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Das Alphabethaus - Adler-Olsen, J: Alphabethaus

Das Alphabethaus - Adler-Olsen, J: Alphabethaus

Titel: Das Alphabethaus - Adler-Olsen, J: Alphabethaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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ihrer eigenen Maschinengewehrsalven trafen tief zwischen die Stämme, woraufhin es dort still wurde.
    Dann streifte James fast die Wipfel der Fichten, als er das Flugzeug direkt über eine ausgedehnte gräuliche Fläche aus Tarnnetzen, Mauern, Eisenbahnwaggons und Haufen von Gütern gleiten ließ. Bryan hatte jede Menge zu fotografieren. Wenige Sekunden später zogen sie wieder aufwärts und drehten ab.
    »Okay?«
    Bryan nickte, klopfte James auf die Schulter und betete, die Kanonen unter ihnen mochten ihre einzigen Widersacher sein.
    Aber das waren sie nicht.
    »James! Die Motorhaube! Siehst du das?« Natürlich sah er es. Eine Ecke der Haube ragte in die Luft. Ob der Sturzflug, ein Treffer oder die Druckwellen das Teil losgerissen hatten, spielte keine Rolle. Es war nicht gut.
    »Geh runter mit der Geschwindigkeit, James. Und ist dir klar, was das bedeutet? Wir werden das Bombergeschwader nicht mehr erreichen.«
    »Sag einfach, was du für richtig hältst.«
    »Wir folgen der Eisenbahn. Wenn die ihre Jagdflugzeuge auf uns hetzen, werden sie denken, wir hauen direkt nach Westen ab. Ich behalte den Luftraum um uns herum im Auge, okay?«
    Der Rückflug würde ewig dauern.
    Allmählich wurde die Landschaft unter ihnen flacher. An einem klaren Tag hätten sie den Horizont ringsum sehen können. Aber ohne das Unwetter würde man sie eben auch kilometerweit hören können.
    »Wie zum Teufel willst du uns denn bloß heil nach Hause bringen, James?«, fragte Bryan leise.
    Ein Blick auf die Karte war überflüssig. Ihre Chancen waren minimal.
    »Behalt du nur deinen Schirm im Auge, mehr kannst du nicht tun«, kam es von vorn. »Ich glaube, die Klappe hält noch, solange wir nicht deutlich schneller fliegen müssen.«
    »Also auf kürzestem Weg zurück.«
    »Nördlich von Chemnitz! Danke, Bryan, ja.«
    »Wir sind verrückt!«
    »Nein. Nicht wir.«
     
    Die Bahnstrecke unter ihnen war keine Nebenstrecke. Früher oder später würde ein Munitionszug oder ein Truppentransport auftauchen. Mit der kleinen, leicht einzustellenden Doppelkanone oder diesen Flak-3 8-Zwanzig -Millimeter-Antiluftschutzkanonen wären sie im Handumdrehen erledigt. Unddann waren da auch noch die Messerschmitts. Man würde sie für leichte Beute halten. Nahkampf und Abschuss. Länger würde der Kampfbericht nicht ausfallen.
    Bryan wollte James gerade vorschlagen, selbst die Maschine zu Boden zu bringen, bevor es der Feind tun würde. Seine Philosophie war so einfach wie pragmatisch: Lieber in Gefangenschaft als tot.
    Er legte James die Hand auf den Oberarm und rüttelte ihn leicht.
    »Die haben uns im Visier, James«, sagte er. Kommentarlos drückte James die Maschine nach unten.
    »Naundorf voraus. Du musst nördlich daran vorbei   …« Bryan sah den Schatten des Feindes über sich. »James! Direkt über uns!« James riss den Flieger mit einem gewaltigen Ruck weg von der Erde.
    Bei der Beschleunigung ächzte und vibrierte die ganze Maschine. Durch das Loch hinter Bryan wurde bei dem jähen Aufstieg die Luft aus der Kabine gesaugt. James’ Bordkanonen dröhnten, noch bevor Bryan ihr Ziel ausmachen konnte. Eine unbarmherzige Salve in den Bauch stoppte die angreifende Messerschmitt sofort: Die Explosion war tödlich.
    Der Pilot würde nicht einmal mehr merken, wie ihm geschah.
    Es krachte ein paarmal, ohne dass Bryan erkennen konnte, wo. Dann lagen sie urplötzlich gerade in der Luft. Bryan starrte auf James’ Hinterkopf, als wartete er auf eine Reaktion. Von vorn hörte man ein Brausen, das Dreieck der Motorhaube hatte sich losgerissen und die Frontscheibe zerschmettert. James wackelte leicht mit dem Kopf, gab aber keinen Laut von sich.
    Dann kippte er vornüber, das Gesicht zur Seite gedreht.
    Das Motorengeräusch wurde lauter. Der Rumpf der Maschine schlug mit solcher Wucht durch sämtliche Luftschichten hindurch abwärts, dass es in allen Fugen ächzte. Bryan rissan seinem Gurt und warf sich über James, packte den Steuerknüppel und zog ihn gewaltsam in Richtung des reglosen Körpers.
    Blut strömte über James’ Wange. Das Metallteil hatte ihn an der Schläfe getroffen und den größten Teil seines Ohrläppchens abgetrennt.
    Da riss sich krachend ein weiteres Teil der Motorhaube los und trudelte über die linke Tragfläche. Ein unheilverkündendes Knarren veranlasste Bryan, für sie beide eine Entscheidung zu treffen. Er löste James’ Sicherheitsgurt.
    Im selben Moment wurde ein Teil des Cockpits explosionsartig losgerissen und Bryan aus dem Sitz

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