Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Alphabethaus - Adler-Olsen, J: Alphabethaus

Das Alphabethaus - Adler-Olsen, J: Alphabethaus

Titel: Das Alphabethaus - Adler-Olsen, J: Alphabethaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
Vom Netzwerk:
diese letzte Gedankenfolge, die Petra am meisten erschreckte. Genau diese Routine hatte sie doch nun wirklich schon oft genug durchlebt. Dann lieber gar nichts. Was hatte sie schon zu verlieren?
    Laureens Schuhen nach zu urteilen hatte sie den gesamten Garten durchpflügt. »Wir kommen da nicht rein«, teilte sie Petra mit. »Ich habe an allen Fenstern und der Küchentür gerüttelt«, erzählte sie   – nicht ahnend, dass nur wenige Zentimeter von ihr entfernt eine Gestalt den Atem angehalten und sich mucksmäuschenstill von innen gegen die Haustür gedrückt hatte.
     
    Aus einer Telefonzelle am Rande des Viertels rief Petra bei Lankau an. Doch auch in seinem großen Haushalt ging niemand ans Telefon. Petra lehnte sich gegen die Zellenwand. Das war wirklich seltsam.
    »Wir müssen bis morgen warten. Die können überall sein«, sagte sie schließlich.
    »Aber das geht nicht, Petra!«
    Und Petra wusste, dass Laureen Recht hatte.
    »Hast du wirklich überhaupt keine Idee, wo sie sein könnten?«, bohrte Laureen weiter. »Gibt es nicht irgendeinen Ort, an dem sie ihre Ruhe haben und miteinander reden können? Ein Büro, ein einsam gelegenes Haus? Irgendetwas?«
    Petras Lächeln war unergründlich und voller Mitgefühl. »Laureen. Lankau, Kröner und Stich gehören Häuser in der ganzen Stadt, praktisch in jeder einzelnen Straße. Sie könnten überall sein. Sie könnten sogar da sein, wo wir jetzt herkommen. Im Sanatorium, bei Stich oder bei Kröner. Sie könnten in Kröners Sommerhaus am Titisee sein, auf Lankaus Landgut, auf Kröners Boot, das bei Sasbach liegt. Oder sie könnten gerade von einem dieser Orte zu einem anderen unterwegs sein. Lass uns bis morgen warten.«
    »Aber Petra!« Laureen fasste sie bei den Schultern und sah sie eindringlich an. »Es geht um meinen Mann! Ich weiß, dass es hier um Dinge aus seiner Vergangenheit geht. Dinge, von denen er mir nie etwas erzählt hat, die ich erst von dir heute erfahren habe. Aber weißt du was? Wenn ich darüber nachdenke, bin ich mir einer Sache vollkommen sicher: dass Bryan das zu Ende bringen wird, was er sich vorgenommen hat. So ist er nun mal. Und dann ist da Gott sei Dank noch etwas: Bryan und ich sind schon viele Jahre verheiratet, und in vielem sind wir grundverschieden. Aber in einem Punkt sind wir uns ganz ähnlich: Wir sind durch und durch Pessimisten. Ich gehe immer gleich vom Schlimmsten aus, und das tut Bryan auch. Darum hat er bisher immer alles getan, was er konnte, um sich für die schlimmste vorstellbare Situation zu wappnen.« Laureen hörte auf zu zittern. »Was ist hier und jetzt die schlimmste vorstellbare Situation?«
    Da musste Petra nicht lange überlegen. »Dass Stich, Kröner und Lankau versuchen, die Spuren der Vergangenheit zu löschen, die ihnen Schwierigkeiten bereiten könnten. Und das würden sie auf jede nur denkbare Weise tun. Ohne jeden Skrupel.«
    »Genau das würde Bryan also auch annehmen, Petra. Vielleicht ist er gar nicht auf den Schlossberg gegangen. Wenn sich ihm die Möglichkeit geboten hätte, wäre er den Männern vielleicht gefolgt. Wo könnten die drei jetzt sein? Dasist die entscheidende Frage. Denn genau da wird auch Bryan sein.«
    »Wie oft soll ich das noch sagen, Laureen: Sie können überall sein!« Petra schwieg. Sie wirkte nachdenklich und müde. Dann fuhr sie fort: »Wir können nach dem Ausschlussverfahren vorgehen und bei Lankaus Weingut anfangen. Dahin ziehen sie sich manchmal zurück, wenn sie für sich sein wollen.«
    »Warum ausgerechnet dahin?«
    »Was glaubst du wohl? Weil es schön abgelegen ist. Keine Menschenseele in der Nähe.«
    »Dann ruf da an.«
    »Das kann ich nicht, Laureen. Lankau ist sehr auf seine Privatsphäre bedacht. Er hat da draußen eine Geheimnummer, und die habe ich nicht.«
    »Wie kommen wir denn da hin? Ist es weit?«
    »Mit dem Fahrrad zwanzig Minuten.«
    »Und wo kriege ich jetzt ein Fahrrad her?«
    »Zehn Minuten, wenn wir das Taxi da nehmen.« Petra winkte dem Fahrer bereits zu.

56
    SEINEM ALTER UND seinen diversen Gebrechen zum Trotz war und blieb Lankau durch und durch Soldat. Er hatte den vollen Überblick über die Situation. Nachdem Arno von der Leyen weggefahren war, blieb ihm nichts anderes übrig, als zu warten. Er hatte sich befreit und Stich gewarnt   – jetzt wartete er ab. Die größte Tugend eines Soldaten.
    Er saß im Schutz der Dunkelheit am Fenster zur Straße hin und ließ seinen Gedanken freien Lauf. Nicht zum ersten Mal tauchten die Berge Boliviens

Weitere Kostenlose Bücher