Darwin im Faktencheck - moderne Evolutionskritik auf dem Prüfstand
von vornherein zum Scheitern verurteilten Versuch, Gott zu spielen bzw. das Zepter der Evolution in die Hand zu nehmen und die Gesetze der Natur zu „überlisten“.
Das Prinzip Ordnung und die Grenzen der Erkenntnis
In den vorausgegangenen Kapiteln wurde eine ganze Palette evolutionsrelevanter Sachverhalte diskutiert, die nach Ansicht der Darwinkritiker nicht mit dem Modell einer auf zweckfreier Veränderung und Richtung gebender Auslese beruhenden Entwicklung vereinbar seien. All die vorgebrachten Gegenargumente entpuppen sich bei genauer Hinterfragung als Produkte von Fehlinterpretationen und der Ignoranz zentraler Darwin’scher Aussagen – sei es die fehlerhafte Bewertung der Zufallskomponente, das Missverständnis der Selektion als dualem Richter zwischen Leben und Tod oder das Trugbild eines nur von körperlicher Gewalt und Vernichtungsdrang geprägten Überlebenskampfes, der keinen Raum für Kooperation und Harmonie ließe. Darüber hinaus finden Erkenntnisse aus den modernen molekularen Forschungsdisziplinen – insbesondere der molekularen Genetik – in der Kampagne der Anti-Darwin-Fraktion so gut wie keine Berücksichtigung, geschweige denn Akzeptanz. Überdies verlangt man vom Evolutionsmodell eine lückenlose Aufdeckung aller den Ursprung und Wandel der Lebensformen betreffenden Fragen. Aber kann das unsere gesamte Naturwissenschaft überhaupt leisten? Darum wird es auf den folgenden Seiten gehen. Die Darwinkritiker werten Wissensdefizite prinzipiell als Gegenargumente. Sogar Fragestellungen, für die das Modell nach eigenem Anspruch gar keine Antworten zu liefern vermag, werden als Falsifizierungsbelege angeführt. So etwa die Frage nach dem „absoluten“ Beginn des Universums, der Vor-Urknall-Ära, der Bildung von Materie und Energie. Und zu guter Letzt wird die künstliche Reproduzierbarkeit des natürlichen Formenwandels, quasi die In-vitro-Artbildung in Zeitraffer, als unabdingbarer Beweis gefordert. Anders ausgedrückt bedeutet das: Die Beschränktheit der menschlichen Erkenntnisfähigkeit sowie die Grenzen der von ihm betriebenen Wissenschaft werden als Argumente gegen das evolutionäre Geschehen in der Natur vorgebracht. Das Eingeständnis, dass die Natur vieles parat hält, was sich unserer Detektion entzieht, wollen die Kritiker Darwins nicht akzeptieren. Die Grenzen der Wissenschaft – dieses Thema ist auch für das Selbstverständnis des Menschen von großer Bedeutung. Begründet es doch die schon mehrfach betonte Erfordernis, sich in Bescheidenheit hinsichtlich der eigenen Möglichkeiten für ein allumfassendes Weltverständnis zu üben. Wir nähern uns dieser Thematik über einen Parameter, dessen Vorhandensein in der Natur von den Darwin-Kritikern gern als „finales Totschlagargument“ gegen das Evolutionsmodell verkauft wird. Es geht um Ordnung, genauer um die globale Ordnung in der Natur. Der sogenannte
Entropiesatz
der Thermodynamik (Wärmelehre) lehrt, dass spontan alles zu maximaler Unordnung strebt und Energie aufgewendet werden muss, um geordnete Strukturen zu schaffen. Vermutlich kennen Sie das, lieber Leser, von Ihrem heimischen Schreibtisch oder der Behausung Ihres Nachwuchses. Wie von Geisterhand geführt, entsteht das Chaos hier quasi wie von selbst. Das Aufräumen kostet Sie dagegen einiges an Energie, denn durch Zufügen von noch mehr Chaos wird aus Unordnung niemals Ordnung entstehen. Genau das aber lehrt nach Ansicht der Darwin-Kritiker das Evolutionsmodell. Chaotische Mutationen sollen geordnete Strukturen, an Komplexität ständig wachsende lebendige Systeme schaffen? Nach Kritikermeinung ein Ding der Unmöglichkeit. Es ist wahrlich müßig, jetzt noch einmal die völlig unpassende „Orkan-über-Schrottplatz-baut-Jumbojet“-Metapher wiederzukäuen. Und dass sich die Anti-Darwinisten der gewichtigen Entkräftung der Allmacht des Zufalls durch den Selektionsmechanismus wohl für immer verschließen werden, soll jetzt auch nicht Thema sein. Zumindest etwas Gutes hat die Kritikermahnung, sich mit der natürlichen Ordnung zu befassen. Es regt zum Nachdenken an und wirft neue Fragen auf, nämlich Fragen nach den Ursachen. Was war zuerst da, die Henne oder das Ei – die Ordnung oder derjenige, der Ordnung schafft? Wobei dieser „derjenige“ seinerseits ja schon geordnet sein muss. Stopp! Vermutlich sind wir jetzt wieder an einem Punkt angelangt, wo Sie, verehrter Leser, an der Ordnung in den Hirnwindungen des Verfassers dieser Zeilen (ver)zweifeln. Aber bevor Sie
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