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Das Amulett

Das Amulett

Titel: Das Amulett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan R. Bellem
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Arme und nickte zufrieden über den Sitz der Rüstung.
    »Nun räche deine Ahnen, Khalldeg, Sohn König Amoshs und wildester aller Berserkerzwerge!«, rief der König laut.
    Khalldeg schulterte noch einen Rucksack mit Proviant, einer Decke und ausreichend Gold für die Reise. Dann trat er an die große Flügeltür und hämmerte zweimal mit der Faust gegen das Portal. Wieder wurde sein Klopfen in der gesamten Mine erwidert, und als die Tür sich öffnete, verließ der Berserker seine Heimat, ohne sich noch einmal umzublicken.

Einen König zu stürzen
    Etwas war ganz und gar nicht in Ordnung. Er spürte es genau. Der Wind trug seltsame Laute und noch seltsamere Gerüche zu ihm.
    Ein Fremder war in den Wald eingedrungen. Allmählich begann er, die Bedeutung der Geräusche zu begreifen: Man fällte seine geliebten Bäume!
    Das durfte er nicht zulassen! Kräftige Hufe trugen ihn in Windeseile durch sein geheiligtes Zuhause, und wo der Wald zu dicht wuchs, wurde er zu einem Schemen, einem Hauch, den der Wind durch die Blätter blies. Kurze Zeit später hatte er den Ursprung der Störung erreicht.
    Der Anblick trieb ihm Tränen in die Augen. Dutzende Goblins fällten Baum um Baum, hackten sich durchs Unterholz und verbrannten die Erde. Sie luden die Stämme auf hastig zusammengezimmerte Karren, die tiefe Spuren im weichen Waldboden hinterließen. Sie waren bereits weit in den Wald vorgedrungen.
    Er fühlte, wie ihn Zorn erfüllte. Heißes Blut pulsierte durch seine Adern. Tief in ihm bündelte sich eine Urkraft, sammelte sich in seinen Händen. Die Adern traten an seinen geballten Fäusten hervor, und er konnte deutlich jeden Herzschlag in ihnen pochen sehen. Mit den Handflächen berührte er zwei Bäume, die ihn umgaben, und sandte seine Wut so direkt in den Wald.
    Schon bald würden diese Monster ihr Eindringen bitter bereuen.
    Seine Gestalt löste sich auf, und der Wind trug ihn den Pfad entlang zum Lager der Goblins. Hinter sich hörte er bereits die ersten Schreie der niederträchtigen Kreaturen verhallen, als der Wald sich zu rächen begann.
    Als er das Ende der Spur erreichte, schrie sein Geist vor Entsetzen auf. Es mussten Hunderte Goblins sein. Ihr Lager umfasste beinah tausend Schritte und wurde von Augenblick zu Augenblick größer. Die gefällten Baumstämme dienten allein als Umzäunung.
    Er begriff, dass sein Zauber gegen diese Übermacht nichts auszurichten vermochte. Er selbst konnte sie nicht aufhalten, und wenn sich Garpors Kinder in dieser Geschwindigkeit weiter ausbreiteten, würden sie schon bald die Quelle erreicht haben. Dies durfte unter keinen Umständen geschehen.
    Als er wieder in seinem Hain angekommen war, versammelte er acht Raben um sich. Er flüsterte jedem der Vögel etwas ins Ohr; kurz darauf verließen sie ihn in alle Himmelsrichtungen.
    Er konnte nur hoffen, dass es nicht schon zu spät für Hilfe war.
    * * *
    Es war seltsam, wieder dort zu sein, wo vor einigen Monden alles begonnen hatte.
    Surdan. Die Stadt wirkte vollkommen verändert. Früher hatten der Lärm der Marktschreier und das Lachen von Kindern die Straßen erfüllt. Die Orks waren sehr viel schweigsamer. Man hatte die Ernte eingeholt, und die vom Krieg verschont gebliebenen Einheimischen machten sich daran, sie weiter zu verarbeiten. Der Duft von frisch gebackenem Brot kroch ihm in die Nase und zauberte für einen kurzen Augenblick ein Lächeln in Tharadors Gesicht.
    Seit Xandors Tod bewohnten er und seine Freunde das Arkanum. Die Orks mieden den Obelisken aus Obsidian, und selbst Tharador beschlich ein leicht flaues Gefühl im Magen, wenn er an die gotteslästerlichen Rituale dachte, die Xandor an dem Ort abgehalten hatte. Eine Wachpatrouille der Orks schlenderte gemütlich unter seinem Fenster vorbei. Einer der beiden blickte kurz zu ihm herauf und grüßte ihn mit einem knappen Nicken. Man war ihnen nicht feindlich gesonnen, doch man vertraute ihnen auch nicht. Wie viele Generationen wohl ins Land gehen müssen, ehe wir als Freunde aufeinander zugehen? dachte er.
    Sein Blick schweifte über die schmalen Gassen mit ihren Fachwerkhäusern, die sich dicht an dicht reihten, und über die breiten Straßen mit ihren Parks, hinter denen sich die palastartigen Herrenhäuser der ehemals reichen Händler versteckten. Allerdings hatte der Krieg sie alle auf die gleiche Art und Weise verändert – es gab kein Gebäude, das keine Spuren der Verwüstung aufwies. Tharador seufzte, als sein Blick die Kaserne streifte. Dort hatte sich

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