Das 10. Gebot - Women's Murder Club -: Thriller (German Edition)
ihre einzige Chance, noch irgendetwas für sich herauszuholen.«
Candace schüttelte mit schmerzverzerrtem Gesicht den Kopf. »Ich verstehe das nicht.«
Ich blieb ungerührt.
Yuki machte weiter: »Phil. Der Richter hat uns eine Frist von sechzig Tagen gesetzt. Innerhalb dieser Frist sollten wir entscheiden, ob wir den Prozess fortsetzen wollen oder nicht. Heute ist der siebenundfünfzigste Tag. Entweder teilen wir am Montag Richter LaVan mit, dass die Angeklagte auf schuldig plädiert, oder aber wir ziehen wieder vor Gericht. Die Kinder werden dieses Mal nicht aussagen, aber Caitlins Psychiater wird ganz in der Nähe sein. Und wenn Sie auch nur den Hauch einer Andeutung fallen lassen, dass Caitlin ihren Vater umgebracht haben könnte, dann wird Dr. Rosenblatt den Geschworenen das Tonband vorspielen, auf dem Caitlin ihre Aussage widerruft. Also, Frau Dr. Martin, es liegt ganz bei Ihnen. Wir oder die Geschworenen. Entscheiden Sie sich. Aber, um ehrlich zu sein: Bei uns haben Sie die besseren Karten.«
»Candace«, sagte Hoffmann. »Es ist Ihre Entscheidung.«
»Ich bin müde, Phil«, sagte sie. Und dann fing sie an zu schluchzen.
Phil nickte und reichte ihr ein Taschentuch.
Candace trocknete sich damit die Augen, schnäuzte sich die Nase und sagte: »Phil, es tut mir leid, dass ich Sie angelogen habe. Ich wollte nur meine Kinder schützen. Sie haben doch niemanden außer mir.«
»Dann legen Sie mal los«, sagte Yuki.
117 »Sie wollen hören, dass ich Den nis erschossen habe?«, begann Candace Martin. »Ja, das habe ich getan. Nach jahrelangen Demütigungen und Qualen hat dieser Drecksack mich endlich so weit gebracht, dass ich die Beherrschung verloren habe.«
»Und wie genau hat sich das geäußert?«, wollte ich wissen.
Die Augen der Ärztin waren knallrot. Ihre Hände zitterten, genau wie ihre Stimme. Anstatt der beherrschten Chirurgin, die ich damals im Oktober in ebendiesem Zimmer kennengelernt hatte, saß mir nun eine Frau gegenüber, die ihr zwar noch ähnlich sah, die aber innerlich gebrochen und bereit war, die Wahrheit zu sagen.
»An jenem Abend war ich in meinem Arbeitszimmer«, sagte sie. »Ellen hatte schon Feierabend gemacht und war gegangen. Kurze Zeit später habe ich einen erstickten Schrei gehört, der nur von Caitlin stammen konnte. Ich bin also aufgestanden und den Flur entlanggerannt. Da habe ich gesehen, dass Dennis aus ihrem Zimmer gekommen ist. Er sah irgendwie seltsam aus. Und als er mich gesehen hat, ist er richtig zusammengezuckt. Dann hat er mich angeschrien: ›Was schleichst du denn hinter mir her?‹ Ich konnte nicht einmal antworten, da kam Caitlin aus ihrem Zimmer gerannt und hat sich in meine Arme geworfen. Sie war nackt und knallrot im Gesicht. Sie hat geweint, und die Innenseiten ihrer Schenkel waren nass . ›Mommy, Mommy, Mommy!‹, hat sie geschrien. Noch nie habe ich ein solch entsetzliches, abgrundtief verzweifeltes Weinen gehört. Er hatte sie vergewaltigt«, sagte Candace, und auf ihrem Gesicht lag tödlicher Schrecken. »Mein Mann hatte mein kleines Mädchen vergewaltigt.«
Yuki und ich saßen vollkommen regungslos und ohne einen Ton zu sagen da.
»Ich habe sie festgehalten und ihr gesagt, dass ich sie liebe und dass ich sie immer lieben würde«, setzte Candace ihren Bericht fort. »Ich habe gesagt, sie soll duschen und sich anziehen und dass ich gleich wieder bei ihr bin. Und dann bin ich in unser Schlafzimmer gelaufen. Dennis war auch da, hat Geld in sein Portemonnaie gestopft und gesagt: ›Glaub ja nichts von dem, was sie dir erzählt hat. Caitlin lügt.‹ Dann hat er seine Autoschlüssel genommen und ist zur Schlafzimmertür hinaus. Er hat mich schon viele Jahre lang betrogen, aber jedes Mal, wenn ich ihn verlassen wollte, hat er gesagt, dass er mir die Kinder wegnehmen und mich als unfähige Mutter hinstellen würde. Mir war klar, dass er das auch wirklich versuchen würde. Obwohl er nie zu Hause war, obwohl er ein furchtbarer Vater war … Aber ich wusste, dass er einen Weg finden würde, um sie mitzunehmen, und sei es nur, damit ich sie nicht bekomme. Er hat vermutlich nicht gehört, dass ich nach Hause gekommen bin. Er hat sie vergewaltigt, während ich im Haus war! Wie konnte er so etwas bloß tun? Ich habe mich so gehasst, weil ich nichts geahnt, weil ich die Zeichen nicht gesehen habe. Aber Dennis habe ich noch mehr gehasst. Ich konnte einfach nicht zulassen, dass er damit durchkommt. Und dann habe ich mich an diese Pistole im Haus erinnert und
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