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Darwinia

Darwinia

Titel: Darwinia Kostenlos Bücher Online Lesen
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Rohr gelegt, das Wasser vom Fluss abzweigte, und aus der Mündung am Stadtrand ergoss sich ein gleichmäßiger Strom in die Straßen, um in den Rissen und Löchern zu versickern. Das Wasser war kalt und schmeckte nach Fels und Kupfer. Vale trank eimerweise davon; dasselbe taten die anderen Männer.
    Wenn es denn noch Männer waren. Sie wurden ganz offensichtlich etwas anderes. Ihre Körper machten einen radikalen Wandel durch. Manchen war ein zweites Paar Arme gewachsen, kleine Stummel, die aus der veränderten Rippenmuskulatur traten, mit winzigen Fingerchen, die blind ins Leere griffen.
    Er trank, brauchte aber nicht zu urinieren. Der neue Körper nutzte das Wasser effizienter, und das war gut so. Denn irgendwann diese Nacht hatte er seinen Penis verloren. Das Ding hatte wie ein brandiger Daumen dagelegen; es lag noch da.
    Vale vermied es, darüber nachzudenken. Es hätte seine Euphorie gestört.
    Die herbstliche Luft war kühl und erquickend.
     

     
    Elias Vale hatte viel prophezeit, Richtiges und Falsches. Wie durch Champagner hindurch hatte er in menschliche Seelen geblickt und lauter Dinge gesehen, die dort schwammen oder schwebten. Für die Götter war seine Begabung ganz hilfreich gewesen. Doch der Blick in die eigene Zukunft war ihm verwehrt.
    Na und?
    Seine Gottheit hatte ihm einst Reichtum, ewiges Leben und die ganze Erde versprochen. All das kam ihm jetzt reichlich überzogen vor, so überredete man ein Kind.
    Wir dienen, weil wir dienen, dachte Vale, ein Zirkelschluss, der zutraf.
    Er spürte den Herzschlag im Zentrum der Stadt: den Born der Schöpfung.
    Sein Gesicht kam ihm vor wie eine geschälte Apfelsine. Vale konnte nur vermuten, wie er jetzt aussah. Es gab nirgends einen Spiegel.
     

     
    Seine Gottheit bugsierte ihn tiefer in die Stadt hinein, machte ihn zu einem der Auserwählten, die rings um den Dom in Stellung lagen.
    Elias Vale fühlte sich geehrt.
    Die Nacht war eiskalt. Er schlief im Freien, den Kopf auf Steinen gebettet. Er wurde von Mörserfeuer geweckt.

 
Kapitel Achtunddreißig
     
     
     
    Unter Artillerieeinschlägen arbeiteten sie sich an die Kammlinie heran.
    Die Einschläge erinnerten Guilford an die Sprengungen beim Bau der Alpentrasse. Nur dass man kein Gestein stürzen hörte. Und dass es nicht aufhörte. Es ging immer weiter mit einer entnervenden Unregelmäßigkeit, wie der Herzschlag eines Gejagten.
    Und es erinnerte ihn an Bois Belleau und die deutsche Artillerie.
    »Sie müssen gewusst haben, dass wir kommen.«
    »So ist es«, sagte Tom Compton. Die beiden Männer duckten sich hinter einen Felssturz. »Aber sie wissen nicht, wie viele wir sind.« Er knöpfte den Kragen seines ramponierten, braunen Mantels zu. »Der Teufel ist ein Optimist.«
    »Sie könnten Verstärkung bekommen.«
    »Kaum. Wir haben Leute an jedem Bahnhof und jedem Flugfeld östlich von Tilson.«
    »Wie viel Zeit gewinnen wir dadurch?«
    Der Grenzer zuckte die Achseln.
    War das von Belang? Nein, natürlich nicht. Die Lawine war losgetreten.
    Gedämpftes Tageslicht berührte die Gipfelkette. Als Guilford den Kamm überschritt, sah er das Chaos. Das Tal lag noch im Dunkeln, weißer Nebel fingerte durch die Straßen. Einem Trupp von Männern, zu denen der ehrwürdige Erasmus zählte, war es gelungen, sich mit ihrem Sammelsurium an schweren Kanonen, Haubitzen und Mörsern in Schussweite der ersten Gebäude zu verschanzen, und die Dämonenfestung noch vor Tagesanbruch unter Beschuss zu nehmen.
    Inzwischen hatte sich der Feind allerdings von der Überraschung erholt; die Westflanke lag unter heftigem Beschuss.
    Gleichzeitig kamen Guilford und knapp zweihundert andere Alte Männer den Nordhang herunter. Das Riedgras, das hier Halt gefunden hatte, und die Brocken, die aus der steilen Talwand gebrochen waren, boten herzlich wenig Deckung. Das Gelände hatte nur einen Vorteil: Es war schwer zu befestigen gewesen.
    Das eigentliche Ziel lag noch in hoffnungsloser Ferne: der Brunnenschacht, in dem das Bewusstsein Tausende halb inkarnierter Dämonen gefangenhielt… und auch an diesen Krieg erinnerte sich Guilford…
    Weil ich bei dir bin, erinnerte ihn sein Geist.
    Guilford trug ihn jetzt in sich, den Wachsoldaten. Wenn es ihm oder einem seiner Waffenbrüder gelang, seinen persönlichen Geist zum Brunnen zu bringen, konnten die Dämonen wieder gebannt werden.
    Kaum dass er den Gedanken zu Ende gedacht hatte, eröffnete ein Heckenschütze das Feuer. Aus den verkrüppelten Moscheebäumen, die sich an den Steilhang

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