Das 1x1 der Schlagfertigkeit
halten damit andere von sich fern und zeigen deutlich, dass es gar keinen Sinn macht, sich mit ihnen zu messen oder sie in Frage zu stellen. Seien Sie ehrlich zu sich selbst: Sind Unsicherheit und Selbstschutz mit im Spiel? Warum haben Sie das Gefühl, sich so verhalten zu müssen, anstatt konstruktiv und sachlich auf andere zuzugehen?
Der Wunsch nach Schlagfertigkeit
Um Ihr »Projekt Schlagfertigkeit« zielgerichtet angehen zu können, sollten Sie sich über Ihre Motivation klar werden. Denn davon hängt es ab, was genau Sie üben und trainieren.
Auf die Frage, was sie mit (mehr) Schlagfertigkeit erreichen möchten, geben Leute ganz unterschiedliche Antworten. Grundsätzlich kann man sie in die beiden Kategorien äußere und innere Ziele einteilen.
ÄUSSERE ZIELE sind beispielsweise:
Ich möchte andere beeindrucken.
Ich möchte anderen klare Grenzen aufzeigen.
Ich wünsche mir, in jeder Situation souverän zu wirken.
Bei anderen will ich als clever, locker und witzig gelten.
INNERE ZIELE sind beispielsweise:
Ich möchte mich respektiert fühlen.
Ich will mich nicht unterlegen fühlen müssen.
Innerlich locker bleiben – das wäre schön.
Meine Gefühle sollen mich nicht überwältigen.
Wenn von Schlagfertigkeit die Rede ist, geht es meistens nur um die äußeren Ziele und darum, mit welchen Techniken man sie erreichen kann. Das ist natürlich wichtig und sinnvoll, aber nicht ausreichend. Denn auch wenn Sie es schaffen, Ihre Verletzbarkeit geschickt nach außen zu verbergen, heißt das noch lange nicht, dass Sie nicht innerlich leiden. Eine clevere Retourkutsche, die Ihnen die Bewunderung der anderen einbringt, ändert daran gar nichts.
Seien Sie sich selbst gegenüber ehrlich: Welche Ziele möchten Sie mit (mehr) Schlagfertigkeit wirklich erreichen? Wollen Sie andere mit scharf geschliffenen sprachlichen Waffen beeindrucken? Oder geht es Ihnen darum, sich persönlich weiterzuentwickeln und kritische Situationen mit echter innerer Gelassenheit und Souveränität zu meistern? In dem Fall hilft Ihnen negative Schlagfertigkeit nicht weiter.
ÜBUNG
Welche Ziele
möchten Sie erreichen?
Notieren Sie sich auf einem Blatt Papier Ihre persönlichen Ziele.
Welche äußeren Ziele möchten Sie erreichen?
Welche inneren Ziele möchten Sie erreichen?
Wie möchten Sie in kritischen Situationen nach außen wirken?
Wie möchten Sie sich in kritischen Situationen innerlich fühlen?
Genau zu wissen, wie Sie sich in prekären Situationen gerne fühlen und verhalten möchten, bringt Sie ein großes Stück weiter. Zum einen deshalb, weil Sie dann einen Trainingsplan erstellen und auf Ihr Ziel hinarbeiten können. Zum anderen helfen Ihnen klare Vorstellungen, im Ernstfall auf Kurs zu bleiben. Wenn Sie beispielsweise daran arbeiten möchten, in kritischen Situationen möglichst ruhig zu bleiben, und dieses Ziel verinnerlichen, wird es mit der Zeit zu einer Art »Hintergrundmusik«. Diese innere Stimme hilft Ihnen, nicht so leicht aus der Balance zu geraten. Allgemeine und schwammige Ziele wie »irgendwie schlagfertiger reagieren« besitzen dieses Potenzial nicht.
Was macht Sie
sprachlos?
Gehören Sie zu den Menschen, denen es in kritischen Situationen einfach die Sprache verschlägt? Die hinterher darüber grübeln, wie sie am besten reagiert hätten? Und denen später die treffendsten Antworten einfallen? Um die Sprachlosigkeit zu überwinden und handlungsfähig zu bleiben, wird häufig geraten, sich fertige Antworten für verschiedene Gelegenheiten zurechtzulegen und diese so lange zu trainieren, bis sie einem spontan und automatisch über die Lippen kommen – um die inneren Blockaden auszutricksen. Doch es ist viel besser, sich mit dem eigentlichen Problem zu beschäftigen: den Blockaden selbst. Packen Sie das Übel an der Wurzel, statt an Symptomen herumzudoktern.
Wenn in Ihnen die Gefühle das Zepter übernehmen und das logische Denken lahmlegen, ist eine Reihe von Mechanismen am Werk:
angeborene Automatismen (Kampf-oder-Flucht-Mechanismus),
kulturelle Überzeugungen (zum Beispiel: Man darf sich grundsätzlich nichts gefallen lassen!),
die eigene Geschichte und persönliche Erlebnisse,
eigene und tief verinnerlichte Überzeugungen.
Sobald Ihr Gehirn eine Situation als unangenehm, ärgerlich oder gar bedrohlich einstuft, wird Alarm ausgelöst und der Körper automatisch auf Kampf oder Flucht vorbereitet. Das bedeutet, dass das logische und vernünftige Denken vorübergehend ausgeschaltet wird und Sie reflexartig
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