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Darwinia

Darwinia

Titel: Darwinia Kostenlos Bücher Online Lesen
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zum Bach. Der Boden wurde morastig und tückisch. Vor sich im wallenden Nebel konnte Guilford Keck erkennen, weiter konnte er nicht sehen. Bleib dran, sagte er sich.
    Dann blieb Keck plötzlich stehen und starrte auf seine Stiefel. »Gott sei uns gnädig«, sagte er leise. Die Beschaffenheit des Bodens hatte sich geändert. Guilford näherte sich dem Landvermesser. Etwas knisterte unter seinen Stiefeln.
    Zweige. Hunderte von dürren Zweigen.
    Nein: Knochen.
    Eine Abfallhalde.
    »Sie haben gewusst, was uns hier erwartet!«, schrie Keck dem Grenzer hinterher.
    »Ruhe!« Der wuchtige Schemen war Tom Compton, der Schemen daneben konnte Sullivan sein. »Ruhig Blut. Dahin treten, wo ich hintrete. Jeder behält den Vordermann im Auge. Gänsemarsch!«
    Guilford bekam von hinten einen Schubs. »Los Mann«, sagte Diggs. »Mach, dass du weiterkommst!«
    Nur weiter, Keck nach, Tom nach. Diggs hatte Recht. Eine Kugel greinte aus dem Nebel.
    Die Stiefel zermalmten Knochen. Tom folgte vermutlich der Abfallhalde und schlug so einen knappen Bogen um das Insektennest, ein falscher Schritt und…
    Vor ein paar Tagen hatte Keck eins von diesen Tierchen mit ans Lagerfeuer gebracht. Der Körper hatte die Größe eines Holzfällerdaumens, zehn lange und kräftige Beine und Mandibeln, die an chirurgisches Besteck erinnerten. Nicht auszudenken.
    Diggs schrie auf, als er von einem unsichtbaren Schädel abrutschte, das Gleichgewicht verlor und auf die weiche Grasnarbe des Nestes zutorkelte. Guilford bekam den wild rudernden Arm zu packen und riss den Koch zurück.
    Als sie die gegenüberliegende Seite der ringförmigen Halde erreichten, brach der Tag durch. Pech, dachte Guilford. Den Partisanen fiel das Nest womöglich auf. Aber dann mussten sie es umgehen – entweder zwischen Nest und Schluchtwand, wie es die Expeditionsteilnehmer getan hatten, oder zwischen Nest und Bach – in beiden Fällen waren sie leichter zu treffen.
    »Genau an diesen Bäumen bilden wir eine Linie«, sagte der Grenzer. »Nachladen und Munition sparen. Auf jeden schießen, der das Nest umgehen will, aber nicht drauflosballern – jeder Schuss muss treffen.«
    Doch die Partisanen waren zu versessen auf ihre Beute, um auf den Boden zu achten. Guilford besah sich die Männer ganz genau, als sie aus dem niedrigen Nebel in den Bereich traten, den sie wahrscheinlich mit einer Felsader oder einem Moospolster verwechselten. Er zählte sieben Männer: Militärgewehre, hohe Stiefel, Schlapphüte. Sie grinsten, waren sich ihrer Sache sicher.
    Die Stiefel boten Schutz – kurz wenigstens. Der Anführer hatte vielleicht drei Viertel des grünen Polsters durchmessen, bevor er nach unten blickte und sah, wie die Insekten an ihm hochschwärmten. Das schmale Grinsen verschwand; seine Augen weiteten sich, als er begriff. Er machte kehrt, kam aber nicht mehr vom Fleck; die Insekten klammerten sich so hartnäckig aneinander, dass sie stachelige Stränge bildeten, die ihn festhielten und nach unten zerrten.
    Er verlor das Gleichgewicht und ging schreiend zu Boden. Die Insekten waren im Nu über ihm – ihm und den Männern, die ihm gefolgt waren, deren Schreie ganz kurz die Oberhand hatten, dann ein einziges schwarzes, wogendes Leichentuch.
    »Schießt auf die Nachzügler«, sagte Tom. »Jetzt.«
    Guilford feuerte so oft wie die anderen, doch es war meistens die Flinte des Grenzers, die ihr Ziel fand. Drei weitere Partisanen fielen; die anderen flohen vor den Schreien.
    Das Schreien dauerte zum Glück nicht lange. Der Körper des Anführers, starr vor Gift, bäumte sich wie der Bug eines sinkenden Schiffes. Der Glanz von Knochen brach hier und da aus dem schwarzen Schwarm. Dann verschwand der ganze Mann unter dem brodelnden, feuchten Erdreich.
    Guilford stand wie versteinert. Die Knochen der Partisanen würden in die Halde eingehen, dachte er. Wie lange würde es dauern, bis der Boden ihre Schädel und Rippen erbrach? Stunden? Tage? Ihm war speiübel.
    »Guilford«, raunte Keck drängend.
    Keck blutete heftig aus einer Wunde am Oberschenkel. Verbinden, dachte Guilford. Das Blut muss gestillt werden. Wo ist der Verbandskasten?
    Doch Keck meinte etwas anderes.
    »Guilford!« Kecks Augen traten aus den Höhlen, er zog eine Grimasse. »Ihr Bein!«
    Da krabbelte etwas.
    Vielleicht war das Insekt durch die verzweifelte Bewegung eines Partisanen aus dem Nest geschleudert worden. Ehe Guilford reagieren konnte, war es am Stiefel hochgehuscht und bohrte seine Mandibeln durch die Hose.
    Guilford

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