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Das alte Kind

Das alte Kind

Titel: Das alte Kind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoe Beck
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zurückgeschrieben: »Bring sie trotzdem her.«
    Er schrieb: »Sind bald da. Wann treffen wir uns + wo?«
    Keine Minute später kam die Antwort: »In welchem Hotel ist sie?«
    Er schrieb ihr den Namen des billigen Hotels, das er noch von Deutschland aus gebucht hatte. Carla saß schweigend neben ihm und sah aus dem Fenster. Es schien ihr gut zu gehen. Ab und zu drehte sie den Kopf und lächelte ihn an, nahm seine Hand, drückte sie kurz, sah dann wieder aus dem Fenster. Sie waren schon fast am St Andrew Square angekommen, als Fiona ihm schrieb: »Treffe euch dort um acht.«
    Also checkten sie in das Hotel ein (es war wirklich sehr billig und sehr heruntergekommen, Ben schämte sich ein wenig dafür, dass er es gebucht hatte, aber Carla schien ganz zufrieden zu sein), gingen etwas essen und waren um sieben wieder im Hotel. Carla wirkte weder nervös noch aufgeregt. Sie stellte kaum Fragen, antwortete aber sehr ausführlich, wenn Ben etwas von ihr wissen wollte. Und doch war die Konversation zäh, die Minuten vergingen schleppend, und Ben war genervt. Niemals würde dieses Treffen gutgehen. Niemals. Beide Frauen versprachen sich etwas davon, was sie niemals bekommen würden. Was für ein Wahnsinn.
    Um zehn nach sieben klingelte sein Handy. Fiona, dachte er und ging dran. »Fiona?«
    Schweigen. Irritiert sah er auf das Display – und verfluchte sich. »Nina, entschuldige. Ich hatte einen Anruf erwartet.« Er machte zu Carla eine entschuldigende Geste und ging aus dem Hotelzimmer auf den schmalen, düsteren Flur.
    »Sag jetzt nicht von Fiona Hayward!«
    Okay, dieses Gespräch würde nicht gerade butterweich laufen. »Es ist nicht so, wie du denkst.«
    »Ach. Was soll man denn denken, wenn es um Fiona geht?« Nina, mal wieder eifersüchtig. Nur, dass sie nie einen Grund dazu gehabt hatte. Mit dieser einen Ausnahme.
    »Können wir uns später in Ruhe unterhalten? Es ist gerade irgendwie ungünstig, und die Sache ist doch deutlich komplizierter, als du…«
    »Ich hab schon verstanden.«
    Ben bezweifelte es, aber na gut. »Wir könnten uns morgen treffen«, schlug er vor.
    »Ich habe bei deinen Eltern angerufen. Sie haben mir gesagt, dass du schon vor ein paar Tagen nach Edinburgh zurückgefahren bist. Wie nett von dir, dass wir uns morgen schon sehen können.«
    »Ich war in Berlin«, antwortete er genervt. »Und im Moment ist es sehr ungünstig, weil ich gerade…«
    »Weil du einen Anruf von Fiona erwartest. Natürlich. Weißt du was, Ben? Wenn du nicht in einer Stunde bei mir auftauchst und eine griffige Erklärung parat hast, dann packe ich deine Sachen und stelle sie vor die Tür. Dann ist es aus zwischen uns. Ich will keinen Mann, der mir nicht sagt, was er macht und wo er gerade ist. Verstanden?«
    Sie beendete das Gespräch. Ben sah auf die Uhr: Viertel nach sieben. Er brauchte vom Hotel bis zu Ninas Wohnung nur zehn Minuten mit einem Taxi.
    Gerade wollte er wieder ins Zimmer zurück, als sein Handy klingelte. Diesmal war es Laurence.
    »Ich habe herumtelefoniert wegen Frederik Arnim. Der Redaktionskollege, der für die Musik zuständig ist, kennt seinen Agenten sehr gut, und der wiederum hat es geschafft, dass mich Arnim zurückruft.«
    »Hervorragend«, rief Ben begeistert und ging den Gang hinunter bis ans Ende, wo ein schmales, verdrecktes Fenster den Blick auf einen Innenhof mehr verhinderte als freigab. »Was hat er gesagt?«
    »Es war ein ziemliches Drama, ihn ans Telefon zu bekommen. Er ist gerade in China, und bei der Zeitverschiebung war es wirklich ein kleines Wunder, dass er sich gemeldet hat. Ich glaube, er hatte noch einen Jetlag und konnte nicht schlafen. Ich habe ihm gesagt, dass wir seine Tochter Felicitas gefunden haben, und er hat sehr interessant reagiert. Das Gespräch hab ich aufgenommen und dir die Datei gemailt.«
    Ben bedankte sich und beendete das Gespräch, um in seine Mail zu schauen. Er öffnete die Datei, aber er hatte keine Kopfhörer für sein iPhone dabei. Und er wollte die Datei nicht in Carlas Gegenwart über Lautsprecher hören. Zwanzig nach sieben.
    Er bat Carla, einfach im Zimmer zu bleiben und zu warten, bis er wiederkam. Dann erkundigte er sich an der Rezeption, ob er für einen Moment das Büro benutzen könnte. Man gewährte es ihm. Er schärfte dem Mann ein, dass Carla unter keinen Umständen das Hotel verlassen durfte, solange er im Büro war. Der Mann versprach ihm, ein Auge darauf zu haben. Ben ließ sich den Weg zeigen, fand sich in einem stickigen, mit Aktenordnern,

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