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Das Spiel ist aus, wenn wir es sagen

Das Spiel ist aus, wenn wir es sagen

Titel: Das Spiel ist aus, wenn wir es sagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanne Ryan
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PROLOG
    Drei Tage hatte sie warten müssen, bis um vier Uhr am Sonntagmorgen endlich auch die letzten Beobachter abgezogen waren. Wahrscheinlich mussten sogar die Verrückten irgendwann mal schlafen. Sie selbst brauchte auch dringend Ruhe, aber viel mehr noch sehnte sie sich danach, endlich wieder frei zu sein. Seit fast einer Woche hatte sie das Haus nicht mehr verlassen.
    Sie schrieb ihren Eltern einen Zettel, warf ein paar Sachen ins Auto und fuhr los. Den ganzen Weg durch die Stadt und während der zweistündigen Fahrt in den Shenandoah-Nationalpark sah sie immer wieder hektisch in den Rückspiegel. Wenn sie die Strecke mit ihren Eltern und Geschwistern gefahren war, hatten sie immer irgendetwas gespielt, gesungen, sich Videos angesehen oder einfach vor sich hin geträumt. Dieses Mal wurde sie von einem wachsenden Gefühl der Panik begleitet.
    Sie ignorierte bewusst die eindringlichen Ermahnungen ihrer Eltern, sich sofort nach Ankunft im Park bei einem Ranger zu melden, ließ das Auto am einsamsten Parkplatz stehen, den sie finden konnte, und lief einen von Sträuchern fast überwucherten Weg entlang. Am frühen Nachmittag müsste sie sich für einen Zeltplatz entscheiden, aber im Augenblick wollte sie nur im Wald verschwinden. Wenn sie den Beobachtern jetzt entkommen konnte, dann würde ihr die undurchdringliche Wildnis wenigstens für ein paar Tage etwas Schutz bieten.
    Der Rucksack lastete schwer auf ihren Schultern, als sie sich den steinigen Berg hochkämpfte. Wenn sie den üppigen Farn beiseite schob, fielen ab und zu ein paar Tautropfen auf ihre Hände. Das verlockende Rauschen eines Wasserfalls trieb sie an. Er würde eine wohltuende Abwechslung zu dem Psychoterror sein, dem sie die letzten dreiundzwanzig Tage ausgesetzt gewesen war. Verdammtes Spiel!
    Sie schlug nach einem tief hängenden Zweig, woraufhin Wassertropfen und Blätter auf ihren Kopf regneten. Aber was machte das schon, es war niemand da, der sehen konnte, dass ihr Laub auf der Haut klebte und in den Haaren hing. Allein der Gedanke an andere Menschen ließ verstörende Bilder in ihr aufsteigen. Und Ängste. Ängste, die am Rand ihres Bewusstseins verharrten und Gestalt anzunehmen schienen, diesmal in Form von leisen Schritten hinter ihr.
    Sie blieb stehen und betete, dass sie sich das Geräusch nur eingebildet hatte. Wie so oft in letzter Zeit. Stehen bleiben. Konzentrieren. Nachdenken.
    Die Schritte hielten einen Moment lang inne und erklangen dann wieder, schneller dieses Mal.
    Da war eindeutig jemand hinter ihr.
    Sollte sie sich hinter einem der dichten Büsche verstecken und denjenigen vorbeilassen? Wahrscheinlich war es nur ein Wanderer, der wie sie allein sein wollte, trotzdem schien ihr Verstecken die beste Lösung. Sie erhöhte ihr Tempo, um ihren Vorsprung zu vergrößern, und kroch dann in die schützenden Blätter eines dichten Rhododendronbuschs.
    Die Schritte wurden lauter, und sie klangen schwer, was auf eine große Person schließen ließ. War das die » Konsequenz « , mit der die Spinner, die das Spiel kontrollierten, für den Fall gedroht hatten, dass sie sich den Beobachtern nicht zur Verfügung stellte? Aber niemand konnte sie dazu bringen, sich mit den Idioten einzulassen, die sie zu jeder Tages- und Nachtzeit anriefen, mit den Irren, die ihr bis aufs Klo folgten, oder mit den Geisteskranken, die diese grauenhafte Webseite erstellt hatten, auf der sie und die anderen Spieler in einem Fadenkreuz abgebildet waren.
    Nachdem sie das gesehen hatte, hatte sie sich krank gestellt und war die letzte Woche zu Hause geblieben. Aber sie konnte sich nicht ewig verstecken und noch weniger konnte sie einstweilige Verfügungen gegen die ganze Welt erwirken.
    Ihr Atem ging schneller und flacher, als sich die Schritte immer mehr näherten. Sie klangen sehr schwer. War das womöglich gar kein Mensch hinter ihr? Komischerweise beunruhigte sie der Gedanke an einen Schwarzbären weniger als der, dass ihr hier jemand begegnen könnte. Vielleicht waren die Schritte aber auch gar nicht real. Das alles konnte ein Traum sein, der genauso manipuliert wurde wie ihre Gedanken während des Spiels und selbst danach noch. Es wurde immer schwieriger zu unterscheiden, was tatsächlich passierte und was nicht. Wie bei dem Zettel, den sie in einer Zeitschrift gefunden hatte, als sie sich ins Einkaufszentrum geschlichen hatte:
    Liebe Abigail, das Spiel ist erst zu Ende, wenn wir es sagen.
    Wie hatte jemand wissen können, dass sie in genau diesen Laden

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