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Das Alabastergrab (Krimi-Edition)

Das Alabastergrab (Krimi-Edition)

Titel: Das Alabastergrab (Krimi-Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Vorndran
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natürlich als bloße Angeberei abgetan, aber ich glaub, da war was dran. Auf jeden Fall war der Rast größenwahnsinnig, wenn du mich fragst. Wer zum Schwert greift, na ja, du weißt schon.«
    Mit diesen Bemerkungen blinzelte er ihm zu und ging wieder in den Gastraum, den der letzte Prüfling gerade verlassen hatte. Der Angelschüler schaute Lagerfeld an, Lagerfeld erwiderte seinen Blick, aber die Freude des Wiedersehens war eher beschränkt.
    Mit einer unglaublichen Schnelligkeit spurtete der Mann Richtung Tür. Obwohl Lagerfeld nicht der Langsamste war, kam er nicht hinterher. Zwar lag der Spezi-Keller auf Höhe der alten Sternwarte, von der es nur bergab ging, trotzdem verlor er seinen Freund schließlich aus dem Blick. Der Mann mit der Narbe war in einen schmalen Weg eingebogen, der in den Wald führte.
    Lagerfeld atmete schwer und hielt es für das Beste, erst mal seinen Chef anzurufen.
    *
    Haderlein nahm das Gespräch entgegen und hörte sich interessiert an, was Lagerfeld ihm zu erzählen hatte.
    »Gut gemacht, Herr Kollege«, lobte er ihn. »Das sind ja ganz neue Aspekte. Aber so etwas hatte ich mir beinah schon gedacht. Jetzt reg dich erst mal wieder ab. Den Burschen kriegen wir schon noch. Ich würde vorschlagen, wir hauen uns jetzt erst mal alle ins Bett und treffen uns morgen früh wieder in aller Frische auf der Dienststelle. Dann erstatten wir Fidibus Bericht und überlegen, wie es weitergeht. Ich gehe jetzt nach Hause, und du solltest das auch tun. Heute passiert eh nichts mehr.« Er verabschiedete sich von Lagerfeld und steckte das Handy zurück in seine Tasche.
    Mit seiner letzten Annahme sollte Kriminalhauptkommissar Haderlein allerdings total danebenliegen.
    *
    Als Siebenstädter bei der Gerichtsmedizin eintraf, stand der schwarze Wagen des Bestattungsunternehmens schon wartend vor der Tür. »Das hätte also nicht bis morgen Zeit gehabt, oder wie?«, maulte der Pathologe den armen Mann an, der soeben die Heckklappe öffnete. Im Wagen lagen zwei »Pakete«, wie er sich gerne ausdrückte. Missmutig holte Siebenstädter von drinnen einen Rolltisch aus Edelstahl und hievte mit Hilfe des Fahrers die beiden schwarzen Leichensäcke darauf.
    Dann schickte er den Wagen weg und schob seine Fracht in den Sezierraum. Er drapierte die »Pakete« auf je einen Edelstahltisch, öffnete die Säcke und speicherte beim ersten Anblick bereits ungerührt erste Fakten ab. Die weibliche Leiche hatte eine Schusswunde in der Stirn, der Projektilaustritt war am Hinterkopf erfolgt. Er öffnete den Reißverschluss bis zu den Füßen, zog ihn aber gleich wieder angewidert bis auf Kehlkopfhöhe zu. Was für ein unförmiger, älterer Frauenkörper! Da hatte er aber schon weitaus Hübscheres hier liegen gehabt. Das musste er sich heute nicht mehr geben. Er ging zur anderen Person hinüber. Männliche Leiche mit Schussverletzung am Genickansatz und Projektilaustritt an der Nasenwurzel. Das Gesicht sah aus, als hätte jemand von innen den Wangenknochen weggesprengt. Seufzend schloss Siebenstädter den Sack und schob den Toten namens Büttner ins Kühlfach Nummer zehn. Als er die Frauenleiche ins Kühlfach Numero elf schieben wollte, hielt er plötzlich inne.
    Er legte seine Stirn in Falten und öffnete den Sack erneut, um das Einschussloch auf der Stirn der Frau genauer zu betrachten. Hatte er’s doch gewusst. Erneut überflog er das Datenblatt der Leiche. Aus Hof kamen die beiden also. Sehr merkwürdig und genau deswegen interessant.
    Eilends ging er zum Kühlfach Nummer sieben und holte die verbrannten Knochen einer männlichen Person hervor, die ihm Haderlein geschickt hatte. An dem verkohlten Skelett war wirklich nicht mehr viel zu erkennen, jedoch schien das arme Schwein den gleichen Tod erlitten zu haben wie die beiden Neuen. Siebenstädter schaltete die große Sezierlampe ein und beugte sich über den Schädel. Tatsächlich, genau das Gleiche. Sicherheitshalber holte er noch eine hochpräzise Schieblehre aus dem Schubfach und überprüfte seine Annahme.
    »Heureka!«, rief er so laut, dass es im Raum hallte, und klopfte sich selbst auf die Schulter. Wieder so ein armer Irrer, der glaubte, er sei schlauer als er. Das Negative an seinem Befund war leider die Tatsache, dass er schon wieder mit diesem proletarischen Kommissar reden musste. Allerdings würde er diesmal das Kriminalistengesindel herbeordern. Sollten die Herren doch mal sehen, wozu die moderne Gerichtsmedizin fähig war und wie wertlos jegliche Ermittlungsarbeit

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