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 Das Abkommen

Das Abkommen

Titel: Das Abkommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kyle Mills
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man alles ausprobierte, was die Jugend zu bieten hatte. Jetzt sah ich einfach nur aus wie ein Säufer.

DREI
    Das Bürohochhaus war brandneu – eines jener steil aufragenden Gebäude mit viel Glas und strengen Linien, denen man in New York auf Schritt und Tritt begegnet, die in North Carolina aber immer noch so aussahen, als wären sie gerade vom Himmel gefallen und einfach stecken geblieben. Ich war auf der anderen Straßenseite und versteckte mich in einem kleinen Lebensmittelgeschäft, das demnächst abgerissen werden sollte, um Platz zu machen für etwas Neues, das sich besser in das aufblühende Viertel einfügte. Eine Anwaltskanzlei vielleicht?
    Ich tat so, als würde ich mir den mit rosa Zuckerguss überzogenen kleinen Kuchen in meiner Hand ansehen, aber beim Gedanken daran, ihn zu essen, wurde mir noch schwindliger. Bevor mir der Schweiß ausbrechen konnte, der nach Tequila stinken und mir für den Rest des Tages anhaften würde, ging ich zum Getränkeautomaten und füllte mir einen Becher mit Cola, der so groß war, dass ich ihn nur mit beiden Händen halten konnte.
    Das kleine Geschäft war gut besucht. In einem Konvexspiegel über mir waren mindestens zehn verzerrte Gestalten zu erkennen, die sich durch die Gänge bewegten und mit einer Art militärischer Präzision ihre Einkäufe machten: Chips, Heftpflaster, Mineralwasser, Babywindeln …
    Als der Becher endlich vollgelaufen und ich mit fast zwei Liter Cola und Eis bewaffnet war, ging ich zur Kasse, nickte den anderen Kunden kurz zu und flüchtete dann in die schwülheiße Luft nach draußen.
    Der Dunstschleier, der zu dieser Jahreszeit für gewöhnlich über den Südstaaten hing, hatte sich zu einer trüben Wolkendecke verdichtet, die einen kräftigen, warmen Regenschauer ankündigte und vermutlich der Grund für die reichlich gedämpfte Stimmung der Menschenmenge auf der anderen Straßenseite war. Ich schätzte, dass nicht mehr als zwanzig Demonstranten vor dem breiten Eingang des Gebäudes, in dem ich arbeitete, hin- und hergingen, und diejenigen, die Plakate in der Hand hielten, hatten sie schon mit durchsichtiger Plastikfolie abgedeckt. Die normalerweise so forschen und mehr als deutlichen Sprechchöre, die alle möglichen und unmöglichen Wörter enthielten, die sich auch nur im Entferntesten auf Mörder reimten, waren aufgrund des deprimierenden Wetters so gut wie verstummt.
    Normalerweise ging ich all dem aus dem Weg, indem ich meinen mit einem Parkausweis gekennzeichneten Wagen in die schwer bewachte Tiefgarage steuerte und von dort aus den Fahrstuhl zu meinem Büro nach oben nahm. Aber heute Morgen hatte ich mein Auto nicht finden können – ich hoffte nur, dass ich es unversehrt in Darius’ Auffahrt hatte stehen lassen und nicht um einen seiner Bäume gewickelt hatte. Mir blieb deshalb nichts anderes übrig, als einen Frontalangriff zu wagen.
    Ich trank einen Schluck Cola, marschierte los und setzte einen angemessen wütenden und entschlossenen Gesichtsausdruck auf, als ich mich zu einigen der nachdrücklicher demonstrierenden Kritikern von Terra gesellte. Dieses gesund und umweltfreundlich klingende Unternehmen war vor Kurzem durch den Zusammenschluss von drei recht großen Tabakfirmen entstanden, von denen eine von meinem Urururgroßvater gegründet worden war. Oder war es mein Ururururgroßvater gewesen? Ich konnte es mir nie merken. Jedenfalls war die Terra Holding Corporation jetzt das weltweit größte Einzelunternehmen der Tabakindustrie und angeblich das größte unternehmerische Übel Amerikas.
    Als ich mich von der Gruppe der Demonstranten löste und auf den gläsernen Eingang von Terras Zentrale zuging, hörte ich jemanden direkt hinter mir so laut brüllen, dass ich mich reflexartig umdrehte und meinen riesigen Colabecher wie ein Schild vor mich hielt. Der Schreihals war ein sehr klein gewachsener Mann von etwa fünfzig Jahren, mit einem Schild in der Hand, auf dem ZWANZIG MILLIONEN UND ES WERDEN IMMER MEHR stand.
    »Mörder!«
    Er schien nicht mich, sondern das Gebäude anzubrüllen.
    Ich lächelte ihm verlegen zu und hob aufmunternd beide Daumen. Dann drehte ich mich um und startete sofort einen Ausfall in neutrales Gebiet – ein paar unbesetzt gebliebene Quadratmeter zwischen den Demonstranten und den vor dem Gebäude aufgereihten Sicherheitsbeamten. Zum Glück erkannte mich einer der Sicherheitsleute und riss die Tür auf. Ich rannte hinein, während die Demonstranten hinter mir in laute Buhrufe ausbrachen. Sie hatten

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