Darwin im Faktencheck - moderne Evolutionskritik auf dem Prüfstand
vieles rätselhaft. Ein Beispiel: Wenn wir bestimmte Merkmale betrachten, lässt sich oft erkennen, welchen Nutzen sie ihrem Träger heute bringen. Wir können dann leicht nachvollziehen, dass die Selektion Bildung, Erhalt und Weiterentwicklung eines solch nützlichen Merkmals gefördert hat. So ermöglichte etwa die Ausbildung von Beinen eine effektive Fortbewegung an Land, diejenige von Flügeln die Nutzung des Luftraumes. Die Entwicklung der Sprachfähigkeit optimierte die Kommunikation, was ganz neue Möglichkeiten im sozialen Miteinander (etwa bei der Jagd) ermöglichte. Viele weitere Beispiele ließen sich hier aufzählen. Nun haben wir heute den Vorteil, dass uns die fertigen Merkmale in all ihrer Pracht und Nützlichkeit quasi auf dem silbernen Tablett der Natur präsentiert werden. Schwieriger wird es, wenn man sich an die Analyse der möglichen Entstehungsgeschichte einzelner Merkmale macht. Mit der evolutionären „Erfindung“ der Flugfähigkeit hatten wir uns ja bereits an früherer Stelle befasst. Ein fertiger Flügel verleiht Flugfähigkeit, das ist klar. Aber wie sieht es mit den Anfängen der Flügelbildung aus? Das Evolutionsmodell beschreibt Entwicklung als langfristige Akkumulation unzähliger Minimalveränderungen, von denen jede einzelne ihrem Träger einen zumindest geringfügigen Vorteil in der Bewältigung der Lebensanforderungen verschafft. Genau in diesem Punkt werden uns die Grenzen unserer Erkenntnisfähigkeit aufgezeigt. So sinnvoll uns die Erfindung des Flügels erscheint, so schwierig ist es, seine akkumulative Entwicklung unter dem Gesichtspunkt der Vorteilhaftigkeit jedes Einzelschritts nachzuvollziehen. Welchen Bonus könnten die ersten an Reptiliengliedmaßen durch Mutationen entstandenen Veränderungen ihren Trägern gebracht haben, die es lohnenswert machten, erhalten zu bleiben? Fliegerisches Potenzial war in dieser Phase sicher noch kein Thema. Dennoch sollten sich diese primären Variationen wenn auch nur minimal als vorteilhaft erwiesen haben, um von der Selektion nicht ausgemerzt zu werden. Das Gleiche gilt für die ersten Lautäußerungen unserer Ururahnen im Rahmen der Sprachentwicklung. Eine funktionelle Kommunikation ermöglichte diese unartikulierte Lautbildung sicher noch nicht, steigerte vielleicht sogar die Gefahr, die Aufmerksamkeit von gefährlichen Raubtieren zu erregen. Dennoch muss es irgendwelche Benefits gegeben haben, die den Erhalt und die Weiterentwicklung der Stimmbildung lohnend machten. Welche Pluspunkte in der Anfangsphase der Entwicklung einer Funktionsstruktur bei jedem kleinen Änderungsschritt den Ausschlag gaben, lässt sich im Einzelfall kaum nachvollziehen. Im Rückblick – wenn wir die Möglichkeit eines einmaligen Schöpfungsaktes ausschließen – darf man aber davon ausgehen, dass es diese Minimalvorteile gegeben hat. Wir müssen uns eingestehen, dass unsere Erkenntnisfähigkeit hier einfach begrenzt ist und wir daher auch Wissenslücken zu akzeptieren haben, die wir nur thesenhaft zu schließen in der Lage sind. Das gilt für die Evolutionstheorie wie für jedes andere Erklärungsmodell beobachtbarer Naturphänomene. Entscheidend aber ist, dass die ungeklärten Detailfragen angesichts der so zahlreich aus unterschiedlichsten Spezialdisziplinen vorliegenden Belege nicht als Rechtfertigung für eine generelle Ablehnung des Darwin’schen Abstammungsmodells herhalten dürfen. Ein derart fundiertes Wissenschaftsmodell kann nur zum Einsturz gebracht werden, wenn eindeutige Befunde auftauchen, die mit Aussagen der Theorie nicht in Einklang zu bringen sind. Derartige Befunde liegen aber für das Darwin-Modell nicht vor. Im Gegenteil mehren sich beinahe täglich die durch unsere Forschungsaktivitäten gewonnenen Indizien, die das Modell festigen und erweitern. Für ernste Zweifel an der Plausibilität der Evolutionsmechanismen gibt es gegenwärtig keinen Anlass. Nichtsdestoweniger sollten wir uns in Bescheidenheit üben. So hoch wir unseren gegenwärtigen Wissensstand und unsere weiteren Erkenntnismöglichkeiten auch einschätzen, müssen wir uns eines klar eingestehen: Es ist sehr wahrscheinlich, dass die intellektuelle Stärke der „Krone der Schöpfung bzw. der Evolution“ für ein Gesamtverständnis der Natur und des Phänomens „Leben“ niemals ausreichen wird. So schmerzlich diese Erkenntnis auch sein mag, aber die Grenzen unserer Wissenschaft sind klar vorgezeichnet. Vielleicht bewahrt uns aber gerade das vor so mancher Dummheit in dem
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