Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Amulett

Das Amulett

Titel: Das Amulett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan R. Bellem
Vom Netzwerk:
hörte sich an wie unzählige Stimmen, die miteinander verschmolzen, wie ein himmlischer Chor, der Dergeron durch Mark und Bein ging, ihn ängstigte und zugleich beruhigte. Er spürte die Macht seines Gegners und die eigene Hilflosigkeit. Und er spürte die Güte in der Aura des Paladins, die Wärme, eine Wärme, die er schon so lange vermisst hatte.
    Der Paladin hielt inne und musterte ihn eindringlich. Dergeron wusste nicht, was er damit bezweckte oder von ihm erwartete. Er nutzte die erste Gelegenheit, die sich ihm seit Tharadors Verwandlung bot, und sprang.
    Tharadors Langschwert, das einer Feuersäule aus pulsierendem, goldenen Licht glich, parierte den Hieb, und Dergeron wurde die Waffe aus kraftlosen Fingern geschlagen. Ob es an Ehrfurcht vor seinem Gegenüber lag, an Erschöpfung oder an der Höhenluft, er wusste es nicht. In seinem geschundenen Geist war nur Platz für einen Gedanken: Versagen .
    Tharadors Gesicht zeigte eine Mischung aus Reue und Erleichterung, als er ihm das Schwert bis zum Heft in die Brust rammte.
    »Hier kann es nicht enden«, hauchte Dergeron kraftlos. Dann wankte er einen weiten Schritt nach hinten und stürzte in den Abgrund.
    Tharador lehnte sich über die Felskante und spähte hinab. Er hatte nicht erwartet, Dergeron zu erblicken, doch der einstige Freund war auf einem Vorsprung gelandet. Dort lag er, das Schwert in der Brust, die Gliedmaßen seltsam verdreht. Blut quoll aus der Wunde, aus seinem Mund und aus den Ohren und bildete kleine Dampfwolken, als es auf den kalten Schnee traf.
    »Es muss hier enden«, murmelte Tharador und dachte an das Buch Karand .
    Er besaß zwar keine Waffe mehr, doch noch immer durchströmte ihn die Macht des Himmels. Der Paladin wandte sich ab und der Magierin zu.
    Alynéa versuchte krampfhaft, einen Zauber zu wirken, und wurde in ihren Bemühungen noch hektischer, als sie den Fremden wie einen goldenen Racheengel auf sich zustürmen sah.
    Der Astralraum war ihr verschlossen. Fast schien es, als wäre die gesamte Macht der Elemente verschwunden. Aus purer Verzweiflung griff sie schließlich nach dem Buch Karand und entriss es der gefrorenen Hand von Karandras‘ Leiche. Sie hatte die Augen fest geschlossen, weil sie unwillkürlich fürchtete, von einer magischen Falle verbrannt zu werden, doch falls es je einen Schutzzauber gegeben hatte, war er durch den goldenen Krieger ebenso unnütz geworden wie ihre eigenen Kräfte.
    Ohne Magie war sie dem größeren, wesentlich kräftigeren Mann schutzlos ausgeliefert.
    Tharador erreichte sie mit wenigen Schritten und schlang die Hände unbarmherzig um ihre Kehle.
    Faeron fand wieder festen Halt unter den Füßen und schlug die Klinge seines Gegners weit beiseite. Dieser wollte sich gerade zu einer Parade zurückziehen und erwartete einen Schwerthieb von dem Elfen.
    Stattdessen schnellte Faerons linke – vermeintlich leere – Hand vor, und binnen eines Lidschlags wuchs aus ihr ein Holzspeer.
    Faeron nutzte seine neu gewonnene Macht, um einen seiner Pfeile in einen vier Fuß langen Speer zu verwandeln, dessen Spitze dem überraschten Soldaten tief in den Bauch drang.
    »Ich wünschte, ich hätte dich verschonen können«, drückte er echtes Bedauern aus.
    Der Soldat blickte ihn verständnislos an, dann spürte er, dass die Spitze des Speers in seinem Körper Ranken schlug und seine Innereien durchschnitt. Blankes Entsetzen spiegelte sich in seinen weit aufgerissenen Augen, als er auf die Knie sank.
    »Sag mir deinen Namen, Soldat, auf dass man deiner gedenken kann«, bat Faeron.
    »Bengram ... Hagstad«, flüsterte der junge Mann, dann sackte er tot in sich zusammen.
    Faeron hätte gerne kurz verweilt, um dem tapferen Mann die letzte Ehre zu erweisen, doch der fallende Körper gab den Blick auf die Magierin und Tharador frei.
    Und den Mann, der sich Tharadors Rücken näherte.
    »Nein!«, schrie der Elf und wollte seinen Bogen wachsen lassen, als er bemerkte, dass die Waffe zehn Schritt entfernt im Schnee lag.
    Rasch zog er einige Pfeile aus der Tasche und ließ sie zu Speeren wachsen, die er verzweifelt in Richtung des Messerwerfers schleuderte.
    Alynéa spürte, wie ihr Bewusstsein schwand, als der Würgegriff ihr die Atemluft verwehrte. Goldene Flammen loderten in den Augen des Fremden.
    »Wer bist du?«, krächzte sie hilflos, doch der Krieger antworte nicht. Plötzlich veränderte sich sein Blick, und seine Augen weiteten sich.
    Erst, als sie Verrens Schwertspitze aus der Seite des Fremden ragen sah,

Weitere Kostenlose Bücher