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Das Amulett der Pilgerin - Roman

Titel: Das Amulett der Pilgerin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Bastian
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starrte mit riesigen dunklen Augen in die Runde. Die anwesenden Männer gafften sie mit offenen Mündern an.
    »Nun lasst mich schon durch und steht nicht rum und glotzt dumm. Herrgott, als wenn ihr noch nie eine Frau zu Gesicht bekommen hättet. So, raus jetzt, ihr verschreckt sie ja.« Mit dieser unwirschen Rede, der sich nicht einmal der Dorfvorsteher widersetzen konnte, drängte Trudy die Männer aus dem Zimmer.
    »Also, hier ist sie. Vielleicht können Sie sie ja verstehen. Sie ist bestimmt Französin.«
    Der große, füllige Mann mit den weichen Gesichtszügen blickte die Wirtin an und sagte mit einer schönen, melodischen Stimme: »Ich komme aus Mauretanien.«
    »Das ist doch gleichgültig, vielleicht versteht sie das ja.«
    Er trat in den Raum und wandte sich an die Frau auf dem Lager.
    »Verstehen Sie mich?«, fragte er auf Spanisch.
    Die dunklen Augen blickten ihn konzentriert an, aber es lag kein Erkennen darin.
    »Sprechen Sie Französisch?«
    Ein Leuchten ging über das Gesicht der Unbekannten, und sie nickte.
    »Na also!« Die Wirtin schaltete sich wieder ein.
    Die Schiffbrüchige stutzte und sagte plötzlich: »Ich spreche auch Englisch.« Ihr Gesicht drückte ob dieser Entdeckung Überraschung aus. Sie sprach mit einem deutlich französischen Akzent.
    »Warum haben Sie das denn nicht gleich gesagt!«, rief die Wirtin empört.
    »Ihre Sinne sind noch durcheinander, sie wird nicht gleich alles begriffen haben, was um sie herum vorging«, bemerkte der Spanier. Tatsächlich sah die junge Frau sehr verwirrt aus.
    »Wie heißen Sie, Mademoiselle?«, fragte er.
    Sie runzelte die Brauen, und ihre großen Augen wanderten suchend im Zimmer umher.
    »Ich weiß es nicht.« Betroffen blickte sie von einem zum anderen.
    Einen Augenblick starrten sie einander an, dann sagte der Spanier: »Es kann vorkommen, dass man durch einen Schock zeitweise das Gedächtnis verliert. Sie werden sich schon wieder erinnern, wenn es Ihnen besser geht.«
    »Und Sie wissen gar nicht, wer Sie sind?«, vergewisserte sich Trudy ungläubig.
    Die Fremde schüttelte den Kopf und zuckte unglücklich mit den Schultern.
    »Na, das ist ja eine schöne Bescherung.« Sie wandte sich an den Spanier. »Ich gehe jetzt etwas zu essen holen, vielleicht können Sie ja noch was herausfinden. Sie kommen ja schließlich auch vom Festland.« Damit verließ sie die Kammer wieder.
    Der Spanier lächelte die Fremde entschuldigend an.
    »Den Bewohnern dieser Insel ist offenbar nicht bekannt, wie groß das Festland ist.« Er zog sich den einzigen Stuhl in der Kammer heran und setzte sich.
    »Darf ich mich vorstellen, mein Name ist Rinaldo della Rosa del Ranguano. Ich komme aus Saragossa und bin auf einer Wallfahrt nach Saint Albans.«
    Es entstand eine kleine Pause, denn an dieser Stelle hätte sich eigentlich die Schiffbrüchige vorstellen müssen, aber sie seufzte nur und blickte ihn an.
    »Immerhin haben wir schon feststellen können, dass Sie Französin sind«, sagte er aufmunternd.
    »Zumindest, dass ich Französisch spreche.« Ihre Stimme war etwas rau, und Rinaldo fragte sich, ob das vom Salzwasser kam oder ihre natürliche Stimme war. Es hatte etwas reizvoll Verführerisches an sich.
    »An was können Sie sich denn erinnern?«
    Die Unbekannte fuhr sich mit der Hand über die Stirn, zog konzentriert die Brauen zusammen und schüttelte dann den Kopf.
    »Es ist völlig verrückt, ich kann mich an wirklich überhaupt nichts erinnern. An gar nichts.«
    »Machen Sie sich keine Sorgen, Mademoiselle, die Erinnerungen werden sicher bald wiederkommen.«
    »Ich hoffe es.« Nach einer kurzen Pause fragte sie: »Wo bin ich hier eigentlich?«
    »Wir sind etwas westlich von Poole.«
    »Poole?«
    »Ja, eine kleine Hafenstadt. Die nächste größere Stadt ist Southampton. Heute ist der achte August im Jahre des Herrn 1172.«
    Trudy stieß mit dem Fuß die Tür auf. Sie trug ein Tablett, auf dem sich ein Stück Fischpastete und ein Krug Wasser mit einem Holzbecher befanden.
    »Na, fällt Ihnen schon was ein?«
    Die Unbekannte schüttelte den Kopf.
    »Dann stärken Sie sich erst einmal.«
    Doch so sehr die junge Frau sich auch anstrengte, sie konnte sich einfach nicht erinnern. Nicht daran, wie sie hieß, wer sie war, woher sie kam oder wohin sie wollte. Der freundliche Spanier hatte ihr noch einige Zeit Gesellschaft geleistet, bis die Erschöpfung sie erneut überkam und sie wieder eingeschlafen war. Jetzt war sie erwacht, und es war dunkel. Der tiefen Stille nach zu

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