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Das Ambulanzschiff

Das Ambulanzschiff

Titel: Das Ambulanzschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James White
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sein übellauniges Selbst vorspielte, und daß er nur dann sympathisch und besorgt sein konnte, wenn er sich um etwas Berufliches große Sorgen machte.
    Er hat unglaublich viele Freunde, dachte Conway, und nun bin gerade ich in Schwierigkeiten …
    „Ohne Zweifel wollen Sie die Lebensdauer, basierend auf den noch in der Station enthaltenen Atemluftvorräten, wissen sowie Anzahl und Spezies der gerade darin befindlichen Personen“, fuhr der Major fort. „Diese Daten habe ich in wenigen Minuten für Sie bereit. Und, Conway, versuchen Sie um Himmels willen eine Antwort zu finden …“
    Einige Sekunden lang starrte Conway auf den blanken Schirm und sagte sich, daß er ohne Ausbildungsbänder nichts Effektives für Thornnastor oder Edanelt oder die kelgianische Krankenschwester oder das Mitglied des Überführungsteams – die alle einen plötzlichen Rollentausch von Medizinern zu Patienten in einem kritischen Krankheitszustand durchgemacht hatten – tun konnte.
    Im Normalfall hätte Doktor Gilvesh ein DBLF-Band genommen und eine Tracheotomie bei der Kelgianerin durchgeführt und wahrscheinlich auch bei O’Mara das Tralthan-Band für Thornnastor und das ELNT-Band für Edanelt angefordert, wenn der Chefpsychologe Gilveshs Verstand als stabil genug angesehen hätte, um drei Bänder gleichzeitig für kurze Zeit zu verwenden. Doch Gilvesh erhielt nicht die Erlaubnis, die Sektion zu verlassen, auch nicht, wenn sein chlorabhängiges Leben in Gefahr geriet, was schon in kurzer Zeit der Fall sein würde.
    Conway wollte gar nicht erst an den schwindenden Luftvorrat des Druckzeltes denken, wo fünf oder sechs Extras rapide den noch vorhandenen Sauerstoffvorrat aufbrauchten, oder gar an die anderen Wesen, die an den Wänden entlang verteilt waren und die Atemmasken belegten, die die Patienten sehr viel dringender gebraucht hätten, oder an den Vier-Stunden-Vorrat der Männer des Überführungsteams und seinen eigenen knappen Anzugsvorrat oder an die Luft der Sektion, die infiziert und unverwendbar war, oder gar an den verdammt geringen Chlorvorrat, den Gilvesh bei sich hatte, oder an die supraheiße Atmosphäre, die der TLTU benötigte. Er mußte zuallererst an die Patienten denken, dachte er klinisch, und versuchen, sie so lange wie möglich am Leben zu halten. Nicht nur, weil es sich um seine Freunde und Kollegen handelte, sondern auch, weil sie als erste infiziert worden waren und er den Krankheitsverlauf exakt studieren mußte, damit er allen Ärzten des Hospitals genau sagen konnte, was sie zu bekämpfen hatten.
    Der Kampf mußte allerdings hier in dieser Sektion beginnen, und es gab nur sehr wenig, das Conway tun oder zu tun versuchen konnte.
    „Gilvesh“, sagte er schließlich, „gehen Sie zu dem TLTU in der Ecke und zu dem Hudlar und fragen Sie sie, ob sie Thornnastor in den freien Platz vor der Luftschleuse schaffen können. Ich weiß nicht, ob ihre Übersetzer mich auf diese Entfernung empfangen können. Wenn sie das machen, warnen Sie sie, daß man Tralthaner nicht auf den Rücken legen darf, da dabei unter normalen Schwerkraftbedingungen wichtige Organe von ihren Plätzen verdrängt werden können, was bei der Kreislaufschwäche fatale Folgen haben kann, und bitten Sie einen Mann des Überführungsteams, Thornys Maske zu halten, wenn er weggeschafft wird.
    Wenn er an der Wand ist, legen Sie ihn so, daß seine Beine von der Wand wegzeigen, und bitten Sie vier Mitglieder des Teams …“
    Während er sprach, dachte Conway an all die unzähligen Ausbildungsbänder, die er während seiner Karriere im Hospital hatte aufnehmen müssen, und daran, daß die Löschung nicht immer vollständig gewesen war. Keine der merkwürdigen und wundervollen Personen war in seinem Gehirn geblieben, denn das hätte psychologische Gefahren nach sich ziehen können. Doch waren da Seltsamkeiten und Datenbruchstücke, die ihn noch flüchtig an Operationen erinnerten, die er hatte durchführen müssen und die er behalten hatte, weil sein Erdmenschen-Gehirn damals sehr stark daran interessiert gewesen war, als das fremde Bewußtsein die Oberhand gehabt hatte. Das, was er mit der kelgianischen Schwester vorhatte, war sehr gefährlich – er hatte nur noch vage Erinnerungen an die DBLF-Physiologie –, und wahrscheinlich konnte er es auch nicht sehr professionell durchführen. Doch zuerst mußte er etwas für Thornnastor tun – auch wenn es nicht mehr als eine Erste-Hilfe-Maßnahme war.
    Der TLTU-Mediziner, dessen Rasse in einer Umwelt

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