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Darwin im Faktencheck - moderne Evolutionskritik auf dem Prüfstand

Darwin im Faktencheck - moderne Evolutionskritik auf dem Prüfstand

Titel: Darwin im Faktencheck - moderne Evolutionskritik auf dem Prüfstand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Graf
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Darwinismus: ein Modell für Zurückgebliebene?
    Keines der in den vorangegangenen Abschnitten vorgestellten pseudowissenschaftlichen Argumente der „Darwin-Phobiker“ war wohl in irgendeiner Weise dazu angetan, dem Modell des evolutiven Wandels aller Lebensformen auch nur im Geringsten den Boden zu entziehen. Ganz im Gegenteil wird jede Theorie durch logische Entkräftung auf sie einprasselnder Kritikpunkte gestärkt, und zwar umso mehr, je stichhaltiger die Gegenargumente anfänglich erscheinen. Aufgrund der Oberflächlichkeit der Opponenten-Einwände, die ein ums andere Mal die mangelnde Kenntnis der Grundpfeiler des Abstammungsprinzips offenbaren, ist diese Wirkung hier allerdings eher gering.
    Konstruktive Kritik ist gut, absolut legitim und hat immer eine festigende Wirkung, weil sie entweder Bestehendes stabilisiert oder Raum für Neues schafft. Allerdings bedarf es dazu erheblich mehr als weitgehend gedankenloser „Angriffspolitik“. Wer mit nichtigen Argumenten kämpft, tritt sich nur vor das eigene Schienbein. Wie viele wacklige Geschütze will die Anti-Darwin-Front eigentlich noch auffahren, bevor sie sich ihrer Selbst-Bloßstellung bewusst wird? Je weiter man sich in die Literatur der „Antis“ vertieft, desto flacher wird deren sogenannte Beweisführung oder desto härter wird die Schusskraft der aufs eigene Tor abgefeuerten Geschosse. Kommt man mit sachbezogener „Kriegsführung“ nicht weiter, startet man gern einen Angriff auf die Person: Kann ein von Pferdefuhrwerken umgebener und von Gaslicht erhellter, „fossiler“ Engländer, dem mangels Verfügbarkeit von Computer, Elektronenmikroskop und Analysetechnik im Nanobereich jeglicher Einblick in die molekularen Strukturen des Mikrokosmos verwehrt ist, allein durch makroskopische Beobachtung und intellektuelle Kombinatorik ein globales Entwicklungsmodell entwerfen? Können dessen Grundprinzipien über die folgenden eineinhalb Jahrhunderte hinweg durch Einsatz ständig verfeinerter Analysemöglichkeiten in völlig neuen Wissenschaftsdisziplinen immer sicherer bestätigt werden? Geradezu lächerlich, meint der Anti-Darwinist mit überlegener Geste. Das sei noch viel anmaßender, als würde ein den „Hornhaut produzierenden Sohlenantrieb seines Klamottomobils“ beherrschender Fred Feuerstein das Funktionsprinzip eines Otto-Motors oder gar des Raketenantriebes eine Spaceshuttles erklären. Vielleicht sollten doch einige der am lautesten über den „hinterwäldlerischen“ Darwin herziehenden Geistesheroen lieber ihre eigenen intellektuellen Fähigkeiten oder besser noch ihre Lernbereitschaft einer kritischen Prüfung unterziehen, um sich der eigenen Hybris bewusst zu werden. Fest steht: Alle heute zur Verfügung stehenden Untersuchungsmethoden, durch Computereinsatz zumindest teilweise auch der subjektiven Beeinflussung beraubt, haben die grundlegenden Postulate des von Darwin entworfenen Modells gefestigt. Dabei konnten Belege aus molekularen Bereichen geliefert werden, die weit über das hinausgehen, was der allein auf seine natürlichen Sinneswahrnehmungen und seine Kombinatorik angewiesene Viktorianer erahnen konnte. Warum kann man dieser ohne große technische Hilfsmittel erbrachten Leistung keine Anerkennung zollen, sich beeindruckt ob der ständig voranschreitenden Verfestigung des Modells zeigen und gespannt den Fortgang der immer feinere Dimensionen erfassenden Naturwissenschaft verfolgen? Stattdessen wird zumindest teilweise versucht, in bockig-naiver und herablassender Weise ein Lebenswerk zu verunglimpfen, dessen sich immer weiter abzeichnende Genialität angesichts der damaligen Möglichkeiten uneingeschränkten Respekt verdient. Diese „Ich halte jetzt so lange die Luft an, bis …“-Methode des nicht seinen Willen durchsetzendes Kindes ist hier völlig unangebracht. Wenn uns die Molekularbiologie Aufschluss über die Universalität des genetischen Codes gebracht hat, überhaupt erst gezeigt hat, wie Informationen in Form chemischer Biomoleküle gespeichert und umgesetzt werden, wenn hohe genetische Übereinstimmungsgrade selbst der entferntest verwandten Lebensformen auf einen einzigen weit verästelten Stammbaum schließen lassen, sollte sich niemand von vornherein diesen Erkenntnissen verweigern. Eine „Es-ist-nicht-was-nicht-sein-soll-Politik“ blockiert und bedeutet Rückschritt. Es ist geradezu paradox. Einerseits wird von einer „mumifizierten“ Theorie gesprochen und die prinzipiell gerechtfertigte Forderung erhoben,

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