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Das Amulett der Pilgerin - Roman

Titel: Das Amulett der Pilgerin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Bastian
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lösen, wie sie das früher gekonnt hatte. Früher war es, als wenn die Dinge, die Männer mit ihr machten, nicht ihr geschahen, sondern einer Fremden. Ebenso war es eine Fremde, die den Männern Lust schenkte, nicht sie selbst.
    Melchor hatte Viviana fast erreicht. Ihr Gesicht zeigte jetzt ein Lächeln. Sie würde nicht darum herumkommen, ohne dass es eine Verstimmung zwischen ihnen gäbe oder er gar Verdacht schöpfte. Immerhin, wenn er sich entkleidete, würde sie womöglich eine Gelegenheit bekommen, Rinaldos Anhänger zu stehlen, redete sie sich gut zu.
    »Du siehst sehr stattlich aus, Melchor.«
    Er war sichtlich erfreut über ihr Kompliment.
    »Warst du erfolgreich? Hast du Meister Hektor getroffen?«
    Viviana nickte und klopfte einladend auf die Steinbank, auf der sie saß.
    »Wollen wir nicht lieber irgendwo anders sprechen?«
    »Ich warte hier noch auf etwas.«
    Melchor setzte sich.
    »Auf was?«
    »Meister Hektor wird eine Nachricht schicken, wo und wann wir beide uns mit ihnen treffen werden.«
    »Ich habe eine ausgezeichnete Herberge für uns besorgt.« Vivianas Mund verzog sich zu einem Lächeln. Melchor hob ihre Hand an seine Lippen und küsste sie, und der kleine, feuchte Fleck, den sein Mund auf ihrer Haut hinterließ, ekelte sie.
    Ein Junge in Lumpen kam langsam über den Platz gehumpelt und blieb schließlich vor ihnen stehen.
    »Hier gibt es nichts, Bettelgöre!«, schnauzte Melchor das Kind an.
    Der Junge starrte Viviana mit offenem Mund an.
    »Verschwinde, oder ich mache dir Beine!«
    »Ich habe eine Nachricht, Mister«, sagte der Junge, der sich endlich von Vivianas Anblick losgerissen hatte.
    Melchor stutzte.
    »Dann gib schon her.« Er streckte die Hand aus. Der Knabe presste eine kleine Rolle an die Brust.
    »Erst will ich meinen Penny haben!«
    Melchor wurde wütend, aber Viviana lachte.
    »Nun gib ihm doch etwas, Melchor. Es ist eine gute Tat, und wir waren heute in keiner einzigen Messe.«
    Ungeduldig wühlte Melchor in seinem Beutel und zog eine kleine Münze heraus. Der Junge reichte ihm die Nachricht. Melchor nahm die Rolle und wollte gerade dem Kind das Geldstück vor die Füße werfen, als er sich mit einem Seitenblick auf Viviana eines Besseren besann. Er drückte es in die ausgestreckte, schmutzige Hand und entrollte das Pergament.
    »Verdammt, schwieriger ging es wohl nicht!«, beschwerte sich Melchor ungehalten.
    »Was ist los, wo sollen wir uns treffen?«
    Melchor senkte die Stimme.
    »Noch vor Tagesanbruch zwischen Upper Thames und Southwark auf der Themse.«
    »Auf der Themse, in einem Boot?«
    Er nickte missgelaunt und blickte sich um. Der Junge war verschwunden.
    »Dann müssen wir uns um ein Boot kümmern«, sagte Viviana. Hoffentlich würde Melchor dieses Treffen nicht verweigern.
    »Warum, zum Teufel, in einem Boot mitten auf dem verdammten Fluss?«
    »Du musst bedenken, dass du hier in London einen erheblichen Vorteil hättest, solltest du ein falsches Spiel treiben. Ich weiß, dass du auf unserer Seite bist, aber sie wissen das eben noch nicht.« Viviana schmiegte sich an ihn und lächelte aufmunternd.
    Melchor beruhigte sich wieder und stand auf.
    »Komm, wir haben noch einiges zu erledigen, ehe es dunkel wird.«
    Sie ließen einen Wasserträger vorbei, ehe sie in eine der Gassen abbogen. Melchor führte Viviana in Richtung Flussufer, aber ehe sie dort angekommen waren, blieb er vor einer Kirche stehen.
    »Ich will, dass du hier wartest.«
    »Warum?«
    »Ich werde jetzt ein Boot besorgen, und die Docks sind kein Aufenthaltsort für eine Dame.«
    Viviana hätte fast laut gelacht, konnte sich aber gerade noch zusammenreißen. Melchor schob sie die zwei Stufen zur Kirchentür hinauf.
    »Warum betest du nicht für einen erfolgreichen Ausgang unseres Treffens?«
    Er würde sehr schnell zu einem überaus herrschsüchtigen Liebhaber werden, der keinerlei Widerrede zuließ, dachte Viviana, als sie folgsam die Treppen hinaufstieg. An der Tür blieb sie stehen und blickte sich um. Melchor ging schnellen Schrittes die Gasse hinunter, die goldenen Rauten seiner Jacke leuchteten im letzten Abendlicht. Sie wünschte, die Angelegenheit läge hinter ihr. Melchor war unberechenbar und jähzornig. Er zeigte sich ihr von seiner besten Seite, aber wenn sie ihn verärgerte, könnte seine Laune schnell umschlagen. Er war ein skrupelloser, gefährlicher Mann, und sie wusste, dass ihr einziger, wirklicher Trumpf die Tatsache war, dass er sie begehrte. Sie musste sich zusammennehmen und durfte

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