Das Auge der Wüste: Das Geheimnis von Askir 3 (German Edition)
diesem Abend war Gasalabad wahrlich eine verzauberte Stadt. Noch war der Himmel mit der Abendröte bedeckt, aber überall sah ich Laternen und Fackeln. Die Menschen in der Stadt schienen ebenfalls wie ausgewechselt, jeder trug sein bestes Gewand, und noch nie hatte ich so viele lachende Gesichter erblickt.
Tausende, so hörte ich, waren vor den Palast gezogen, um mit ihrer Prinzessin zu feiern, schon von weitem hörte ich das Stimmengemurmel, und als unsere Sänften zum Palast getragen wurden, gab es eine Stelle, von der aus wir freien Blick auf das große Palasttor hatten: So weit das Auge reichte, hatten sich dort die Bewohner der Goldenen Stadt versammelt.
Als sie unsere Sänften sahen, jubelten sie uns zu, sie kannten uns nicht, aber wir gehörten zu den Glücklichen, die dieses Ereignis aus nächster Nähe erleben durften.
Auf den Mauern des Palastes standen Wachen in Prunkuniformen, an ihren langen Spießen waren Laternen angebracht, sodass sie nicht bedrohlich wirkten, sondern in der hereinbrechenden Nacht eine Lichterkette entlang der Mauer bildeten.
Auch überall im Palastgarten waren Laternen aufgehängt worden, der Geruch der Blumen stieg uns in die Nase und überlagerte den Geruch des Gazar.
Hunderte von Lichtern erhellten den Palast des Mondes, der an diesem Abend seinem Namen alle Ehre machte. Er schimmerte, als würde er selbst den Monden den Rang streitig machen wollen, und für diese Nacht gelang es ihm auch.
Wir waren nicht die einzigen Sänften, die in dieser Nacht den Palast erreichten. Der Hof des Palasts war voll mit ihnen, und ich sah Diener hin und her eilen und Offizielle verzweifelt versuchen, das Protokoll aufrechtzuerhalten.
Als wir ausstiegen, erfuhr ich, dass wir persönliche Gäste des Emirs waren. Keiner der Offiziellen wusste uns einzuschätzen, sie entschieden sich, die Vorsicht fahren zu lassen, und wir wurden empfangen, als ob ein jeder von uns einer der Emire wäre.
Letztlich trafen wir dennoch jemanden, den ich kannte, Hahmed, den Hüter des Protokolls. Er sah uns, mich, und schien zu erbleichen. Er eilte auf uns zu.
»Esserin, verzeiht, wenn ihr warten musstet, ich sah euch nicht sofort. Bitte verzeiht und folgt mir, ich werde euch sofort den Weg weisen zu euren Plätzen, sie sind nahe der Familie, eine Ehre, wie sie nur wenigen zuteil wird … und oh … die Essera Falah lässt ausrichten, dass alle Waffen bis auf drei spezielle Schwerter abzugeben seien, die Schwerter bat sie hinter euch zu stellen, damit man sehen könne, dass sie erlaubt wurden.« Er verbeugte sich mehrfach.
Er führte uns einen langen Gang entlang, eilte mit trippelnden Schritten voran, schien sich kaum bremsen zu können und verzweifelte fast an unserem gemächlichen Tempo, ohne dass er es jedoch wagte, etwas zu sagen.
An einer Tür aus poliertem Rosenholz runzelte ein Wächter die Stirn, als er erkannte, dass Leandra unter ihrem Übergewand eine Rüstung trug. Sechs Wachen schützten diesen seitlichen Eingang zum Thronsaal. Links und rechts der Tür stand jeweils eine große Kiste.
»Auf Anordnung der Essera Falah ist es diesen Gästen gestattet, Rüstung zu tragen und drei Schwerter mit in den Thronsaal zu nehmen.«
»Das, ehrenwerter Hüter des Protokolls, glaube ich erst, wenn der Hauptmann es bestätigt«, sagte der Wächter und senkte seine Lanze, um uns den Weg zu versperren. »Die Tür bleibt geschlossen.«
Mit vielen gemurmelten Entschuldigungen eilte Hahmed fast panikartig davon, um den Hauptmann zu suchen.
»Was habt Ihr ihm angetan, dass er solche Angst vor Euch hat?«, fragte mich Armin. »Hahmed ist dafür bekannt, dass er selbst Emire warten lässt.«
»Die Essera Falah«, sagte ich. »Sie war nicht erfreut darüber, wie er mich das letzte Mal behandelte.«
Die Wachen betrachteten uns. Dann erhellte sich das Gesicht eines der Wächter. Er wandte sich lächelnd an Leandra. »Ich erkenne Euch! Wart Ihr nicht beim Greifen?«
Leandra nickte.
»Ich lasse euch dennoch nicht eher hinein, bis ich den Befehl erhalte, aber ich glaube nun, dass ich ihn bekommen werde. Wenn ihr wünscht, könnt ihr eure restlichen Waffen schon jetzt in diese Truhe laden.«
»Ich danke Euch«, sagte Leandra, während sie zwei stählerne Haarnadeln aus ihrer Frisur zog. Dann begannen wir die Truhe zu füllen. Wir wussten nicht, was uns an diesem Abend bevorstand, vielleicht erwartete uns der Ärger erst auf dem Rückweg. Jedem war bekannt, dass wir nicht mit den Waffen hineingelassen werden würden,
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