Das Amulett
sich über die Schulter geworfen. Der Ork knurrte, als ihn ein Pfeil in die rechte Schulter traf, doch er wurde keinen Deut langsamer.
* * *
Alynéa versuchte vergeblich, die Gedanken auf das Buch Karand zu bündeln. Hilflos suchte sie nach den magischen Formeln, die ihr etwas über die Natur des Artefakts verraten würden, damit sie sich vor Fallen schützen konnte. Nichts wollte gelingen. Dabei war sie fast am Ziel gewesen, hatte sich durch die Schichten des Astralraums vorgearbeitet, die Grenzen der Zeit außer Kraft gesetzt.
Dann jedoch war etwas Merkwürdiges geschehen. Der gesamte Astralraum – sonst ein schwarzes Meer unerbittlicher Kälte – wurde von gleißendem, goldenem Licht durchdrungen, so hell, dass es alles andere überstrahlte. Alynéa verharrte reglos und spürte, wie ihr Tränen über die Wange flossen, als eine unbekannte Wärme in ihr Herz strömte.
Faeron parierte einen Schwerthieb so geschickt, dass die Klinge seines Gegners gleichzeitig den Angriff des zweiten Mannes abblockte. Der Elf war geübt im Kampf gegen Überzahlen, und auch, wenn diese Menschen – vor allem der Messerwerfer – sehr geschickt waren, ihnen würde ein Fehler unterlaufen. Früher oder später.
Es überraschte den Elfen, als der Messerwerfer sich nach einem erfolglosen Angriff zwei Schritte zurückzog, mit der Linken anerkennend gegen seine Stirn tippte und in Richtung der Frau floh.
Durch seine Verblüffung verpasste Faeron um ein Haar eine Parade des zweiten Gegners. Rutschend stolperte er zurück, während das Schwert des jungen Mannes unentwegt in tödlichen Hieben niedersauste.
* * *
»Halt!«, schrie Khalldeg, als sie über eine schmale natürliche Brücke rannten. »Calissa, das Donnerpulver! Schnell!«
Ul‘goth setzte die Diebin vorsichtig ab. Entweder bereitete ihr die Pfeilwunde keine Schmerzen, oder sie zeigte sie nicht, was dem Ork ein anerkennendes Nicken abrang.
Mit geübten Handgriffen förderte sie zwei Röhrchen zutage, bis oben hin gefüllt mit dem dämonischen Sprengstoff. Ul‘goth spähte über ihre Schulter in das Bündel und ergriff ein langes Hanfseil, das er sich rasch um die Hüften band. »Hier!«, rief er und warf Khalldeg das andere Ende zu. »Ich verschaffe euch Zeit. Und wehe, du lässt mich fallen.« Das Seil maß fast zwanzig Schritt und fast soweit ging Ul‘goth den Weg zurück, den Kriegshammer fest in beiden Händen.
»Verrückter Ork!«, knurrte Khalldeg, während er eilig das Seil um die eigene Hüfte schlang.
Calissa suchte indes nach einer geeigneten Stelle, um die Brücke zum Einsturz zu bringen. Kurz darauf erklang das Schlagen der Feuersteine. »Komm lieber ein paar Schritte zurück«, sagte sie.
»Er braucht mehr Leine«, erwiderte Khalldeg und stellte sich drei Schritte hinter sie.
Calissa hatte am Rand der Brücke eine tiefe Ritze gefunden, in die sie die beiden Röhrchen stecken konnte. Nun versuchte, sie aus einem langen Stofffetzen eine behelfsmäßige Lunte zu drillen. »Hoffen wir das Beste.« Damit schlug sie die Feuersteine aufeinander; der Zunder fing augenblicklich Feuer. Sie hielt den Atem an, bis sich schließlich auch die Lunte darunter entzündete.
»Es geht los!«, brüllte Khalldeg in Ul‘goths Richtung.
Die Gnome rechneten nicht mit Widerstand; zu spät bemerkten sie, dass sich ihnen ein wütender Ork entgegen warf und mit seinem ersten Angriff gleich drei Gnome über den Rand der Brücke fegte. Ul‘goth schwang seinen Hammer in einer weiten Acht vor der Brust und ließ keine Lücke in seiner Verteidigung erkennen. Immer wieder traf der Hammerkopf auf eine Waffe oder einen Gnom, der versuchte, an ihm vorbeizueilen. Dumpfe Schläge und die grässlichen Schreie der Opfer, die über den Rand der Brücke gestoßen wurden, erfüllten die Höhle.
Skadrim erkannte, dass sie nun den Preis dafür bezahlten, ihre Gegner unterschätzt zu haben. Der Gebirgsläufer betrachtete das Geschehen aus sicherer Entfernung und erteilte den Armbrustschützen den Befehl zum Feuern.
Khalldeg konnte die Armbrustschützen ausmachen, vielleicht vierzig Schritt entfernt. Ul‘goth gab ein perfektes Ziel für sie ab. »Wie viele von den Dingern hast du noch?«, fragte er Calissa und deutete mit einem kurzen Nicken auf die brennende Lunte.
Sie verstand und zog zwei weitere Röhrchen aus dem Bündel. »Das sind die letzten«, sagte sie.
»Nimm eine Lunte und steck sie an«, befahl er. »Und beeil dich.«
»Was soll ich damit tun?«, fragte sie, als der Stoff
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