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Das Alphabethaus - Adler-Olsen, J: Alphabethaus

Das Alphabethaus - Adler-Olsen, J: Alphabethaus

Titel: Das Alphabethaus - Adler-Olsen, J: Alphabethaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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dort drüben laufen.« James deutete nach Norden auf ein paar dunkelgraue Felder und sah dann wieder zurück. »Wie weit ist es wohl bis zum nächsten Dorf, wenn wir nach Süden gehen?«
    »Wenn wir da sind, wo ich glaube, gehen wir direkt auf Naundorf zu. Das müssen knapp zwei Kilometer sein. Aber ich bin nicht sicher.«
    »Die Eisenbahn liegt also südlich von uns?«
    »Ja. Aber ich bin nicht sicher.« Bryan sah sich noch einmal um. Keine topographischen Besonderheiten. »Ich finde, wir machen es so, wie du vorgeschlagen hast.«
     
    Ein gutes Stück weiter boten ihnen die Schneewehen entlang einer Windschutzhecke ein wenig Deckung. Die Männer folgten dem Gebüsch bis zur ersten Öffnung im Schnee. James atmete schwer. Im vergeblichen Versuch, die Körperwärme zu halten, presste er die verschränkten Arme eng an den Körper. Bryan schleuderte den Fallschirm durch die Vertiefung in den Graben.
    Er wollte James gerade etwas fragen, da hielten beide intuitiv inne und lauschten konzentriert auf einen Ton, der näher kam. Das Flugzeug tauchte ein Stück hinter ihnen auf, und während es im Tiefflug über das Dickicht strich, das sie vor Kurzem verlassen hatten, wippte es leicht mit den Flügeln. Beide Männer warfen sich sofort flach auf den Boden. Dann schwenkte der Flieger über das Feld südlich hinter den Bäumen. Eine Weile wurde das Brummen der Maschine immer dunkler, als würde sie wegfliegen und verschwinden. James hob das Gesicht gerade so weit aus dem Schnee, dass er noch Luft holen konnte.
    Ein zunehmender Pfeifton ließ beide den Kopf nach hinten drehen. Die Wolken über den Bäumen bildeten kleine dunkle Felder, und in einem davon tauchte die Maschine wieder auf. Diesmal nahm sie direkten Kurs auf sie.
    James warf sich über Bryan, sodass der tief in den Schnee gedrückt wurde.
    »Ich frier mir den Arsch ab«, stöhnte Bryan unter ihm. Das Gesicht im Schnee begraben, versuchte er trotzdem zu grinsen. James blickte auf seinen Rücken, sah das zerrissene Hinterteil des Fliegeroveralls und dicke Placken Schnee, die durch die Körperwärme langsam schmolzen und über Hüften und Lenden rutschten.
    »Lass uns hoffen, dass dir das noch eine ganze Weile so geht.Wenn der da oben uns gesehen hat, dann wird uns beiden bald ein bisschen heiß.«
    In dem Moment dröhnte die Maschine über sie hinweg und verschwand.
    »Was für eine war das? Konntest du das sehen?«, fragte Bryan und versuchte, sich den Schnee abzuklopfen.
    »Eine Junkers vielleicht. Wirkte ziemlich klapprig. Glaubst du, der hat uns gesehen?«
    »Dann würden wir jetzt nicht mehr frieren. Aber unsere Spuren hat er sicher gesehen.«
    Bryan packte James’ Hand und ließ sich hochziehen.
    Beiden war allzu bewusst, dass sie das hier nur mit sehr viel Glück überleben konnten.
     
    Lange liefen sie wortlos und ohne anzuhalten. Ihre Bewegungen waren steif und ungelenk. Wann immer sie mit den Stiefeln an die gefrorenen Schollen stießen, zuckten sie vor Schmerz zusammen. James war leichenblass.
    Weit hinter ihnen war wieder ein schwaches Brummen zu hören. Sie warfen sich einen Blick zu. Eine ganz andere Art Geräusch kam von vorn, etwas, das eher wie ein Zug klang.
    »Hast du nicht gesagt, die Eisenbahnstrecke läge nördlich von uns?«, stöhnte James und rieb die eiskalten Hände am Brustkorb.
    »Verdammt noch mal, James! Ich hab doch gesagt, dass ich nicht sicher bin!«
    »Du bist mir vielleicht ein Navigator!«
    »Hätte ich lieber erst die Karte studieren sollen, bevor ich dich aus der Yankee-Büchse rausgeholt habe, oder was?«
    James antwortete nicht, sondern legte Bryan eine Hand auf die Schulter und deutete zum Grund der grauen Senke, die sich nach beiden Seiten hin erstreckte und von wo das unverkennbare Geräusch des Dampfkessels einer Lokomotive kam.»Vielleicht hast du jetzt ein besseres Gefühl dafür, wo genau wir sind?«
    Bryan nickte kurz, und gleich entspannte sich James. Die Frage war nur   – was nutzte ihnen das? Hinter einem Gebüsch gingen sie in die Hocke. Die Schienenstränge waren in der weißen Landschaft nur zu erahnen. Das Terrain hinüber bis zur Bahnstrecke war vielleicht sechs-, siebenhundert Meter breit, ziemlich offen und bot keinerlei Schutz.
    Sie waren also die ganze Zeit nördlich der Eisenbahnstrecke gewesen.
    »Alles in Ordnung?« Vorsichtig zupfte Bryan an James’ Lederkragen, sodass der ihm das Gesicht zuwenden musste. Durch die extreme Blässe traten die Konturen des Schädels umso deutlicher hervor. Er zuckte

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