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Das Alabastergrab

Titel: Das Alabastergrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Vorndran
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des is doch
offensichtlich«, bettelte er verzweifelt weiter, während sein Blick
hilfesuchend zu Big Brother Ruckdeschl schweifte.
    »Wer weiß, Lagerfeld«, unterbrach ihn jetzt Haderlein, »vielleicht
findet sich im Magen dieses armen Sacks ja nicht nur Mainwasser und Fisch,
sondern auch zum Beispiel Sekt, was auf einen Unfall durch Alkoholismus
hindeuten könnte …« Der Angesprochene starrte ihn verständnislos an. »So«,
wandte der Ermittler sich zum Schluss seiner Rede wieder Ruckdeschl zu, »und
jetzt nehmen Sie meinen jungen Kollegen hier mal mit und zeigen ihm, was eine
richtige Tatortsicherung ist.« Haderlein war zufrieden mit sich.
    »Aber Chef … Siebenstädter kann mich doch eh schon net leiden«,
wimmerte Lagerfeld erbarmungswürdig.
    »Schluss jetzt mit dem Gejammer. Sie machen gefälligst, was ich
Ihnen sage«, herrschte ihn der Ältere an und ließ ihn einfach stehen.
    Dann kniete Haderlein sich neben die Leiche und begann die Kleidung
des Mannes zu durchsuchen. Alles tropfte, und der Parka des dicklichen Mannes
war von der aufgesogenen Feuchtigkeit elend schwer. Der Tote trug grüne
Gummistiefel, Amiparka und einen ebenfalls grasgrünen Pullunder über einem
braunen Hemd: Er sah schwer nach Angler aus. In den Taschen war für Haderlein
jedenfalls nichts zu finden. Kein Taschentuch, Handy oder zumindest ein
Notizbuch. In billigen Kriminalromanen wurde so etwas prinzipiell bei allen
Leichen gefunden, um den beschleunigten Fortgang der Geschichte zu ermöglichen.
Einfach lächerlich! Haderlein schnaubte verächtlich. Diese sogenannten
Kriminalautoren hatten von der Wirklichkeit nicht die geringste Ahnung. Im
Zeitalter von gentechnischen Nachweisen würde man als Verbrecher nicht weit
kommen, wenn man solche Anfängerfehler beging, wie es die fiktionalen
Protagonisten ständig taten. Hier sah jedenfalls nichts nach Anfängerei aus.
Entweder hatte der Mann nichts dabei – was äußerst unwahrscheinlich war –, oder
wer auch immer hatte ihm die Taschen vor seinem Tod gründlich leer geräumt –
was schon eher in Betracht kam.
    Haderlein erhob sich. Erst mal ging es hier nicht weiter. Sollte
doch Lagerfeld während seiner Sonntagsarbeit schauen, ob er etwas rausbekam.
    Er wandte sich gerade zum Gehen um, als ein Mitarbeiter der Spusi
sich daranmachte, der Leiche die monströsen Gummistiefel auszuziehen.
    »Halt!«, rief Haderlein barsch. »Finger weg!«
    Erschrocken ließ der Mann das Bein, das er gerade auf Hüfthöhe
gehoben hatte, samt Stiefel wieder fallen.
    »Hab ich was falsch gemacht?« Er war hörbar verunsichert. »Ich gehe
hier doch nur nach …«
    »Nein, nein«, beruhigte ihn Haderlein schnell, »es ist nicht wegen
Ihnen. Schauen Sie mal lieber hier.« Er kniete sich erneut neben die Leiche, um
den rechten Stiefel etwas genauer inspizieren zu können. Irgendetwas befand
sich im Schaft und beulte diesen nach außen hin aus. Der Kommissar tastete an
der Innenseite des Gummis knapp oberhalb des Knöchels herum. Tatsächlich, er
hatte sich nicht geirrt. Da war eine Art Tasche. Klein, aber fein. Ein
triumphierendes Lächeln huschte über sein Gesicht. Mit den Fingern der rechten
Hand fühlte er am oberen Rand des gummierten Täschchens entlang. Es schien mit
einem Klettverschluss gesichert zu sein, der aber nicht aufzubekommen war.
Alles war viel zu eng und glitschig. Bei aller beruflichen Neugier, und davon
besaß er viel, hatte Haderlein keine Lust, weiter an diesem fürchterlichen
Käsefuß herumzumachen. »Jetzt ziehn Sie ihm doch endlich diese Stiefel aus!«,
maulte er ungeduldig den eingeschüchterten Spurensicherer an.
    Der wollte spontan den Mund zum Protest öffnen, besann sich dann
aber eines Besseren. Er wusste, was passieren konnte, wenn man einem
ungeduldigen Haderlein widersprach. Er war der fähigste Kriminalbeamte, den die
Bamberger Polizei jemals gehabt hatte, lieferte die beste Aufklärungsquote in
ganz Bayern und besaß einen so messerscharfen Verstand, dass sein manchmal
strenges Sozialverhalten den Kollegen gegenüber notgedrungen toleriert werden
musste. Vielleicht hatte das auch nur etwas mit seiner oberbayerischen Herkunft
zu tun. Sein Heimatort Aschau im Chiemgau lag in der allertiefsten bayerischen
Provinz. So was prägte eben. Wahrscheinlich verfiel er deshalb unter Stress
immer leicht der Grantelei. Wie auch immer, wenn sein Gehirn auf Hochtouren
lief und er Kollegen anraunzte, war es jedenfalls besser, ihm nicht zu
widersprechen. Ansonsten drohten ellenlange

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