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Das 2. Buch Des Blutes - 2

Das 2. Buch Des Blutes - 2

Titel: Das 2. Buch Des Blutes - 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Barker
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es war wirklich ein schönes Spiel.
    Sie versprach ihm so viel, sie köderte ihn mit Ruhm und bestärkte ihn in jeder Lüge, die er sich ausdachte. Sie verhieß ihm Reichtum, umschwärmte Auftritte im Fernsehen, ein Hofiertwerden, wie er es noch nie gekannt hatte. Solange er die Geister zum Vorschein brächte.
    Wieder lächelte er sein Lächeln. Sie nannte ihn ihren Mittler: einen unschuldigen Überbringer von Botschaften. Bald würde sie hier sein, die Augen auf seinem Körper, während er mit tränenerstickter Stimme ihre rührende Aufregung über eine neue Serie hingekritzelter Namen und Unsinnsworte untermalte,
    Er hatte es gern, sich nackt oder fast nackt von ihr betrachten zu lassen. Sämtliche Sitzungen liefen so ab, daß er nur eine kurze Unterhose anhatte, um irgendwelche verborgenen Hilfsmittel auszuschließen. Eine lächerliche Vorsichtsmaßnahme. Alles, was er brauchte, waren lediglich die Minenstummel unter seiner Zunge - sowie genügend Energie, um sich eine halbe Stunde lang auszutoben und sich dabei die Seele aus dem Leib zu schreien.
    Er schwitzte. Die Furche seines Brustbeins glänzte vor Nässe, Das Haar klebte an seiner bleichen Stirn. Heute war es eine ziemliche Knochenarbeit gewesen. Er freute sich darauf, bald hier rauszukommen, sich gründlich zu waschen und sich eine Zeitlang in Bewunderung zu sonnen. Der Mittler schob die Hand in seine Unterhose und spielte träge an sich herum.
    Irgendwo im Zimmer saß eine Fliege in der Falle - womöglich waren es mehrere. Für Fliegen eigentlich zu spät im Jahr, aber er konnte sie irgendwo in der Nähe hören. Sie surrten und rasten gegen das Fenster oder um die Glühbirne. Er hörte ihre winzigen Fliegenstimmen, aber er kümmerte sich nicht weiter darum, war zu sehr von seinen Gedanken an das Spiel in Anspruch genommen und vom reinen Wohlgefühl, sich selbst zu streicheln.
    Wie sie surrten, diese harmlosen Insektenstimmen, surrten und sangen und klagten. Wie sie klagten, Mary Florescu trommelte mit den Fingern auf den Tisch. Ihr Ehering saß heute lose, sie spürte, wie er sich mit dem Klopfrhythmus bewegte. Manchmal saß er fest, manchmal lose: eines dieser kleinen Geheimnisse, die sie nie genau analysiert, sondern einfach hingenommen hatte. Heute saß er sogar sehr lose: Schon glitt er ihr fast vom Finger. Sie dachte an Allans Gesicht. Allans liebes Gesicht. Durch ihren Ehering hindurch sah sie es wie tief unten in einem Schacht aufscheinen. Sollte sie sich seinen Tod so ausmalen: daß es ihn hinweggetragen hatte und immer weiter wegtrug, einen Schacht hinab tief in die Finsternis ? Sie schob den Ring zurück, damit er besser hielt.
    Durch die Kuppen des Zeigefingers und des Daumens spürte sie beinahe den säuerlichen Geschmack des Metalls auf ihrer Zunge, als sie es berührte. Eine merkwürdige Empfindung, eine Art Sinnestäuschung.
    Um die Bitterkeit wegzuspülen, dachte sie an den Jungen. Wie von selbst tauchte sein Gesicht auf, ganz wie von selbst, und überströmte ihr Bewußtsein mit seinem Lächeln und seiner noch nicht männlichen unaufdringlichen Körperlichkeit, Wie bei einem Mädchen, wirklich - seine Rundungen, die frische Reinheit seiner Haut - die Unschuld.
    Noch immer spielten ihre Finger mit dem Ring, und die säuerliche Geschmacksempfindung verstärkte sich. Sie blickte auf. Füller machte die Apparate betriebsfertig. Um seinen schon leicht kahlen Kopf flimmerte und wogte die Aura eines fahlen grünen Scheins.
    Plötzlich wurde ihr schwindlig.
    Füller sah nichts und hörte nichts. Er war, den Kopf über die Kameras gebeugt, ganz in seine Arbeit vertieft. Mary starrte ihn immer noch an, sah den Lichthof um ihn, spürte, wie fremdartige Empfindungen in ihr aufstiegen und sie durchschauerten. Plötzlich schien die Luft zu leben: Die nackten Moleküle des Sauerstoffs, Wasserstoffs, Stickstoffs umdrängten sie in vertraulicher Umarmung. Die Aura um Fullers Kopf erweiterte sich, ihre Strahlen vervielfältigten sich in jedem Gegenstand des Zimmers. Auch die abnorme Empfindungsfähigkeit ihrer Fingerspitzen erweiterte sich. Sie konnte beim Ausatmen die Farbe ihres Atems sehen: ein pink-orangefarbener zauberischer Schimmer in der sprudelnden Luft. Sie konnte ganz deutlich die Stimme ihres Schreibtisches, an dem sie saß, hören, das verhaltene Jammern seiner kompakten Gegenwart.
    Die Welt tat sich auf, stürzte Marys Sinne in einen Taumel und leß sie regellos die Funktionen vertauschen. Mit einemmal war sie fähig, die Welt als System zu

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