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Darwinia

Darwinia

Titel: Darwinia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
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die zwei Welten sind nicht mehr ganz voneinander getrennt. Daher die Verwandlung Europas, ganz zu schweigen von der so genannten Stadt, in der ihr überwintert habt. Die beiden Welten haben sich verheddert, weil – es gibt da etwas, das sie zerstören will. Vielleicht nicht zerstören, eher fressen – tja, es ist schon kompliziert.
    Ein paar von uns sind in der anderen Welt gestorben und leben in dieser Welt weiter, und das ist das Besondere an uns. Vor uns liegt eine Aufgabe, Guilford Law, und es ist kein Zuckerschlecken. Glauben Sie ja nicht, dass ich alle Einzelheiten kenne. Nein, nein. Aber die Aufgabe ist langwierig und scheußlich, und wir sind diejenigen, welche.«
    Guilford sagte nichts, dachte nichts.
    »Die beiden Welten kommen sich immer ein bisschen näher. Tom wusste das nicht, als er die Stadt betrat – vielleicht hat er es geahnt –, aber er wusste es hundertprozentig, als er ging. Er weiß es jetzt. Und ich glaube, Sie wissen es auch.«
    »Menschen glauben alles Mögliche«, sagte Guilford.
    »Und Menschen wollen alles Mögliche nicht wahrhaben.«
    »Ich weiß nicht, was Sie meinen?«
    »Ich glaube doch. Sie sind einer von uns, Guilford Law. Sie sträuben sich noch. Sie haben Frau und Kind, und da will man nichts vom Armageddon wissen, ich mache Ihnen keinen Vorwurf. Aber es ist auch um ihretwillen – der Kinder, der Enkelkinder.«
    »Ich glaube nicht an Geister«, brachte Guilford heraus.
    »Das ist schade, denn die Geister glauben an Guilford Law. Und ein paar von diesen Geistern würden Sie am liebsten tot sehen. Gute Geister, böse Geister, es gibt zwei Sorten.«
    Ich will diese Hirngespinste nicht noch päppeln, dachte Guilford. Vielleicht hatte er ja das eine oder andere in seinen Träumen erlebt. In diesem Schacht im Zentrum der Ruinenstadt. Aber was hieß das schon?
    (Woher wusste Erasmus von dem Wachsoldaten? Sullivans letzte, rätselhafte Worte: Sie sind in Frankreich gestorben. Im Kampf gegen die Boches… Nein, lass die Finger davon; denk später drüber nach. Nur nichts zugeben. Mach, dass du heimkommst, zu Caroline.)
    »Die Stadt…«, hörte er sich flüstern.
    »Die Stadt gehört ihnen. Sie sollte nicht gefunden werden. Um sie versteckt zu halten, scheuen sie vor nichts zurück. Gehen Sie mal hin, in sechs Monaten oder einem Jahr, Sie werden sie nicht mehr finden. Die nähen das Tal einfach zu, wie einen Mehlsack. Die können so was. Die entfernen ein Stückchen Welt aus unserem – unserem Horizont. Oh, Sie oder ich, wir finden die Stadt vielleicht, ein normaler Mensch aber nicht.«
    »Ich bin ein normaler Mensch«, sagte Guilford.
    »Wünschen kann man sich vieles, hat meine Mutter immer gesagt. Egal.« Der Wollschlangenfarmer erhob sich ächzend. »Legen Sie sich aufs Ohr, Guilford Law. Wir haben noch ein gutes Stück vor uns.«
     

     
    Erasmus kam nicht wieder auf das Thema zu sprechen, und Guilford wollte nicht darüber nachdenken. Er hatte andere Probleme, dringendere.
    Auf der Wollschlangenfarm besserte sich sein körperlicher Zustand. Bis die Warenboote aus Jeffersonville eintrafen, konnte er schon ein Stück weit gehen, und zwar ohne zu humpeln. Er bedankte sich bei Erasmus und fragte ihn, was er denn von einem Argosy- Abonnement per Schiff halte.
    »Gute Idee. Dieses Buch von Finch war langweilig. Vielleicht auch noch das National Geographic?«
    »Abgemacht.«
    »Science and Invention?«
    »Erasmus, Sie haben mir am Bodensee das Leben gerettet. Alles, was Sie wollen.«
    »Na ja – ich will nicht habgierig sein. Und ich bezweifle, ob ich Ihnen das Leben gerettet habe. Ob Sie leben oder sterben, liegt nicht in meinen Händen.«
    Erasmus hatte seine Ware in zwei flache Flussboote geladen, die auf einen Broker aus Jeffersonville hörten. Das war Guilfords Rückkehr an die Küste. Er hielt dem Farmer die Hand hin.
    »Und wegen Evangeline…«
    »Keine Sorge. Sie kann tun und lassen, was sie will. Gibt man dem Tier erst einen Namen, hat der gesunde Menschenverstand verloren.«
    »Danke.«
    »Wir sehen uns«, sagte Erasmus. »Und denken Sie an meine Worte, Guilford.«
    »Mache ich.«
    Aber nicht jetzt.
     

     
    Der Flussschiffer erzählte ihm von den Scherereien mit England. Ein Seegefecht und streng zensierte Nachrichten über den Äther. »Es heißt aber, wir hätten sie vernichtend geschlagen.«
    Die Boote kamen gut voran, das Land wurde flacher, der Rhein breiter. Die Tage waren jetzt wärmer, die Rheinmarsch lag smaragdgrün unter einem heiteren

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