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 Das Abkommen

Das Abkommen

Titel: Das Abkommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kyle Mills
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jetzt kannte, über seine Brille hinweg an.
    »Ähm, ja, stimmt …«, sagte Tina, während sie verlegen eine Haarsträhne um ihren Finger wickelte. »Woher weißt du das?«
    Darius streckte die Hände vor sich aus und wackelte wie ein stolzer Zauberer mit den Fingern hin und her. Die Musik wurde noch eine Spur leiser. »Die Firma gehört mir. Ich weiß alles. Ich hab dich noch nie hier gesehen. Ist das deine erste Party?«
    Sie nickte.
    Auf diese bescheidenen Zusammenkünfte kam man nur mit Einladung, und die Gästeliste gehörte zu den wenigen Dingen, die Darius nicht an seine Mitarbeiter delegierte. Er wusste ganz genau, dass sie zum ersten Mal hier war, und hatte sie mit Sicherheit erst jetzt eingeladen, weil vorher all die anderen schönen jungen Mitarbeiterinnen, die seine Personalabteilung eingestellt hatte, an der Reihe gewesen waren.
    »Gefällt’s dir?«
    »Es ist toll«, antwortete sie, wobei sie allerdings die neue akustische Umgebung falsch einschätzte. Ihre Antwort, oder genauer gesagt, die viel zu laute und nervöse Art, in der sie gegeben wurde, schien Darius zu gefallen.
    »Ich habe mich gerade mit deinem Freund unterhalten«, sagte Tina. »Er hat mir von seinem Job erzählt.« Sie sah mich mit weit aufgerissenen Augen an, die mich zwingen wollten, etwas zu sagen, damit sie sich vor dem Präsidenten, Vorstandsvorsitzenden und Guru von DariSoft nicht zum Narren machte.
    Darius’ Kopf drehte sich in meine Richtung, aber sein Körper blieb, wo er war. Mir fiel es schwer, ihn so zu sehen wie Tina. Ich war sein Charisma gewöhnt, hatte seine Wirkung auf andere aber oft genug miterlebt, um zumindest ahnen zu können, wie sie sich jetzt fühlte. Ich tat so, als wäre ich von einem der Tänzer hinter mir angerempelt worden, und drängte mich zwischen Tina und Darius.
    »Mann, das ist ja der reinste Wahnsinn hier«, sagte ich. »Darius, warum unterhalten wir uns nicht draußen weiter? Ich weiß doch, wie sehr du Menschenmassen hasst.«
    Er sah mich an wie mein Vater früher, wenn ich es gewagt hatte, ihm zu widersprechen. »Trevor, du versuchst doch nicht etwa, mich loszuwerden?« Unsere Blicke trafen sich für einen Moment, dann trat ich einen Schritt zurück.
    »Er hat dir also von seinem Job erzählt. So, so …«, sagte Darius zu Tina, während er mich von der Seite her ansah. Am liebsten hätte ich ihm seinen Kopf wie den Schraubverschluss einer Flasche abgedreht, aber stattdessen stand ich einfach nur wie angewurzelt da.
    »Lass mich raten. Campingklos?«
    Obwohl ich auf meine biergetränkten Schuhe starrte, spürte ich Tinas Blick auf mir. Ich war mir nicht ganz sicher, ob das aus wachsendem Misstrauen mir gegenüber geschah oder aufgrund der Tatsache, dass es einigen Leuten sehr schwerfiel, Darius anzusehen, wenn er direkt vor ihnen stand. Ich nahm einen leichten Zug von der Zigarette, die sie mir gegeben hatte.
    »Nein?«, hörte ich Darius sagen. »Hm. Elektrische Nasenhaarschneider?«
    Von Tina kam keine hörbare Reaktion, aber ich vermutete, dass sie den Kopf schüttelte.
    »Es sind doch nicht wieder diese kleinen Filzdinger, die man auf Möbelbeine klebt, oder doch?«
    Immer noch nichts von Tina. Wahrscheinlich nickte sie gerade.
    Darius legte den Arm um meine gebeugten Schultern und lachte, während er einen großen Schluck aus der Flasche Jack Daniels nahm, ohne die er bei solchen Partys selten anzutreffen war.
    »Dann stimmt es also gar nicht, dass deine Familie diese kleinen Filzdinger erfunden hat?«, hörte ich Tina sagen.
    Man könnte denken, ich hätte mir im Voraus etwas zurechtgelegt, um aus solchen Situationen wieder herauszukommen, aber aus irgendwelchen unerfindlichen Gründen hatte ich das noch nie getan.
    »Soll das ein Witz sein?«, warf Darius ein, während er mich an sich zog. »Trevors Familie hat sozusagen die Tabakindustrie dieses Landes erfunden.«
    Es war so wie immer.
    Ich wagte einen schnellen Blick zu Tina. Wie erwartet sah sie sich die Zigarette in ihrer Hand an.
    Die nächsten Sekunden waren entscheidend. Meiner Erfahrung nach unterstützten neun von zehn jungen, gesunden Raucherinnen – wenn auch etwas widerwillig – die Industrie, der sie ein derart lustverschaffendes, entspannendes, gewichtstabilisierendes und imageverbesserndes Produkt zu verdanken hatten. Doch eine von ihnen verhielt sich immer so, als hätte sie gerade ihren zukünftigen Mörder kennengelernt.
    »Noch so ein Lügner aus der Tabakindustrie«, sagte Tina, während sie ihre Zigarette in das,

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