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Darwin und die Götter der Scheibenwelt

Darwin und die Götter der Scheibenwelt

Titel: Darwin und die Götter der Scheibenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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sodass wir uns jetzt im falschen Bein der Hose der Zeit befinden«?
    Wenn Tante Janie allein vom Bahnhof kommt, werden keine Weltreiche einstürzen, es sei denn, Sie glauben, wie es in Francis Thompsons The Mistress of Vision heißt:
    All things by immortal power
Near or far
Hiddenly
To each other linkéd are
That thou canst not stir a flower
Without troubling of a star.* [* Alle Dinge, fern oder nahe, sind durch unsterbliche Kraft verborgen miteinander verknüpft, sodass man an keine Blume rühren kann, ohne einen Stern in Unruhe zu versetzen.]
    Das heißt, alle möglichen Chaos-Schmetterlinge sind in gewissem Sinn für alle wichtigen Ereignisse wie Hurrikane und Taifune verantwortlich – und für Zeitungstitel. Wenn ein Taifun oder ein Zeitungstycoon ein Reich zu Fall bringt, dann ist dieses Ereignis von allem – von all jenen Schmetterlingen – verursacht worden, was ihm voranging. Denn eine Veränderung bei jedem davon – oder vielleicht nur bei einem von einer großen Anzahl – kann das wichtige Ereignis aus der Bahn werfen.
    Also muss alles von allem vorher verursacht sein, nicht nur bei einem dünnen Kausalitätsfaden.
    Wir stellen uns die Kausalität als dünnen Faden vor, als lineare Kette von Ereignissen, wo Glied auf Glied folgt – wahrscheinlich weil das die einzige Möglichkeit ist, wie wir irgendeine kausale Abfolge geistig erfassen können. Wie wir sehen werden, ist das nur die Art und Weise, wie wir mit unseren eigenen Erinnerungen und Absichten umgehen, doch das alles bedeutet nicht, dass das Universum solch eine Kausalkette isolieren könnte, gleichgültig, welchem Ereignis sie vorangeht, wichtig oder nicht. Und sicherlich ist ›wichtig‹ oder ›trivial‹ für gewöhnlich ein menschliches Urteil, es sei denn, dass das Universum tatsächlich die meisten kleinen Veränderungen ›auswischt‹ (was immer das heißen mag) und bedeutende Ereignisse solche sind, deren einzigartiger Einfluss später von anderen Einflüssen unterschieden werden kann.
    Weil sie eben Geschichten sind, an der Art orientiert, wie unser Verstand funktioniert, und nicht an der Art, wie das Universum seine Kausalität umsetzt, nehmen die meisten Zeitreisegeschichten an, dass eine große (lokal begrenzte) Veränderung notwendig ist, um eine große Wirkung zu erzielen – Napoleon töten, in China einmarschieren … oder Lincoln retten. Und Zeitreisegeschichten folgen einer anderen Konvention, einem anderen ›Verhaltenskodex‹, weil sie eben Geschichten sind, dem Fabulieren näher als der Physik. Diese Konvention ist die Zeitlinie, an die sich der Reisende erinnert. Die Handlung beruht für gewöhnlich darauf, dass sie nur dem Reisenden eigen ist. Wenn er in seine Gegenwart zurückkehrt, erinnert er sich daran, den Schmetterling zertreten, seinen Großvater umgebracht oder Leonardo etwas über U-Boote erzählt zu haben … aber alle anderen kennen nur ihre ›veränderte‹ Vergangenheit.
    Lassen Sie uns von großen Ereignissen, großen oder kleinen Ursachen dazu übergehen, wie wir die scheinbare Kausalität in unserem eigenen Leben beeinflussen. Wir haben ein sehr seltsames Oxymoron (einen in sich widersprüchlichen Begriff) erfunden, um das zu beschreiben: ›freier Wille‹. In Hirngespinste der Wirklichkeit haben wir das Kapitel über den freien Willen so genannt: »Wir wollten ein Kapitel über den freien Willen, haben es uns dann aber anders überlegt, und hier ist es nun«, um das paradoxe Wesen der ganzen Idee deutlich zu machen. Dennetts jüngst erschienenes Buch Freiheit entwickelt sich behandelt dasselbe Thema auf sehr starke Weise. Er zeigt, dass es in Bezug auf den ›freien Willen‹ keine Rolle spielt , ob das Universum einschließlich der Menschen deterministisch ist. Selbst wenn wir nur das tun können, was wir müssen, gibt es Möglichkeiten, das Unvermeidliche vermeidlich zu machen. Selbst wenn es immer nur die Schmetterlinge sind, wenn winzige Unterschiede auf chaotische Weise große historische Trends festlegen, können Wesen, die so hoch entwickelt sind wie wir, dennoch Dennett zufolge »den einzigen freien Willen haben, den zu haben sich lohnt«. Er schreibt davon, wie er sich duckt, um einem Baseball auszuweichen, der auf sein Gesicht zufliegt, was vielleicht der Kulminationspunkt einer Kausalkette ist, die bis zum Urknall zurückreicht – aber wenn es für seine Mannschaft gut gewesen wäre, hätte er sich treffen lassen können.
    Dann aber ist das Entscheidende: Hilft es seiner Mannschaft?

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