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Das 2. Buch Des Blutes - 2

Das 2. Buch Des Blutes - 2

Titel: Das 2. Buch Des Blutes - 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Barker
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verschwand rapide. »Sagen Sie uns, worum es sich bei dem Ganzen handelt!«
    »Worum?« sagte der Mann und hielt die Augen immer noch geschlossen. »Es war ein Fall, das ist alles. Einfach ein Fall…«
    »Was ist gefallen?«
    »Die Stadt. Podujevo. Meine Stadt.«
    »Und was hat sie zu Fall gebracht?«
    »Sie selbst natürlich.«
    Der Mann erklärte gar nichts; löste bloß ein Rätsel mit einem neuen.
    »Und wohin waren sie unterwegs?« erkundete Mick und versuchte, so unaggressiv wie möglich zu klingen.
    »Hinter Popolac her«, sagte der Mann.
    »Popolac?« fragte Judd.
    Mick entdeckte allmählich etwas Sinn in der Geschichte.
    »Popolac ist auch eine Stadt. Wie Podujevo. Zwillingsstädte.
    Sie sind auf der Karte …«
    »Wo ist die Stadt jetzt?« fragte Judd.
    Vaslav Jelovsek zog es anscheinend vor, die Wahrheit zu sagen.
    Einen Augenblick schwankte er zwischen der Möglichkeit, mit einem Rätsel auf den Lippen zu sterben, und jener, noch so lange zu leben, um seine Geschichte loszuwerden. Was tat es schon, wenn man die Sache jetzt erfuhr? Es konnte nie mehr einen neuen Wettstreit geben: Das war alles vorbei.
    »Sie sind zum Kampf angetreten«, sagte er, und seine Stimme war jetzt sehr schwach. »Popolac und Podujevo. Alle zehn Jahre treten sie an…«
    »Kampf?« fragte ]udd. »Wollen Sie damit sagen, daß all diese Menschen niedergemetzelt wurden?«
    Vaslav schüttelte den Kopf. »Nein, nein. Sie sind gefallen. Wie ich gesagt habe.«
    »Also, wie kämpfen sie dann?« fragte Mick.
    »Gehn in die Berge«, war die lapidare Antwort.
    Vaslav öffnete ein wenig die Augen. Die Gesichter, die sich da undeutlich über ihn beugten, waren erschöpft und krank. Sie hatten gelitten, diese Unschuldigen. Sie hatten etwas Aufklärung verdient.
    »Als Giganten«, sagte er. »Sie kämpften als Giganten. Sie haben einen Körper aus ihren Körpern gemacht, verstehen Sie?
    Der Bau, die Muskeln, die Knochen, die Augen, Nase, Zähne: alles aus Männern und Frauen.«
    »Er redet irre«, sagte Judd.
    »Dann gehn Sie in die Berge«, wiederholte der Mann. »Sehn Sie selbst, wie wahr es ist.«
    »Sogar, wenn man annimmt…« fing Mick an.
    Vaslav unterbrach ihn, brannte darauf, zu Ende zu kommen.
    »Sie waren gut im Gigantenwettstreit. Es hat viele Jahrhunderte Übung gekostet. Die Proportionen sind dabei alle zehn Jahre größer geworden. Jedesmal hat man sie unbedingt größer haben wollen als die vorherigen. Seile hat’s gebraucht, um sie alle einwandfrei zusammenzubinden. Sehnen… Bänder…
    Essen war im Riesenbauch… Rohre auf Lendenhöhe, um den Abfall zu beseitigen. Der mit den besten Augen saß in den Augenhöhlen, der mit der besten Stimme in Mund und Kehle.
    Technisch eine Meisterleistung, Sie würden’s nicht für möglich halten.«
    »Tu ich auch nicht«, sagte Judd und stand auf.
    »Er ist der Leib des Gemeinwesens«, sagte Vaslav, seine leise Stimme war kaum noch mehr als ein Flüstern. »Er ist die Gestalt unseres Lebens.«
    Schweigen. Kleine Wolken trieben über die Straße hin.
    »Es war ein Wunder«, sagte er, als würde ihm zum erstenmal die Ungeheuerlichkeit des Faktums in voller Tragweite bewußt. »Es war ein Wunder.«
    Jetzt war es genug. Wirklich genug.
    Nach den letzten Worten schloß sich sein Mund, und er starb.
    Diesen einen Tod empfand Mick schmerzlicher als den der Abertausende, vor denen sie geflohen waren; oder vielmehr war dieser Tod der Schlüssel, der die schreckliche Qual aufschließen sollte, die er für sie alle empfand.
    Ob der Mann es nun vorgezogen hatte, eine phantastische Lüge zu erzählen, oder ob diese Geschichte in gewisser Hinsicht der Wahrheit entsprach, Mick fühlte sich angesichts solcher Dimensionen total überfordert. Sein Vorstellungsvermögen war zu beschränkt, um sich wirklich ein Bild zu machen. Sein Hirn schmerzte vom Drandenken, und sein Mitleid brach unter der Jammerlast zusammen, die er spürte.
    Sie standen auf der Straße, während die Wolken vorbeijagten; die vagen grauen Schatten zogen über ihnen weiter zu den rätselhaften Hügeln.
    Der Abend dämmerte.
    Popolac konnte nicht mehr weiter. Es fühlte sich erschöpft in jedem Muskel. Innerhalb seiner riesigen Körperkonstruktion war es hie und da schon zu Todesfällen gekommen; aber in der Stadt kam kein Sichgrämen auf um die abgelebten Zellen.
    Soweit die Toten im Leibesinnern waren, konnten die Leichen an ihren Gurtgeschirren hängen bleiben. Soweit sie die Haut der Stadt bildeten, wurden sie aus ihren Positionen

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