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0434 - Die Rache der Menschengeier

0434 - Die Rache der Menschengeier

Titel: 0434 - Die Rache der Menschengeier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Strategisch war sie ohne Bedeutung, trotzdem hatte man mich dort hingeschickt. Ich war allein mit einer fremden Natur, mit den Steinen, den Felsen, dem verbrannten Boden und einem Schlauchboot mit Außenborder sowie Lebensmitteln und Wasservorräten, die, per Fallschirm abgeworfen, bereits auf der Insel in Strandnähe lagen.
    Der Pilot grinste mich an. Ich hatte in den letzten Minuten kaum gesprochen. Wahrscheinlich spürte er meine innere Unruhe, die sich zur Angst verdichtet hatte. Er wußte nichts von meinem lebensgefährlichen Kommando. Hinfliegen sollte er mich und dafür sorgen, daß ich gut absprang.
    »Gleich geht's los. Inspektor! Ich schätze, daß wir die Insel in fünf Minuten erreicht haben.«
    Ich nickte. »Fünf Minuten«, wiederholte ich dabei.
    »Muffe, Inspektor?«
    »Ja.«
    »Schon oft gesprungen?«
    »Nein.«
    Der Pilot lachte. »So ist das eben. Bei den ersten fünf Sprüngen ging mir auch der Arsch auf Grundeis. Dann aber lief es. Nach dem sechsten fühlte ich mich beim Springen plötzlich sauwohl. Wenn du es einmal hinter dir hast und fällst, ist niemand da, der dir in den Hintern treten kann. Kein Vorgesetzter, kein Weib. Niemand will etwas von dir. Du bist völlig auf dich allein gestellt und hast - so ging es mir wenigstens - das Gefühl, dir gehört die ganze Welt. Ehrlich. Das muß man aber erst erreicht haben.«
    »Klar.«
    »Die Regeln sind bekannt?«
    »Ich habe sie eingehämmert bekommen.«
    »Der Wind steht auch günstig. Da kann eigentlich nicht viel passieren. Man muß nur aufpassen, wenn man aufkommt. Der Boden sieht von oben immer besser aus, als er tatsächlich Iii Unterschätzen darf man nichts, verstehst du?«
    »Runter kommen Sie immer.«
    »Fragt sich nur wie.« Er schlug die Hände zusammen, ging tiefer und schaltete auf Auto-Piloten.
    Ich konnte die Insel jetzt besser erkennen und stellte fest, daß sie nur wenig Grün besaß. Der größte Teil war von brauner Erde bedeckt, aus der kantiges Gestein aufragte.
    Der Pilot stand auf. »Dann wollen wir mal.«
    Geduckt ging er zum Ausstieg. Auch ich erhob mich und hatte das Gefühl, Gummi zwischen den Knien zu spüren.
    Noch konnte ich zurück, doch die Blamage wollte ich mir nicht zumuten, ich mußte auf die Insel. Ich trug einen Kampfanzug der englischen Ranger Force und war auch mit den entsprechenden Waffen ausgerüstet, um mich wehren zu können.
    So hatte man mir auch das Ranger-Messer mit der breiten zweischneidigen Klinge mitgegeben.
    Ein Funkgerät lag bereits bei den abgeworfenen Waffen. War der Auftrag erledigt, würde ich ein Signal absetzen.
    »Fertig?« fragte der Pilot.
    Ich nickte.
    »Aber mach dir nicht in die Hose. Inspektor. Du mußt dich einfach fallen lassen, rein ins Nichts. Ich kannte mal einen, der wurde bewußtlos. Nach der Landung sah er schrecklich aus.«
    »Danke für die Aufmunterung, Meister.«
    »Das dürfen Sie nicht persönlich nehmen. Wir Flieger haben unseren eigenen Humor.« Er hatte die Verriegelung schon gelöst und riß den Ausstieg auf.
    Ich zuckte unwillkürlich zurück, als mich der Flugwind traf. Er kam mir so hart vor wie ein Teppich und zerrte an mir, so daß meine Kleidung zu flattern begann.
    »Wir sind jetzt drüber!« schrie der Pilot. »Los, Sinclair, Absprung!«
    Ich trat wieder vor, bis ich dicht an der Luke stand. Dabei befolgte ich den Rat des Piloten und schaltete meine Gedanken völlig aus. Die dumpfe Angst aber blieb.
    »Schließ die Augen, Sinclair!« Die letzte Silbe lag noch auf den Lippen des Mannes, als er mir bereits einen Stoß in den Rücken gab, der mich nach vorn katapultierte.
    Mein Herz schlug schneller, und das Gefühl der Angst war plötzlich ganz oben.
    Jetzt bist du tot, dachte ich. Innerhalb von Sekundenbruchteilen zuckten mir die Berichte durch den Kopf, die ich von Springern gelesen hatte, deren Schirme sich nicht öffneten.
    Ich starb nicht, und der Druck verschwand auch, so daß mir bewußt wurde, wie sehr ich plötzlich das Gefühl dieser Freiheit bekam, von der gesprochen worden war.
    Es war eine herrliche, wunderbare Sache. Ich öffnete auch wieder die Augen und sah unter mir den braunen Landteppich der Insel.
    Wann mußte ich die Leine ziehen? Bis zehn hatte ich zählen sollen, mir fiel es wieder ein. Die Chance war vertan, weil ich nicht daran gedacht hatte.
    Deshalb zog ich.
    Zuerst tat sich nichts.
    Ein heißer Schreck durchzuckte mich, verwandelte sich in Todesangst, die verflog, als ich über mir das Knattern hörte und einen Moment später

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