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Darwinia

Darwinia

Titel: Darwinia Kostenlos Bücher Online Lesen
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vor uns noch keiner war, und haben Darwinia ein paar Geheimnisse entlockt.
    »Wir haben Darwinia nicht entjungfert«, räumte Tom Compton ein, »aber wir haben ihr unter den Rock geguckt.«
    Guilford stapfte zusammen mit Compton und Sullivan und ihren Packtieren durch den kühlen Nachmittag. Tiefe Wolken trieben über den Himmel, grellweiß an den Rändern, flauschig grau dazwischen. Guilfords Stiefel hinterließen kurzlebige Abdrücke in der schwammartigen Grasnarbe. In einer Senke hatte Keck wieder eine Abfallhalde dieser Insekten ausgemacht, einen Ring aus Knochen rings um ein täuschend friedliches Fleckchen Wiese. Wie das Gärtchen eines Trolls, dachte Guilford. Sie machten einen weiten Bogen um die Stelle.
    Tom Compton hatte ein anderes Problem. »Seit zwei Nächten gibt es Lagerfeuer«, sagte er. »Fünf, sechs Meilen hinter uns. Keine Ahnung, was das bedeutet.«
    »Partisanen?«, fragte Sullivan.
    »Wahrscheinlich nur Jäger, die uns über Rheinfelden gefolgt sind – die eher noch Erasmus gefolgt sind, um in seinen Weidegründen zu wildern. Partisanen, die meisten sind Küstenpiraten aus irgendwelchen Schurkennestern. Die kommen doch nur ins Innere, um zu jagen oder zu buddeln. Bestimmt nicht, um Politik mit der Waffe zu machen.«
    »Trotzdem«, sagte Sullivan. »Es wär mir lieber, wir wären unter uns.«
    »Mir auch«, sagte der Grenzer.
     
    Hügelcamp an einem namenlosen Bach. Es geht bergan. In der Ferne die schneebedeckten Gipfel einer alpinen Bergkette. Gehölze hauptsächlich aus Moscheebäumen & einer neuen Pflanze: ein kleiner Busch mit harten & ungenießbaren, gelben Beeren. (Keine richtigen Beeren, sagt Sullivan, aber genauso sehen sie aus.) Ein steifer und erfrischender Wind vertreibt die Billy fliegen – oder es ist einfach nicht mehr ihre Höhenlage.
    PS. Als ich zur Mittagszeit nach Norden blicke, da ist mir, als sähe ich ganz Darwinia vor mir: ein wunderschöner, melancholischer Gobelin aus Licht & Schatten, während die Sonne gen Westen sinkt. Erinnert mich an Montana – genauso weit & leer, aber nicht so kahl; eingehüllt in mildes Grün, ein fruchtbares und lebendiges Land, aber fremd.
    Caroline, ich weiß, dass ich deine Geduld auf eine harte Probe stelle: Du musst dich um Lily kümmern, den launischen Jered und die verschlossene Alice ertragen. Ich weiß, wie sehr du meine Reise nach Westen gehasst hast, und da hattest du noch den Komfort von Boston, um dich zu trösten. Ich hoffe, die Sache ist den ganzen Verdruss wert und meine Arbeit wird in Zukunft mehr gefragt sein und schließlich und endlich auch meinen beiden Ladies zugute kommen.
    Habe in letzter Zeit merkwürdige Träume, Caroline. Ich träume wiederholt, ich trüge eine Militäruniform und irre allein über ein verödetes Schlachtfeld, das in Rauch und Morast versinkt. So real! Fast wie eine wirkliche Erinnerung, obwohl ich so was noch nie erlebt habe & die Bürgerkriegsgeschichten am Familientisch gingen längst nicht so unter die Haut.
    Vielleicht eine Expeditionsneurose? Auch Dr. Sullivan berichtet von seltsamen Träumen & selbst Tom Compton räumt widerwillig ein, Probleme mit dem Schlaf zu haben.
    Aber wie sollte ich auch ruhig schlafen, ohne dich an meiner Seite zu wissen? Wie dem auch sei, das Tageslicht verscheucht die Träume. Bei Tag träumen wir nur von dem Gebirge, die blauweißen Gipfel sind unser Horizont.
     
    Tom Compton hielt Wache, als die Partisanen angriffen.
    Als der Morgen dämmerte, saß er mit Ed Betts an der Glut des Feuers, einem rundlichen Mann, dem das Kinn unaufhaltsam auf die Brust sank. Betts wusste nicht, wie man sich wach hielt. Tom schon. Der Grenzer, meist allein auf Jagd, hatte schon oft Wache gehalten, um sich vor Räubern und Grubenschmarotzern zu schützen, besonders im Kohlerevier. Man musste sich selbst überlisten und den Schlaf auf später verschieben. Das war ein Kniff. Und Betts beherrschte ihn nicht.
    Trotzdem gab es keine Vorwarnung, als die ersten Schüsse fielen, sie kamen von Osten, aus einem düsteren Gehölz. Der Tag hatte gerade mal die Farbe von blauer Ausziehtusche. Vier oder fünf Gewehre bellten mehr oder weniger gleichzeitig. »Was, zum Teufel…?«, entfuhr es Betts, dann kippte er mit einem Loch im Hals vornüber; sein Blut verzischte in der Glut.
    Der Grenzer ließ sich fallen, rollte sich und feuerte mit seiner Flinte auf den Waldrand, mehr um das Camp zu wecken und weniger, um zu treffen. Der Feind war nicht auszumachen.
    Die Wollschlangen kreischten vor Angst,

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