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Darwin und die Götter der Scheibenwelt

Darwin und die Götter der Scheibenwelt

Titel: Darwin und die Götter der Scheibenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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auf Frauen als Philosophinnen ausgebracht hatte.
    Es war wahrscheinlich Hinton, der Wells auf die erzählerischen Möglichkeiten der Zeit als vierte Dimension brachte. Die Indizien dafür sind indirekt, aber überzeugend. Newcomb kannte Hinton jedenfalls: Er hatte ihm einmal eine Arbeit verschafft. Wir wissen nicht, ob Wells Hinton jemals begegnet ist, aber es gibt Hinweise auf eine enge Verbindung. Beispielsweise wurde der Begriff ›scientific romance‹* [* Die romance ist ein Roman oder eine längere Erzählung mit Betonung des Phantastischen, Abenteuerlichen oder Märchenhaften (Ritterromane sind ein typisches Beispiel). – Anm. d. Übers.] 1884 und 1886 von Hinton in Titeln seiner gesammelten spekulativen Essays geprägt, und Wells benutzte denselben Ausdruck später zur Beschreibung seiner eigenen Geschichten. Zudem las Wells regelmäßig die Zeitschrift Nature , die Hintons erste Folge von Scientific Romances rezensierte (freundlich) und eine Zusammenfassung einiger seiner Ideen über die vierte Dimension brachte.
    Höchstwahrscheinlich war Hinton auch für eine andere viktorianische transdimensionale Sage mitverantwortlich, für Edwin A. Abbotts Flächenland aus dem Jahre 1884. Die Geschichte handelt von A. Rechteck, der in der euklidischen Ebene in einer zweidimensionalen Gesellschaft von Dreiecken, Sechsecken und Kreisen lebt und der nicht an die dritte Dimension glaubt, bis eine des Wegs kommende Kugel ihn in diese versetzt. Wer im viktorianischen Zeitalter nicht an die vierte Dimension glaubte, sollte der Analogie zufolge ebenso engstirnig sein. Darunter liegt noch eine Satire über den viktorianischen Umgang mit Frauen und den Armen. Vieles bei Abbott erinnert sehr an Elemente, die sich in Hintons Geschichten finden.* [* Siehe The Annoted Flatland (Das annotierte Flächenland) von Edwin A. Abbott und Ian Stewart.] Den Großteil der Zeitreise-Physik macht die Allgemeine Relativitätstheorie aus, hinzu kommt eine Prise Quantenmechanik. Soweit es die Zauberer der Unsichtbaren Universität angeht, ist das alles eine ›Quantensache‹ – ein allgemeingültiger intellektueller Freibrief –, sodass man sie verwenden kann, um praktisch alles zu erklären, egal, wie bizarr es ist. Je bizarrer, umso besser sogar. Ihnen steht also in Kapitel 8 eine kräftige Dosis Quantensache bevor. Hier werden wir den Grund legen, indem wir eine kurze Einführung in Einsteins Relativitätstheorie liefern, die Spezielle und die Allgemeine.
    Wie wir in Die Gelehrten der Scheibenwelt dargelegt haben, ist ›Relativität‹ eine dumme Bezeichnung. Es hätte ›Absolutheit‹ heißen müssen. Der Kernsatz der Speziellen Relativitätstheorie lautet, dass nicht ›alles relativ‹ ist, sondern dass ein Ding – die Lichtgeschwindigkeit – unerwarteterweise absolut ist. Wenn man in einem fahrenden Auto eine Taschenlampe anschaltet, sagt Einstein, wird sich die zusätzliche Geschwindigkeit des Wagens nicht auf die Geschwindigkeit des Lichts auswirken. Das steht im drastischen Widerspruch zur altmodischen Newtonschen Physik, wonach sich das aus der Lampe kommende Licht schneller bewegen würde, da es zusätzlich zu der ihm eigenen Geschwindigkeit noch die des fahrenden Autos erhält. Wenn man aus dem fahrenden Wagen einen Ball wirft, passiert genau das. Wirft man Licht, müsste es ebenso sein, ist es aber nicht. Trotz des Schocks für die menschliche Intuition zeigen Experimente, dass sich die Rundwelt tatsächlich relativistisch verhält. Wir bemerken es nicht, weil der Unterschied zwischen Newtonscher und Einsteinscher Physik sich erst bemerkbar macht, wenn die Geschwindigkeiten in die Nähe der Lichtgeschwindigkeit kommen.
    Die Spezielle Relativitätstheorie war unvermeidlich; die Wissenschaftler waren drauf und dran, an sie zu denken. Der Boden wurde schon für sie bereitet, als James Clerk Maxwell 1873 seine Gleichungen für den Elektromagnetismus niederschrieb. Diese Gleichungen haben in einem ›sich bewegenden Rahmen‹ – wenn Beobachtungen von einem sich bewegenden Beobachter gemacht werden – nur dann Sinn, wenn die Lichtgeschwindigkeit absolut ist. Mehrere Mathematiker, darunter Henri Poincaré und Hermann Minkowski, erkannten das und griffen Einstein auf der mathematischen Ebene vor, aber es war Einstein, der als Erster die Ideen als Physik ernst nahm. Wie er 1905 zeigte, sind die physikalischen Konsequenzen bizarr. Objekte schrumpfen in dem Maße, wie sie sich der Lichtgeschwindigkeit nähern, die Zeit verlangsamt

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