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Darwin im Faktencheck - moderne Evolutionskritik auf dem Prüfstand

Darwin im Faktencheck - moderne Evolutionskritik auf dem Prüfstand

Titel: Darwin im Faktencheck - moderne Evolutionskritik auf dem Prüfstand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Graf
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rein funktionell betrachtet ist die DNA ein bezüglich seines Informationsgehaltes höchst wandelbares Molekül mit universeller biologischer Gültigkeit. Damit ist sie wie geschaffen für evolutionäre Veränderung im Sinne Darwins, der auf dieses Wissen noch nicht zurückgreifen konnte. Seine heutigen Kritiker könnten es, scheinen sich aber in bekannter Manier den Erkenntnissen moderner Forschung zu verschließen. Da versucht man doch lieber mit netten kleinen Anekdötchen das Evolutionsprinzip ins Lächerliche zu ziehen. Nur sind diese als Metaphern anlegten Vergleiche höchst unpassend, da sie stets auf kardinalen Fehlern in der Interpretation des Abstammungsmodells fußen. Ein Beispiel: Um nicht immer das unschuldige Mäuschen zu malträtieren, schauen wir jetzt mal auf das Gen eines Elefanten. So wie nach Meinung der Kritiker ein Elefantengen prinzipiell anders strukturiert sein müsse als das eines anderen Lebewesens und demzufolge immer ein Elefantengen bliebe, was immer man ihm auch antäte, so könne man noch soviel in einem Glas Wasser herumrühren, es werde nie zu Wein oder Bier „mutieren“. Wow – Letzteres stimmt tatsächlich. Eine metaphorische Meisterleistung? – Mitnichten! Es handelt sich abermals nur um die Preisgabe einer fehlenden Grundkenntnis des Darwinismus. Mit diesem Gleichnis die Unmöglichkeit des Artwandels nach den Mechanismen der Evolution demonstrieren zu wollen, ist geradezu laienhaft. Niemand, der halbwegs mit den Grundlagen der molekularen Genetik und Darwins Lehre vertraut ist, wird jemals behaupten, das sich der Artwandel ad hoc am adulten, voll ausdifferenzierten Organismus – dem fertigen Elefanten – vollzieht. Entscheidendes geschieht viel früher, auf der Ebene der Erbsubstanz, der universellen DNA. Veränderungen (Mutationen, Rekombinationen), die hier eintreten, bevor ein Gen als Rezeptvorlage abgelesen und z. B. in Körpersubstanz umgesetzt wird, können erhebliche Wirkung auf das später synthetisierte Produkt haben. Was damit im weiteren Verlauf geschieht, bestimmt die Selektion. Die Aneinanderreihung zahlreicher positiv bewerteter Neuerungen über lange Zeiträume kann dann so deutlich von der Urform abweichende Muster hervorbringen, dass die Grenzen des vom Menschen definierten Artbegriffs überschritten werden. Das ursprüngliche Elefantengen wird dann in veränderter Form eine neue Heimat im Genom einer neuen Art gefunden haben, so wie es selbst vielleicht einmal aus einem Mammutgen hervorgegangen ist. Und wir Menschen tragen womöglich das eine oder andere Gen mit uns herum, das einige Mutationen und vielleicht drei Millionen Jahre früher zum Inventar des Australopithecus (
australis
= süd;
pithecus
= Affe) gehörte, der wohl berühmtesten und fossil in reichlicher Artenvielfalt recht gut belegten Vormenschengattung. Projizieren wir diese Zusammenhänge nun auf die Wasser-Wein-Metapher, wird eines klar. Genauso wie nicht der fertige Elefant der Angriffspunkt des Wandels ist, sondern seine noch unexprimierten Gene, so ist auch das fertige Wasser kein geeignetes Objekt der Weinherstellung mittels Rühren. Wer hier eine aussagekräftige Metapher liefern möchte, muss viel tiefer in die Materie eindringen, sich auf die Ebene der Moleküle, Atome und Elementarteilchen begeben. Die chemische Formel für Wasser – wahrscheinlich auch hartnäckigsten Chemieverweigerern geläufig – lautet H 2 O. Zwei Wasserstoffatome ( H ydrogenium) sind also mit einem Sauerstoffatom ( O xygenium) verbunden. Wer sich noch etwas genauer an den schulischen Chemieunterricht erinnert, wird wissen, dass noch andere Kombinationsmöglichkeiten zwischen beiden Atomarten bestehen: H 3 O + (Oxonium) sowie das besonders der Damenwelt als Blondiermittel geläufige H 2 O 2 (Wasserstoffperoxid). Diese Moleküle weisen gänzlich andere physikochemische Eigenschaften auf als das aus unseren Wasserhähnen strömende Nass. ). Oxonium ist ein kurzlebiges (Hydronium)Ion, das autoreaktiv im Wasser gebildet wird und den Säuregrad (pH-Wert) bestimmt. Wasserstoffperoxid ist ein stark ätzendes Zellgift und wirkt als Bleichmittel – leider nicht nur für Zellstoff. Der Marilyn Monroe nacheifernden Weiblichkeit wird das vom Friseurhandwerk anschaulich demonstriert. Während sich beim Haarewaschen unter der heimischen Dusche für gewöhnlich kein Farbwechsel des natürlichen Kopfschmuckes ausmachen lässt, sieht die willige Dame – pardon, die Herren ziehen mittlerweile nach – bei Malträtierung (so

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