadion anfreunden kann, der möge die folgenden Passagen überspringen und weiterlesen, wenn es um „
Das Problem der Einmaligkeit“
geht. Er wird den Anschluss problemlos wiederfinden.
Falls Sie, verehrter Leser, vielleicht infolge unschöner Erinnerungen an den schulischen Physikunterricht zu diesem Zweig der Naturwissenschaft nicht eben das beste Verhältnis hegen, wird die Beantwortung dieser universalen Grenzfragen vermutlich nicht ganz einfach für Sie. Aber das ist nun mal so, wenn man Grenzerfahrungen machen möchte. Die Physik ist dazu bestens geeignet. Und wenn es um Physik geht, ist wohl niemand besser geeignet, uns lehrend an die Hand zu nehmen, als eben jener beliebte Professor Lesch 20 .
Wir möchten also wissen, ob wir mit unserer Naturwissenschaft ein Werkzeug zur Hand haben, das es uns prinzipiell ermöglicht, ein komplettes Verständnis der Welt, also des gesamten Universums einschließlich des irdischen Lebens zu erlangen. Anders ausgedrückt: Ist die uns auferlegte Bescheidenheit – getragen von der Einsicht in unsere begrenzten intellektuellen und sinneswahrnehmerischen Möglichkeiten – alleiniger Grund, weshalb uns ein Gesamtverständnis vielleicht für immer verwehrt bleiben wird? Oder aber setzt sich die Wissenschaft selbst unüberwindliche Grenzen, quasi objektivierbare Schranken, unabhängig von humaner Selbstdiagnose? Werfen wir einen Blick auf unser forscherisches Tun, speziell im naturwissenschaftlichen Metier. Das Prinzip ist einfach: Aus reproduzierbaren Beobachtungen Modelle entwickeln, welche die Verhältnisse
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