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 Das Abkommen

Das Abkommen

Titel: Das Abkommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kyle Mills
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Gäste mithören konnte. »Komm schon, Mann! Wir sind doch Freunde, oder? Seit … seit fünf Jahren schon, stimmt’s? Ich habe Kinder, die essen müssen, und eine Frau, die nicht arbeiten will. Soll ich anfangen, nach einem neuen Job zu suchen?«
    »Ich weiß es nicht, Stan. Aber wenn ich es wüsste, würde ich es dir sagen. Das schwöre ich dir.«
    »So schlimm ist es?«
    Ich kippte den Rest meines Biers hinunter und winkte dem Barkeeper, damit er mir noch eins brachte. »Stan, wenn dir eine andere Firma ein Jobangebot macht, solltest du es vielleicht annehmen.«
     
    Ich saß erst wieder nach zweiundzwanzig Uhr an meinem Schreibtisch.
    Aus dem schnellen medikamentösen Bier waren fünf medikamentöse Biere und etwa dreißig nicht ganz so medikamentöse scharfe Hähnchenflügel geworden. Ich ließ mich auf meinen Stuhl fallen, rieb mir meinen aufgeblähten Bauch und starrte mein Spiegelbild in den dunklen Fenstern meines Büros an. Ich sah wieder etwas besser aus – der Grünstich meiner Haut hatte sich in eine Art Bluthochdruck-Rot verwandelt, und das schweißnasse Glänzen auf meiner Haut war verschwunden, was mein Spiegelbild etwas verschwommen und leblos aussehen ließ. Das war schon eher der Zustand, den ich als normal empfand.
    Ich hatte meine fast fertige Analyse des neuen Berichts der Gesundheitsbehörde aufgerufen und drehte mich zum Bildschirm. Zuerst hatte ich Schwierigkeiten, mich auf die einzelnen Wörter zu konzentrieren. Als sich meine Augen angepasst hatten, musste ich feststellen, dass sich das Ganze trotz einer ordentlichen Portion Alkohol in meinen Adern las wie ein schlecht geschriebener Bericht für ein Highschool-Jahrbuch.
    »Was willst du von mir?«, fragte ich das leere Büro. Keine Antwort.
    Das Erstaunliche war, dass ich diesen Job für großartig hielt, als ich ihn angenommen hatte. »Großartig« ist eigentlich nicht das richtige Wort, um meine anfängliche Begeisterung auch nur annähernd auszudrücken. »Perfekt« würde besser passen. Der Job hatte mit Geschichte zu tun – und dafür interessiere ich mich wirklich –, ich konnte selbstständig arbeiten, es bestand keine Aussicht auf eine Beförderung, was dafür sorgte, dass ich so gut wie niemandem Rechenschaft ablegen musste und mich aus der Firmenpolitik heraushalten konnte, und ich war nicht persönlich an der Herstellung oder der Vermarktung von Zigaretten beteiligt. Ich brachte lediglich Ordnung in Dokumente, die beschrieben, was bereits geschehen war.
    Allerdings hatte ich nicht damit gerechnet, dass es ein paar ganz erhebliche Nachteile hatte, wenn man sein Leben damit verbrachte, etwas so durch und durch Langweiliges, Sinnloses und Endloses zu tun. Und egal, wie heftig ich es auch abstritt, eines ließ sich nicht verleugnen – ich war immer noch ein Rädchen im Getriebe. Schlimmer noch, ich war ein Rädchen, das seine Verbindung zum Getriebe mit sinnlosen Spitzfindigkeiten wegerklären wollte. Bestenfalls ein nicht sehr origineller Zeitvertreib in meiner Branche, schlimmstenfalls eine jahrhundertealte Branchentradition.
    Ich legte die Stirn an die Kante meines Schreibtisches und murmelte ein paar Flüche.
    Neun Jahre – mein ganzes Leben nach dem College –, so lange arbeitete ich schon hier. Nein, das stimmte nicht ganz: Ich hatte zweimal gekündigt. Ich kann mich nicht mehr daran erinnern, was die Auslöser für diese ungewöhnlichen Kraftakte meinerseits gewesen waren, aber ich weiß noch ganz genau, wie ich in Chris Carmens Büro marschiert bin, meine Kündigung auf seinen Schreibtisch geknallt habe und wieder hinausgestürmt bin. Und ich weiß auch noch ganz genau, wie ich zwei Tage später angekrochen kam und meinen Job wiederhaben wollte. Carmen machte sich nicht die Mühe, überrascht auszusehen, aber ich rechne es ihm hoch an, dass er mich nicht betteln ließ.
    Ich glaube, ich muss jetzt mal was erklären: Der Trust, den mein Großvater für mich eingerichtet hatte, bestand aus fast zweihunderttausend Aktien von Unternehmen der Tabakindustrie und sah im Wesentlichen zwei Leistungen vor. Erstens, nach meinem Collegeabschluss hatte ich Anspruch auf eine jährliche Zahlung, berechnet nach einer obskuren Formel, die etwas mit Kursgewinnen, Dividenden und Inflation zu tun hatte. Zweitens, an meinem sechzigsten Geburtstag wurde der Trust vollständig an mich ausbezahlt. Daran waren natürlich einige Bedingungen geknüpft, aber die wichtigsten davon hatten mit meiner Arbeit zu tun. Um die jährliche Zahlung zu

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