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Darwin und die Götter der Scheibenwelt

Darwin und die Götter der Scheibenwelt

Titel: Darwin und die Götter der Scheibenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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wir eine Reihe von Erinnerungen mit unterschiedlichen Geschmacksrichtungen.
    Damasio hat gefühlsmäßige Einfärbungen in die Art und Weise eingeführt, wie wir von unseren Absichten, Entscheidungen, von anderen Menschen, Erinnerungen und Plänen sprechen. Er behauptet, dies sei der ›Zweck‹ der Gefühle, und die meisten Psychologen stimmen heute darin überein, dass emotional etikettierte Erinnerungen die Auswirkungen eines Gehirns sind, dessen Wechselwirkung mit dem Körper die Erinnerungen und Absichten mit Gefühlen einfärbt.
    Wir nehmen gewohnheitsmäßig an, dass die wirkliche physische Geschichte und insbesondere die gesellschaftliche Geschichte ebenso funktioniert wie unsere persönliche, wo Ereignisse als ›gut‹ oder ›schlecht‹ etikettiert sind – aber so funktioniert sie nicht. Beispielsweise führt es in die Irre, wenn man sich den Urknall wie die Explosion einer Bombe oder eines Feuerwerkskörpers vorstellt, von außen gesehen . Der ganze Witz beim Bild vom Urknall besteht drin, dass es zu dem Zeitpunkt, als das Universum entstand, kein ›Außen‹ gab . Auf etwas subtilerer Ebene neigen wir vielleicht dazu, uns die Geburt des Universums wie unsere eigene Geburt oder gar unsere Zeugung zu denken.
    Die wirkliche Geschichte nach dem Urknall – was immer das ›wirklich‹ gewesen sein mag – beruht auf der Ansammlung winziger Abfolgen von Ursache und Wirkung. Sobald wir darüber nachdenken, wie irgendeine bestimmte dieser Abfolgen aussieht, und sie aus dem Zusammenhang herauslösen, der sie antreibt, verlieren wir ihre Kausalität. Die brodelnde See aus Vorgängen und Erscheinungen und Verschwinden, wo keine Kausalität isoliert werden kann, wird manchmal ›Ameisenland‹ genannt. Der Name spiegelt drei Eigenschaften wider: die wimmelnde, scheinbar ziellose Aktivität von Ameisen, die in ihrer Gesamtheit den Ameisenstaat am Laufen hält; die gleichnishafte Tante Colonia in Douglas Hofstadters Buch Gödel, Escher, Bach * [* Die Tante Colonia der deutschen Ausgabe von 1985 hieß in Hof-stadters Original ›Aunt Hillary‹, worin ›anthill‹ (Ameisenhaufen) anklingt. – Anm. d. Übers. ], die ein vernunftbegabter Ameisenhaufen war und die Ankunft des mit ihr befreundeten Ameisenbären daran erkannte, dass einige der Ameisen, aus denen sie bestand, in Panik gerieten; schließlich eine einfache zelluläre Automatik, die zeigt, dass wir sogar mit der Kenntnis aller Regeln, denen ein System folgt, dessen Verhalten nicht vorhersagen können, es sei denn, wir lassen die Regeln ablaufen und sehen, was passiert. Für die meisten Leute fällt das überhaupt nicht unter ›Vorhersage‹.
    Aus ähnlichen Gründen ist es unmöglich, auch nur für ein paar Wochen das Wetter exakt vorherzusagen. Doch trotz des scheinbaren Fehlens von Kausalität auf den Mikro-Ebenen des Wetters, trotz der Unmöglichkeit, die Kausalität im Umherschwirren der Schmetterlinge zu isolieren – trotz der chaotischen Natur der Meteorologie im Großen wie im Kleinen hat Wetter Sinn . Wie auch ein Stein, der den Hang hinabrollt. Wie ein Großteil der Physik, des Maschinenbaus und der Luftfahrt: Wir können eine Boeing 747 bauen, die zuverlässig fliegt. Nichtsdestoweniger haben alle unsere physikalischen Modelle ihre Wurzeln in Gehirnen, die das meiste dessen, was sie wahrnehmen, falsch verstehen.
    Die Affen im Nachbarbaum anzuschreien. Das ist es, wofür sich Gehirne entwickelt haben. Nicht für Mathematik und Physik.
    Aus denselben Gründen verstehen wir Ökologie und Evolution größtenteils richtig, oft aber auch falsch. Die Szenarios, die wir entwerfen, funktionieren nicht, sie entsprechen den Tatsachen ebenso wenig wie das ›Wetter‹. Aber wir können nicht umhin, sie zu entwerfen, und sie sind hinreichend oft nützlich genug, um ›für Regierungsarbeit zu taugen‹.
    Um diesen Gedanken zu unterstreichen, ein wichtiges Beispiel aus der Evolution. Denken Sie an das erste Landwirbeltier, an jenen Fisch, der aus dem Wasser kam. Wir haben die überaus starke Empfindung, wenn wir mit einer Zeitmaschine ins Devon zurückreisen würden, als jener erste wichtige Fisch das Meer verließ, dann müsste sich ein Augenblick isolieren lassen: »Schau mal, indem sich dieses Fischweibchen auf den Schlamm hinaufgeschlängelt hat, ist es jenem Räuber entkommen, also ist es am Leben geblieben und kann seine Eier ablegen, und manche davon werden unsere Vorfahren werden … Wenn das Fischweibchen nicht diese beinähnlichen Flossen

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