Das 10. Gebot - Women's Murder Club -: Thriller (German Edition)
sich auf den Heimweg nach Oakland gemacht hatte, sammelten Yuki und ich unsere Notizen zusammen und packten die Videobänder ein. Und dann waren wir alleine.
»Das war ja furchtbar …«, begann ich.
»Grässlich. Wenn das die Geschworenen gehört hätten, sie hätten sie womöglich laufen lassen, nur damit sie sich um ihre Kinder kümmern kann.«
»Hat Caitlin dem Psychiater erzählt, dass Dennis sie vergewaltigt hat?«
»Ja. Und zwar wiederholt, über einen längeren Zeitraum hinweg. Aber warum hätte ich das Candace auf die Nase binden sollen?«
»Und? Welches Strafmaß willst du beantragen?«
»Wenn ich das wüsste«, meinte Yuki.
Sie hastete die Treppe hinauf, um sich mit Red Dog zu beraten, und ich ging vier Stockwerke nach unten, um mit Jacobi zu sprechen, meinem ehemaligen Partner, langjährigen Vertrauten und neuen Polizeichef.
Jacobi öffnete zwei Coladosen und fragte, nachdem ich ihm die neuesten Entwicklungen in Bezug auf Candace Martin erzählt hatte: »Was sagt Yuki dazu?«
»Sie und Parisi kauen das Ganze gerade durch. Und Brady wird mich in den Streifendienst versetzen. Ich hab’s einfach nicht geschafft, die Finger von dem Fall zu lassen.«
»Soll ich mal mit ihm reden?«
»Ja. Würdest du das für mich tun?«
Jacobi nickte und fing an, mit den Fingern auf die Tischplatte zu trommeln. Er wartete, bis ich ihn aufgefordert hatte, es endlich auszuspucken, dann sagte er: »Lindsay, ich habe heute Morgen etwas erfahren. Keine schöne Neuigkeit.«
»Was ist denn? Was ist passiert?«, wollte ich wissen.
»Es geht um deinen Vater.«
»Meinen Vater?«
»Er ist gestorben, schon im August. Die Pensionskasse hat es erst jetzt erfahren. Es tut mir leid, Linds.«
»Nein«, brach es aus mir heraus, und ich stand auf. Überrascht stellte ich fest, dass mir schwindelig wurde, dass meine Beine mich nicht tragen wollten. Ich hielt mich an der Stuhllehne fest. Marty Boxer war eigentlich nie ein richtiger Vater gewesen. Um ehrlich zu sein, war ich mir nicht einmal sicher, ob er mich überhaupt geliebt hatte. Hatte ich ihn geliebt?
Das Nächste, woran ich mich erinnern kann, ist, dass Jacobi um seinen Schreibtisch herumkam und mich in die Arme nahm und dass meine Tränen sein Jackett durchnässten.
»Ich wollte es dir persönlich sagen. Er hatte einen Herzinfarkt. Er hat dich an deiner Hochzeit also nicht im Stich gelassen. Da war er schon nicht mehr am Leben.«
120 Claire wohnt in Mill Valley, und zwar in einem Traum von Haus: holzgetäfelte Zimmer mit Fachwerk und Dachbalken an den domartigen Gewölbedecken, dazu Steinfußböden und ein offener Kamin über zwei Stockwerke. Sämtliche Schlafzimmer bieten freie Aussicht auf die Berge, und von der Terrasse hat man einen atemberaubenden Blick auf einen fantastischen grünen, baumbestandenen Rasen.
Edmund Washburn, ein großer, gemütlicher Teddybär, hatte den Grill angeheizt, während Joe, Brady und Conklin mit einem Football auf dem Gras herumtollten.
Yuki, Cindy, Claire und ich hatten es uns auf den Teakholz-Liegestühlen unter Wolldecken gemütlich gemacht, während die kleine Ruby in ihrem Schaukelstuhl neben Claires Ellbogen lag und schlief.
Eine Mozart-Sinfonie drang aus den Lautsprechern, und Yuki sah zu den Jungs auf dem Rasen hinüber, ganz besonders zu Brady. Schließlich sagte sie: »Ich bin ein hoffnungsloser Fall. Nur, damit ihr Bescheid wisst. Sehr romantisch veranlagt. Und total verknallt in Jackson Brady.«
Wir lachten laut und ohne dass wir etwas dagegen machen konnten. Yuki wünschte sich eine feste Beziehung, und es sah ganz danach aus, als hätte sie eine. Mit meinem Chef.
Brady registrierte ihre Blicke, warf den Football weg und kam auf uns zu. Er zog Yuki hoch, warf sie sich über die Schulter und stürmte auf die beiden Setzlinge zu, die die Torpfosten bildeten.
Yuki kreischte und schlug theatralisch um sich, während Brady triumphierend um die beiden Bäumchen tänzelte, bevor er sie auf die Füße stellte und küsste. Eng umschlungen und lachend kamen sie anschließend zurück zur Terrasse.
Mann. Widerlich, wie glücklich die beiden waren.
Aber ganz ehrlich – ich war wirklich kein bisschen neidisch auf Yuki. Mit ihrer und Jacobis Fürsprache hatte Brady meinen Alleingang mit einem Klaps auf die Finger zu den Akten gelegt.
Verdammt. Es war gut, Freunde zu haben.
Joe rief nach mir. Er hatte den Ball, also stand ich auf, rannte los und wedelte heftig mit den Armen, bis er ihn zu mir passte. Cindy warf ihre Decke
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