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Das Alphabethaus - Adler-Olsen, J: Alphabethaus

Das Alphabethaus - Adler-Olsen, J: Alphabethaus

Titel: Das Alphabethaus - Adler-Olsen, J: Alphabethaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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das weißt du. Ohne mich wärst du heute nicht am Leben.«
    Dann wurde es still um Kröner. Gerhart atmete ganz ruhig. Sein Gesicht befand sich nur wenige Zentimeter von Kröners entfernt.
     
    Es fiel Gerhart Peuckert nicht schwer, Kröner die Wahrheit zu entlocken. Zwanzigmal drückte er seinen Kopf unter Wasser, dann entwich dem keuchenden, pockennarbigen Gesicht die gewünschte Information. »Lankau ist auf dem Weingut«, stöhnte er.
    Schließlich erlöste Peuckert ihn.
    Als Kröner aufgehört hatte zu zucken, entfernte Peuckert den Gürtel von Kröners Handgelenken. Der leblose Körperglitt zurück ins Wasser und riss dabei eine Plastikente vom Wannenrand mit sich. Eine Luftblase blähte Kröners Jacke auf, stieg nach oben und platzte kaum hörbar. Sie brachte ein Stück Papier mit sich, das nun auf der Wasseroberfläche tanzte. Die Tinte darauf löste sich mit jeder Bewegung mehr auf und verteilte sich wie blauer Nebel. Einen kurzen Augenblick glaubte Gerhart, einen Namen lesen zu können, aber dann war auch der weg.
    Gerhart Peuckert stand lange so da und betrachtete Kröner und die kleine gelbe Plastikente, die über seinem Kopf auf dem Wasser schaukelte. Was er gerade getan hatte, berührte ihn nicht. Er musste nur zusehen, dass er das Chaos in seinem Inneren zähmte.
    Gerhart Peuckert beobachtete, wie sich das Wasser beruhigte, schloss die Augen und ließ einen Teil seiner Vergangenheit verschwinden. Zwei giftige Stacheln hatte er aus seiner gemarterten Seele entfernt. Kröner und Stich. Er wandte sich ab und warf einen Blick in den Medizinschrank.
    Er begann zu zittern.
    Es war kalt im Badezimmer. Alles um ihn herum wirkte plötzlich krumm und schief, über- und unterdimensional zugleich. Wirklichkeit und Geborgenheit waren zu Gegensätzen geworden. Er betrachtete sich im Spiegel des Medizinschranks. Er sah das Gesicht eines Fremden.
    Der Schrank war nicht besonders groß. Im Handumdrehen hatte er das geschwungene Glas mit den Tabletten gefunden, aus dem ihn die Simulanten immer so großzügig versorgt hatten.
    Er steckte das Glas so, wie es war, in die Tasche.
     
    Die einzigen sichtbaren Spuren von seiner Auseinandersetzung mit Kröner waren die Falten in den Teppichen, die beim Schleifen durchs Haus entstanden waren.
    Gerhart Peuckert zog alles wieder glatt und ging dann zurückin Kröners Bibliothek. Er hob den Brieföffner mit dem Hirschhufgriff auf und legte ihn mitten auf Kröners Schreibtisch. In einer Zimmerecke stand ein schmaler, aber stabiler Korb aus geflochtenem Bambus, in dem Spazierstöcke und Pappröhren steckten. Gerhart betrachtete ihn eine Weile. Dann langte er mit der Hand so weit hinein, dass er fast den Boden berührte. Wenige Sekunden später hatte er gefunden, was er suchte: eine dünne, in kräftiges braunes Papier eingeschlagene Rolle. Gerhart sah sie sich an. Kröner hatte sie des Öfteren in seinem Übermut nach einem gemeinsamen Trinkgelage mit den anderen Simulanten hervorgeholt, um ihn damit zu ärgern.
    Er steckte sie sich unter die Jacke und drückte sie fest an sich.
    Als er das Haus verlassen wollte, klingelte es an der Tür. Ohne etwas zu denken oder zu fühlen, blieb er in dem dunklen Flur stehen, bis die Klingel endlich verstummte.

55
    KURZ NACHDEM DIE BEIDEN Frauen das Hotel Colombi verlassen hatten, brach Laureen in Tränen aus.
    Petra zog sie in einen Hauseingang und versuchte, sie zu beruhigen. »Wir werden ihn schon noch rechtzeitig finden«, behauptete sie mit fester Stimme und überlegte, ob sie Laureen besser eine Ohrfeige verpassen sollte.
    Nach zehn Minuten hatte diese sich wieder beruhigt. »Wo bringst du uns hin?«, fragte sie und lächelte kläglich.
    »Uns bleibt nichts anderes übrig, als mit Wilfried Kröner zu reden. Solange wir Peter Stich nicht erreichen können, müssen wir mit Kröner reden.«
    »Du wirkst besorgt.«
    »Dazu habe ich auch allen Grund. Und du auch.«
    »Aber ist es dann wirklich klug, Kröner persönlich aufzusuchen?« Die Straße war hell erleuchtet. In einer lückenlosen Reihe parkten Autos entlang des Bürgersteiges. Es war Samstagabend, da besuchten die Menschen einander. Laureen sah sich um. »Das erinnert mich an Canterbury«, sagte sie zerstreut.
    Kröners Haus wirkte, abgesehen vom Audi in der Einfahrt und einem erleuchteten Fenster, einsam und verlassen. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite lehnte sich Laureen an ein protziges silbergraues Auto. »Solche Wagen stehen auch in der Tavistock Street.« Sie sprach leise,

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