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Süß wie die Sünde: Roman (German Edition)

Süß wie die Sünde: Roman (German Edition)

Titel: Süß wie die Sünde: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Dahl
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Kapitel 1
    Lincolnshire, 1847
    D er Mann auf Marissa York stöhnte laut, wobei ihr sein zittriger Atem über die Wange strich.
    Sie drehte den Kopf zur Seite und runzelte die Stirn, als sich das Zimmer um sie drehte. Gütiger Himmel, dies hier war gar nicht gut. Zum Glück schien es fast vorbei.
    Nach einem endlosen Sommer, in dem sie vorgeben musste, in London nach einem Bräutigam zu suchen, hatte Marissa sich eine Nacht verbotener Freuden gönnen wollen. Es war die erste Hausgesellschaft ihrer Familie anlässlich der beginnenden Jagdsaison, und alle amüsierten sich prächtig. Also hatte Marissa beschlossen, sich ebenfalls etwas Spaß zu suchen. Was sie fand, war ungeschicktes Betatschen, von der Unbequemlichkeit und dem vielen Ächzen ganz zu schweigen. Vielleicht mussten Damen deshalb bis zur Ehe keusch bleiben, denn wie unerquicklich deren Vollzug auch sein mochte, danach konnten sie nicht mehr zurück.
    »Meine Liebe«, seufzte Peter White ihr ins Ohr. »Meine süße, allerliebste Marissa. Das war wunderschön. Vollkommen.«
    »Vollkommen?«
    »O ja.«
    Sie reckte sich, um den Druck auf ihren Rücken zu lindern. »Ähm, könnten Sie bitte … aufstehen?«
    »Natürlich, Verzeihung.« Er stützte sich auf die Ellbogen. Das nahm ihr zwar sein Gewicht von der Brust, leider drückte er auf diese Weise zugleich seine Hüften fester auf ihre. Und dort unten fühlte sich alles ziemlich … matschig an.
    »Mr White, bitte, stehen Sie auf.«
    Er schenkte ihr ein selbstgefälliges Grinsen. »Kommt es Ihnen nicht seltsam vor, mich in solch einem Moment Mr White zu nennen?«
    »Nein.«
    »Ich hoffe, Sie sprechen mich mit meinen Taufnamen an, wenn wir verheiratet sind, zumindest in …«
    »Wie bitte?«
    Er beugte sich hinab und küsste sie auf die Nase. Marissa wischte sich die Nasenspitze ab.
    »Ich spreche morgen mit Ihrem Bruder«, sagte er säuselnd.
    »Sie werden nichts dergleichen tun! Und nun steigen Sie herunter von mir. Sie brauchen ja länger fürs Absteigen als für den Ritt.«
    Endlich schien der hohlköpfige Narr zu begreifen, dass sie nach seiner erbärmlichen Vorstellung nicht von Sinnen vor Entzücken war. Er wich zurück, wodurch er sich unten noch mehr an sie presste.
    »Oh, gehen Sie schon runter von mir, Sie riesiger Tölpel!«, rief sie.
    »Marissa!«, hauchte er entsetzt.
    Just in diesem Moment hörte sie Schritte auf dem Flur und riss die Augen weit auf. Sie stieß ihn gegen die Brust, doch die Tür öffnete sich bereits.
    Marissa hielt den Atem an. Es war dunkel, und das Licht aus dem Korridor reichte vielleicht gar nicht bis zu ihnen. Wenn sie sich also ruhig verhielten …
    Peter White räusperte sich. »Würden Sie bitte die Tür schließen. Wir möchten ungestört sein.«
    Bevor sich ihr Schock in Wut verwandeln konnte, bewegte sich die Gestalt in der Tür. »Verzeihung?« Es war die Stimme ihres Bruders.
    O nein! Nicht ihr Bruder.
    Nun flog die Tür zur Gänze auf, und Marissa blinzelte im hellen Licht; folglich musste sie wohl davon ausgehen, dass sie zu sehen war. »Nein«, flüsterte sie.
    »Marissa Anne York!«, brüllte ihr Bruder, ehe er sich auf den Mann auf ihr stürzte.
    Mr White verschwand nun endlich von ihr, doch es war ihr unmöglich, dafür auch bloß einen Hauch von Dankbarkeit zu empfinden. Die Schatten der beiden Herren verknäuelten sich zu einem großen Ungetüm in der dunkelsten Ecke des Zimmers. Vasen zerbrachen, und ein Tisch krachte gegen die Wand.
    »Aufhören!«, rief Marissa, in der Hoffnung, sowohl den Kampf zu beenden als auch die Zeit anzuhalten. Könnte sie die Uhr doch nur eine halbe Stunde zurückdrehen, wieder im Salon stehen, ihr letztes Glas Wein trinken und sich nicht von Mr White in dieses Zimmer locken lassen …
    Am liebsten wäre sie von der Couch gesprungen und in ihr Zimmer geflohen. Stattdessen wählte sie einen gewagteren Weg. Sie schob ihre Röcke nach unten, stand unsicher auf und wandte sich zu ihrem Bruder. »Edward! Hör auf, bitte!«
    »Sie sittenloser Unhold!«, schimpfte ihr Bruder.
    Bei dem klatschenden Geräusch von Schlägen fuhr Marissa zusammen. Dann legte sich das Chaos, und als Nächstes erklang das Keuchen der beiden Männer aus der Dunkelheit. Marissa konnte nichts anderes tun, als zitternd dazustehen.
    »Edward?«, flüsterte sie.
    Zerbrochenes Glas fiel zu Boden. Einer der Schatten erhob sich und kam auf sie zu. Marissa wich zurück. Sie fürchtete sich vor ihrem Bruder, weil sie ihn nicht sehen konnte. Nicht, dass er ihr jemals

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