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Das alte Kind

Das alte Kind

Titel: Das alte Kind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoe Beck
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wolltest, nicht von deiner fixen Idee mit den vertauschten Kindern und nicht von mir als deiner einzigen Freundin. Siehst du nicht, was aus uns geworden ist? Zwei verbitterte alte alleinstehende Weiber!«
    Carla sah die Tränen in Ellas Augen, bevor diese sich umdrehen und ins Bad rennen konnte. »Ella«, rief sie ihr nach. »Ella, wieso redest du so?«
    Ella knallte nur die Badezimmertür zu. Dann hörte Carla, wie sie Wasser in die Wanne ließ. Sie wartete einen Moment, dann klopfte sie an die Tür. »Ella?«
    »Hau! Endlich! Ab!«, schrie es von drinnen.
    Erschrocken wich Carla von der Tür zurück. Zwei verbitterte alte alleinstehende Weiber? Aber sie hatten doch sich, sie hatten ihre Freundschaft, sie hatten…
    Was tat Ella morgens um diese Zeit im Pyjama im Treppenhaus?, unterbrach sie ihre Gedanken. Sie nahm sich einen ihrer alten Mäntel – er war schon etwas verschlissen, aber er hielt warm, und sie trug nur ein langes weißes Nachthemd von ihrer Mutter, das sie aus Sentimentalität aufgehoben hatte –, zog ihn rasch über und ging nach draußen.
    Ella war von draußen gekommen. Vielleicht war sie auf dem Hof gewesen. Also ging Carla runter und durch die Hintertür nach draußen. Aha, Papierschnipsel auch hier. Sie ging zur Papiertonne und sah hinein: Gestern war sie geleert worden, aber es lag schon wieder so einiges drin. Sie beugte sich über die Tonne, konnte nichts erkennen. Sah einen Eimer, den der Hausmeister wohl vergessen hatte, stellte ihn vor die Tonne, stieg drauf. Sah immer noch nichts. Sie könnte die Tonne umwerfen…Sie tat es.
    Und fand alte Zeitungen. Alte Fotos. Die anderen Briefe, die sie geschrieben hatte. Tagebücher von Ella. Ella führte Tagebuch? Sie sammelte die Tagebücher auf und nahm sie mit. Die umgestoßene Tonne ließ sie, wie sie war.
    Aus dem Bad kam leise Radiomusik. Ella badete immer noch. Umso besser. Sie ging in ihr Zimmer und begann, in den Tagebüchern ihrer Freundin zu lesen. Sie suchte die Zeit, in der sie beide sich kennengelernt hatten. Weil sie wissen wollte, wie Ella über sie gedacht hatte. Sympathisch, nett, interessant, klug, blabla. Zweifel daran, ob Carlas Geschichte von den vertauschten Kindern wahr sein konnte. Okay, das war nichts Neues. Sie blätterte weiter. Las mal hier, mal da. Es ging um eine Affäre. Welche Affäre? Ella hatte ihr nie etwas von einem Mann…
    Frederik. Da stand es. Ella und Frederik. Carla hörte das Blut in ihren Ohren pulsieren. Sie schloss die Augen, sah nur rot, weil das Licht ihrer Leselampe auf ihre Augenlider traf. Frederik und Ella.
    Carla warf die Tagebücher auf den Boden und rannte zur Badezimmertür. »Du miese Schlampe hast mit meinem Mann geschlafen?!«, brüllte sie und schlug gegen die verschlossene Tür. »Mach sofort auf, oder ich trete die Tür ein! Wieso hast du das getan?« Jetzt trat sie gegen die Tür. Barfuß. Sie spürte nichts.
    Von drinnen war nichts zu hören außer der Radiomusik.
    »Sag endlich was! Du mieses Stück Scheiße! Wenn du hier rauskommst, mach ich dich fertig!« Sie schlug mit den Fäusten gegen die Tür.
    Dann hörte sie es plätschern. »Das hatte nichts mit dir zu tun… Bitte, beruhig dich wieder!«
    Aber Carla beruhigte sich nicht. Sie trommelte wie wild gegen die Tür und schrie.
    Bis es einen Knall gab und das Licht in der ganzen Wohnung ausging. Das Radio hatte aufgehört zu spielen. Carla brauchte einen Moment, um zu verstehen, was passiert war. Die Sicherungen waren rausgeflogen. Wäre nicht das erste Mal. Sie ging zum Sicherungskasten und drehte sie wieder rein. Die vom Bad flog kurz darauf wieder raus. Verdammter unsanierter Altbau, dachte sie.
    Dann stellte sie sich wieder vor die Badezimmertür und schlug dagegen. »Mach diese scheiß Tür auf und komm raus!«, rief sie.
    Aber es war nichts zu hören. Nicht einmal mehr das Radio.
    Erst gegen Mittag begann sie, sich wirklich Sorgen um Ella zu machen. Sie rief den Hausmeister, der die alte Badezimmertür mit einem Dietrich öffnete.
    Sie fanden Ella tot im Badewasser. Das Radio war auf ihren Bauch gesunken.
    Carla sank auf die Knie und heulte.

24.
     
    Aufwachen und nicht wissen, wo man sich befand, war okay nach einer Party. Wenn es allerdings gar keine Party gegeben hatte, war es mindestens unangenehm. Und immer öfter machte es Fiona Angst. Heute ganz besonders. Weil sie das Gefühl nicht loswurde, ganz genau wissen zu müssen, wo sie gerade war, aber es fiel ihr einfach nicht ein. Dafür hatte sie Ohrensausen, und ihr

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