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Das 2. Buch Des Blutes - 2

Das 2. Buch Des Blutes - 2

Titel: Das 2. Buch Des Blutes - 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Barker
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können, daß sie ihren Sprachführer im VW gelassen hatten. Die Frau schien nicht sehr viel zu verstehen von dem, was sie sagten, aber sie ließ sie neben einem prasselnden Kaminfeuer Platz nehmen und stellte eine Pfanne Essen zum Heißwerden auf den Herd.
    Sie aßen dicke, ungesalzene Erbsensuppe und Eier und lächelten die Gastgeberin hin und wieder dankbar an. Ihr Mann saß neben dem Feuer und versuchte erst gar nicht, mit den Fremden zu reden oder sie auch nur anzusehen.
    Das Essen tat gut. Es gab ihren Lebensgeistern neuen Auftrieb.
    Sie wollten bis zum Morgen schlafen und dann den langen, strapaziösen Rückmarsch antreten. Bei Tagesanbruch würden die Leiber auf dem Schlachtfeld gezählt, identifiziert, eingepackt und ihren Familien überführt werden. Die Luft wäre voll von beruhigenden Geräuschen, die das Stöhnen austilgen würden,das ihnen noch immer in den Ohren klang. Hubschrauber wären da, lastwagenweise Männer, die die Auf räumungsarbeiten organisierten. All die Gepflogenheiten, all das Drum und Dran einer Katastrophe in der zivilisierten Welt.
    Und nach einer Weile wäre dann alles annehmbar, würde Bestandteil ihrer Geschichte werden: Eine Tragödie freilich, aber eine, die sie erklären, klassifizieren und mit der zu leben sie lernen konnten. Alles würde gut werden, ja, alles würde gut werden. Wenn es erst mal Morgen war.
    Der Schlaf aus reiner Ermüdung überkam sie urplötzlich. Sie blieben, wo sie hingesunken waren, saßen noch immer am Tisch, den Kopf auf den verschränkten Armen, inmitten eines Durcheinanders aus leeren Schüsseln und Brotrinden.
    Sie wußten nichts. Träumten nichts. Spürten nichts.
    Dann setzte der Donner ein.
    In der Erde, tief in der Erde, ein rhythmischer Tritt, wie der eines Titanen, der lauter wurde und immer näher kam.
    Die Frau weckte ihren Mann auf. Sie blies die Lampe aus und ging zur Tür. Der Nachthimmel war von Sternen hell erleuchtet: ringsum schwarz die Berge.
    Der Donner hallte noch immer nach: eine volle halbe Minute zwischen jedem wummernden Paukenschlag, aber lauter jetzt.
    Und lauter mit jedem weiteren Schritt.
    Sie standen zusammen an der Tür, Ehemann und Frau, und lauschten hinüber zu den Nachthügeln, die das Echo des Getöses hin- und herwarfen zwischen ihren Hängen. Kein Blitz war da, der dem Donner vorausgegangen wäre.
    Nur das wummernde Gedröhn.
    Rums…
    Rums…
    Es ließ den Boden erbeben: Es warf den Staub vom Türsturz und rüttelte an den Fensterriegeln.
    Rums…
    Rums…
    Sie wußten nicht, was da näher kam. Aber welche Gestalt es auch annahm, und was es auch vorhatte, es schien sinnlos, vor ihm davonzulaufen. Der Ort, an dem sie standen, die jämmerliche Zuflucht ihres Hauses, war genauso sicher wie irgendein Schlupfwinkel im Wald. Wie sollten sie unter hunderttausend Bäumen den finden, der noch stand, wenn der Donner vorbeigekommen war? Besser warten: und zusehen.
    Die Augen der Frau waren schwach, und sie konnte nicht glauben, was sie sah, als die Schwärze des Hügels ihre Gestalt veränderte und sich hinaufbäumte, um die Sterne zu verdecken. Aber ihr Mann hatte ihn auch gesehen, den unvorstellbar riesigen Kopf, ungeheuerlicher noch in der trügerischen Dunkelheit, der immer weiter sich hinauftürmte und dessen Ausmaß die Hügel zu Zwergen verkümmern ließ.
    Der Mann fiel auf die Knie und brabbelte ein Gebet, seine arthritischen Beine verkrümmten sich unter ihm. Seine Frau kreischte auf: Keine ihr bekannten Worte konnten dieses Ungeheuer in Schach halten - kein Gebet, kein Flehen hatten Gewalt über es.
    Drinnen erwachte Mick, und sein ausgestreckter Arm, den ein plötzlicher Krampt durchzuckte, wischte den Teller und die Lampe vom Tisch. Sie zersprangen in Stücke.
    Judd wachte auf.
    Das Gekreisch draußen hatte aufgehört. Die Frau war im Wald verschwunden. Jeder, aber auch wirklich jeder Baum war besser als dieser Anblick. Ihr Mann ließ noch immer ein Stoßgebet nach dem anderen von seinen schlaffen Lippen träufeln, als das gewaltige Bein des Riesen sich hob und zum nächsten Schritt ansetzte.
    Rums…
    Das Haus wankte. Teller tanzten und krachten von der Anrichte. Eine Tonpfeife rollte vom Kaminsims und ging in der Herdasche zu Bruch.
    Dies Erdgedonner, den Lärm, der da erdröhnte, kannten die beiden Lover nur zu gut.
    Mick langte nach Judd und packte ihn an der Schulter. »Siehst du«, sagte er, und blaugrau schimmerten seine Zähne in der Finsternis. »Siehst du! Siehst du’s jetzt?«
    Etwas Hysterisches

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