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Darwinia

Darwinia

Titel: Darwinia Kostenlos Bücher Online Lesen
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Wunder hatte die Regierung versucht, durch so genannte Homestead grants [24] und kostenlose Schiffspassagen Freiwillige für die Besiedlung von Darwinia zu gewinnen; das Leben in Amerika war nicht eben leicht und doch ging nur ein besonderer Menschenschlag auf das Angebot ein. Darunter etliche, die sich so der Strafverfolgung entzogen.
    Sie waren Fischer und Fallensteller und schlugen sich mehr oder weniger ehrlich durchs Leben. So wie sie aussahen, mussten Süßwasser und Seife ein rares Gut sein. Männer wie Frauen trugen grobe Kleidung und langes, verfilztes Haar. Und trotzdem waren unter diesen schäbigen Individuen nicht wenige, die Sullivan und Guilford mit einem verhaltenen Grinsen begegneten – die Verachtung des Eingeborenen für den Touristen.
    »Wir besuchen einen Mann namens Tom Compton«, sagte Sullivan. »Der beste Spurenleser in Jeffersonville, vorausgesetzt er lebt noch und ist nicht draußen im Busch.«
    Tom Compton wohnte in einer Holzhütte abseits des Wassers. Sullivan klopfte nicht an, sondern platzte einfach durch die halb offene Tür – darwinische Gepflogenheit vielleicht. Guilford folgte ihm vorsichtig. Nachdem sich seine Augen an das Halbdunkel gewöhnt hatten, entpuppte sich das Innere der Hütte als spartanisch und sauber, auf dem Bretterboden lag ein Baumwollläufer, an den Wänden hingen Geräte zum Fischen und Jagen. Tom Compton saß seelenruhig in einer Ecke des einzigen Raums, direkt neben einem Tisch, ein großer Mann mit einem gewaltigen, verfilzten Bart. Die dunkle Haut wies ihn als Mischling aus. Um den Hals trug er eine Kette aus Klauen. Das Hemd war aus einer derben, einheimischen Faser gewebt, die Hose schien aus konventionellem Köper, halb verdeckt durch hohe Wasserstiefel. Er blinzelte die Besucher nicht gerade begeistert an und nahm eine langstielige Pfeife vom Tisch.
    »Bisschen früh dafür, oder?«, meinte Sullivan.
    Tom Compton riss ein hölzernes Zündholz an und hielt die Flamme über den Pfeifenkopf. »Nicht, wenn du mir unter die Augen kommst.«
    »Du weißt, warum ich hier bin, Tom?«
    »Hab es läuten hören.«
    »Wir wollen ins Landesinnere.«
    »Interessiert mich nicht.«
    »Ich hätte dich gerne dabei.«
    »Geht nicht.«
    »Wir überqueren die Alpen.«
    »Egal.« Er reichte Sullivan die Pfeife, der sie ihm aus der Hand nahm und den Rauch inhalierte. Kein Tabak, dachte Guilford. Sullivan reichte die Pfeife weiter und Guilford war bestürzt. Durfte er freundlich ablehnen oder war das wie bei einem Häuptlingstreffen der Cherokees, ein Zug aus der Pfeife statt eines Händedrucks?
    Tom Compton lachte. Sullivan sagte: »Das sind die getrockneten Blätter einer Flusspflanze. Ein bisschen berauschend, aber kein Opium.«
    Guilford nahm ihm die knorrige Bruyere aus der Hand. Der Rauch schmeckte so, wie ein Rübenkeller riecht. Das meiste fiel einem Hustenanfall zum Opfer.
    »Neuling«, sagte Tom Compton. »Er kennt das Land nicht.«
    »Er wird es kennen lernen.«
    »Das tun sie alle«, sagte der Grenzbewohner. »Jeder lernt es kennen. Falls ihn das Land nicht vorher umbringt.«
     

     
    Der Rauch aus Tom Comptons Pfeife bewirkte, dass Guilford sich leichter und unbeschwerter fühlte. Das Geschehen verlangsamte sich zu einem Kriechen oder schnellte ohne Zäsur voran. Als er in seine Koje auf der Argus kletterte, erinnerte er sich an den Tag nur bruchstückhaft.
    Er war mit Dr. Sullivan und Tom Compton in einer Kneipe an den Piers gewesen, wo braunes Bier in Krügen serviert wurde, die man aus getrockneten Flötenriedstämmen geschnitten hatte. Die Krüge waren porös und schwitzten das Bier aus, wenn man es zu lange stehen ließ. Das förderte eine Art zu trinken, die klarem Denken nicht zuträglich war. Es hatte auch zu essen gegeben, einen darwinischen Fisch, der sich auf dem Teller wie ein schlaffer, schwarzer Stechrochen ausgenommen hatte. Er schmeckte nach Salz und Schlamm; Guilford hatte nur wenig gegessen.
    Man hatte über die Expedition diskutiert. Der Grenzer hatte gespottet und war nicht davon abzubringen, dass diese Reise nur ein Vorwand war, um Flagge zu zeigen und Amerikas Anspruch auf das Hinterland zu unterstreichen. »Ihr sagt doch selbst, dass dieser Finch ein Idiot ist.«
    »Er ist Kleriker, kein Wissenschaftler; er kennt nicht mal den Unterschied. Aber er ist kein Idiot. Im Cataract Canyon hat er drei Männer vor dem Ertrinken gerettet – hat einen Mann mit doppelter Rippenfellentzündung wohlbehalten nach Lee’s Ferry gebracht. Das war vor zehn

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