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 Das Abkommen

Das Abkommen

Titel: Das Abkommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kyle Mills
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schon verloren, und mir ging es immer schlechter.
    Meine Aufgabe bestand darin, den aktuellen Bericht der Gesundheitsbehörde mit den vorherigen Berichten zu vergleichen und ihn irgendwo im Kontext des neuen Jahrtausends anzusiedeln. Theoretisch hörte sich das vergleichsweise harmlos an. Bis auf einige verfeinerte wissenschaftliche Methoden, größere statistische Stichproben und Grafiken, die inzwischen bunt und in 3-D dargestellt wurden, war der Bericht lediglich eine Wiederholung der allseits bekannten Forderungen: weitere Aufklärung (als ob niemand wüsste, dass Rauchen gesundheitsschädlich ist), staatliche und private Versicherungen zur Deckung der Kosten für Nikotinpflaster (die nicht funktionieren) und naiv verklärte Aussagen über die um einiges drastischere Anti-Tabak-Politik der Kanadier (die genauso viel rauchen wie wir) und der Europäer (die rauchen wie Schlote).
    Meiner Meinung nach kam die Genialität der Gesundheitsbehörde vor allem im letzten Absatz des Berichts zum Ausdruck. Ich zitiere: »Anhand mehrerer Verfahren wurde nachgewiesen, dass die Wirkung der verschiedenen Maßnahmen angesichts des synergetischen Effekts dieser Modalitäten unterschätzt werden dürfte.« Ich habe zwar nicht die leiseste Ahnung, was ein synergetischer Effekt einer Modalität ist, aber ich könnte schwören, dass damit Folgendes gemeint ist: »Egal, wie viele promovierte Wissenschaftler Ihnen erzählen, dass die Leute immer noch wie die Wahnsinnigen rauchen, und egal, wie viele Leute sich in Ihrer Gegenwart eine Zigarette anzünden, und egal, wie viele Milliarden die Tabakindustrie auch verdient – vertrauen Sie uns: Wir gewinnen den Krieg gegen das Rauchen.«
    Meine Analyse war jetzt zu etwa drei Vierteln fertig und hatte sich zu einer Übung entwickelt, bei der ich Informationen, für die im Grunde genommen ein einziger Satz genügt hätte, mit zweitausendfünfhundert Worten auszudrücken versuchte. Ich hatte nach allen Regeln der Kunst arbeiten müssen und war mir nicht einmal zu schade gewesen, das Textverarbeitungsprogramm zu Hilfe zu nehmen und im gesamten Dokument das Wort »auch« durch »ebenso« zu ersetzen. Man weiß, dass man in einer ausweglosen Situation steckt, wenn man nicht einmal mehr vor so etwas zurückschreckt.
    Schließlich war meine Schreibblockade so stark geworden, dass mir nichts anderes mehr übrig geblieben war, als hart durchzugreifen und die Einladung meiner Kollegen zur Happy Hour anzunehmen.
    Das Restaurant war erst wenige Monate nach der Fertigstellung von Terras Zentrale eröffnet worden und sah mehr oder weniger so aus, wie man das erwartete: jede Menge alter Werbeschilder für alle möglichen Produkte (mit Ausnahme von Zigaretten) aus den Fünfzigern, Bedienungen in gestreiften Rugby-Trikots, ein kostenloses Buffet mit Gerichten, die für die zahlenden Gäste nicht gut genug waren.
    Seit der Ärger in Montana angefangen hatte, war das Restaurant immer beliebter geworden – es wurde von nervösen Leuten frequentiert, die nach der Arbeit ein Beruhigungsmittel in Form von Alkohol und die neuesten Gerüchte brauchten. Soweit ich das erkennen konnte, hatte jeder eine Zigarette in der Hand, egal, ob er Raucher war oder nicht. Ein Zeichen der Solidarität.
    »Und du hast mitten durch sie hindurchrennen müssen?«, fragte Stan, während er ein schlaffes Sandwich mit Roastbeef zum Mund führte. »Das ist doch die Höhe! Ich habe gehört, dass man einer Frau aus der Buchhaltung einen toten Vogel nachgeworfen hat. Wahrscheinlich haben sie ihn vergiftet, damit sie ihn als Wurfgeschoss benutzen konnten. Diese Leute haben nicht einen Funken Anstand. Du hättest deinen Wagen holen sollen. Mann, hast du Glück gehabt, dass sie dich nicht erkannt haben. Sie haben nämlich Dossiers über uns. Sie wissen alles über dich, über mich und über alle anderen auch.«
    Trotz aller gegenteiligen Beweise gestand Stan der Anti-Tabak-Lobby ein gottähnliches Allwissen zu und hielt sie zudem für den legitimen Nachfolger des sowjetischen KGB.
    »Ist alles im Internet«, murmelte er mit vollen Backen kauend und hochrotem Gesicht, wie ein Trompeter, der versuchte, eine hohe Note zu spielen.
    »Was ist im Internet?«
    »Die Dossiers! Man muss nur wissen, wo sie sind, und dann braucht man noch die Passwörter. Es steht alles drin: wo wir leben, wie viel wir verdienen, welche Fächer wir an der Highschool hatten …«
    »Hast du sie schon mal gesehen?«
    Er schüttelte den Kopf und fuhr sich mit einer fettigen

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