Das Auge Aldurs 3 - Der Riva Kodes
beschleunigte die verheerende Niederlage der Angarakaner. Wenn die Melcener sich entschlossen hätten, ihren Vorteil zu nutzen und die fliehenden Angarakaner durch das breite Tal des Magan zu verfolgen, ist es gut möglich, daß die Geschichte des malloreanischen Kontinents in völlig anderen Bahnen verlaufen wäre. Unverständlicherweise stellten die melcenischen Truppen die Verfolgung jedoch an der Grenze zwischen Delchin und Rengel ein, was der angarakanischen Armee die Möglichkeit zum Entkommen gab.
Die Anwesenheit einer überlegenen Macht im Südosten rief in Mal Zeth große Bestürzung hervor.
Verblüfft über den Verzicht des melcenischen Reiches, seinen Vorteil auszunutzen, und erfüllt von großer Angst vor den östlichen Nachbarn, machten die angarakanischen Generäle Friedensangebote und staunten nicht schlecht, als die Melcener sich rasch bereit erklärten, die Beziehungen zu normalisieren. Handelsabkommen wurden geschlossen, und die angarakanischen Generäle schärften den Händlern ein, all ihre Bemühungen auf die Beschaffung von Pferden zu verwenden. Zur erneuten Verwunderung der Generäle zeigten die Melcener sich gewillt, sogar mit Pferden Handel zu treiben, auch wenn die Preise ausgesprochen hoch waren. Die Machthaber des Reiches weigerten sich allerdings hartnäckig, über den Verkauf von Elephanten auch nur zu reden.
Da der Ausdehnung nach Osten ein Riegel vorgeschoben war, wandten die Machthaber in Mal Zeth ihre Anstrengungen dem Süden und Dalasien zu. Die Dalaser erwiesen sich als leichte Beute für die höher entwickelten Angarakaner. Die Dalaser waren einfache Bauern und Viehzüchter, kaum in der Lage, eine organisierte Gesellschaft zu schaffen, geschweige denn Krieg zu führen. Die Angarakaner spazierten regelrecht nach Dalasien herein, erweiterten die ziemlich primitiven Städte der Region und schufen Militärprotektorate. Das ganze Unternehmen war in weniger als zehn Jahren abgeschlossen.
Während das Militär in den dalasischen Protektoraten erstaunlich erfolgreich war, stieß die Grolim-Priesterschaft fast umgehend auf Schwierigkeiten. Die dalasische Gesellschaft ist von Grund auf mystizistisch, und die wichtigsten Personen waren demgemäß die Hexen (beiderlei Geschlechts) sowie die Seher und Propheten. Das dalasische Denken bewegte sich in seltsamen, fremdartigen Bahnen, dem beizukommen sich als überaus schwierig für die Grolims erwies. Die schlichten Dalasier nahmen die Formen der angarakanischen Religion nur sehr oberflächlich an – etwa auf dieselbe Weise, wie sie gewissenhaft ihre Steuern entrichteten –, doch in ihrer Bekehrung lag nichtsdestoweniger ein unterschwelliger Widerstand. Die Macht der Hexen, Seher und Propheten blieb ungebrochen, und die Grolims befürchteten ständig, das schafsähnliche Verhalten der dalasischen Bauernschaft verberge irgend etwas Bedrohlicheres. Beinahe hatte es den Anschein, als amüsierten die Dalaser sich über die zunehmend schrillen Ermahnungen der Grolims, als lauere irgendwo unter dem friedfertigen Äußeren eine unendlich viel tiefere und kultiviertere Religion, welche die Vorstellungskraft der Grolims weit überstieg. Zudem sah es so aus, als kursierten insgeheim immer noch Abschriften der schändlichen Malloreanischen Evangelarien in der Bevölkerung, trotz rigoroser Bemühungen seitens der Grolims, sie ausfindig zu machen.
Hätten die Ereignisse ihnen Zeit dazu gelassen, wäre es den Grolims möglicherweise am Ende gelungen, sämtliche Spuren der dalasischen Geheimreligion in den Protektoraten zu tilgen, doch es geschah ungefähr in dieser Zeit, daß sich in Cthol Mishrak eine Katastrophe anbahnte, die den Charakter des angarakanischen Lebens für immer verändern sollte.
Trotz der schärfsten Sicherheitsvorkehrungen, die man sich vorstellen kann, schlich sich der legendäre Zauberer Belgarath in Begleitung von Cherek Bärenschulter, dem König von Alorien, sowie Chereks drei Söhnen unbemerkt in die heilige Stadt Angaraks und stahl das Auge Aldurs aus dem eisernen Turm Toraks mitten in der Stadt der Nacht. Obwohl die Verfolgung der Diebe umgehend aufgenommen wurde, gelang es ihnen durch bislang unentdeckte magische Vorkehrungen, den Orb selbst zu benutzen, um ihre Flucht zu bewerkstelligen.
Der Zorn des Drachengottes kannte keine Grenzen, als offenbar wurde, daß Belgarath und seine Komplizen tatsächlich mit dem Orb entkommen waren. In einem Ausbruch rasender Wut zerstörte Torak Cthol Mishrak und führte umgehend eine
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