Das Auge der Wüste: Das Geheimnis von Askir 3 (German Edition)
wissen. Selbst meine treuesten Leute kennen sie nur als Serana. Und auch wenn sie wüssten, wer sie ist – ich traue ihnen. Denn sie schützen etwas, das mir wichtiger als mein eigenes Leben ist.« Er schüttelte den Kopf. »Der ganze Gedanke ist absurd! Nein, mein Haus hat mehr davon, wenn sie lebt.«
Janos nickte leicht. »Ich entschuldige mich. Aber unser Feind kämpft nicht gerade offen, also schaue ich auch unter saubere Steine.«
Armin atmete tief durch. »Ich würde an Eurer Stelle nichts anderes tun. Aber nein, es fällt mir niemand ein, außer dem Cousin Faihlyds, der aus ihrem Tod einen Vorteil ziehen würde.«
»Außer es ginge um den Thron des Kalifen. Jeder denkt zur Zeit noch, dass das Faihlyds Ziel ist«, sagte Leandra.
»So kommen wir nicht weiter«, sagte ich und nahm einen Schluck Tee.
»Wir haben dir von der Schriftrolle erzählt. Hast du eine Idee, wozu diese Fälschung benutzt werden könnte?«
Er schüttelte den Kopf. »Nein, ich verstehe es nicht. Seit Jahrhunderten hat kein Haus mehr die Prüfung eines Erben abgehalten, selbst das Haus des Löwen nicht. Auch weiß ich, dass keine solche Prüfung für Faihlyd geplant ist, obwohl ich sicher bin, dass sie sie bestehen würde. Diese Rolle zu fälschen erscheint mir sinnlos.«
»Gibt es irgendein Schmuckstück im Haus des Löwen, das für ihr Erbe von Wichtigkeit ist?«, fragte Leandra.
»Außer dem Auge?«, fragte er, und Leandra nickte. Armin schüttelte den Kopf. »Beim Haus der Katze muss dem Erben die Krone exakt passen, aber beim Haus des Löwen ist es anders. Das Wort des Emirs, sie als Erbin auszurufen, reicht. Es bedarf nichts weiterem.« Er sah uns alle an. »Esserin, besteht die Möglichkeit, dass ihr euch täuscht? Dass es vielleicht gar nichts mit ihr oder uns zu tun hat?«
Nein, das glaubte ich nicht. Vielmehr war ich mir sicher, dass wir etwas übersahen. Nur was? Ich seufzte. Wir waren fremd hier und hatten bei weitem nicht alle Bausteine des Puzzles zusammen. Wie sollte ich da erwarten, ein Bild zu sehen?
Ich beschloss, das Thema zu wechseln. »Sag, Armin, was hast du Faihlyd über uns erzählt?«
Er sah mich gekränkt an. »Ich bin kein Spion. Als ich ihr erzählte, wie Ihr Ordun getötet habt, sagte sie, dass sie Euch kenne, woher auch immer. Sie war neugierig und wollte alles wissen. Ihr habt sie beeindruckt, jeder Einzelne von euch, auch Essera Sieglinde hier, die das Schwert des Löwen führt. Sie war es auch, die versuchte, euch zu schützen, als ihr diese Steine wiederhaben wolltet. Ich fragte mich schon, was so wichtig sein könnte, dass ihr alle euer Leben dafür riskiert.« Er sah nach unten, als ob er durch den Boden in den Torraum schauen könnte. »Als dann auch noch die Essera Leandra erschien, war sie glücklich. Sie tanzte im Raum umher, als ich ihr von der Weißen Frau erzählte. Sie sagte, es sei alles genau so, wie es geschrieben stehe.«
Das verfluchte Buch. Wer schrieb solche Prophezeiungen? Wussten die Leute denn nicht, was das für einen Ärger auslösen konnte?
»Was sagte sie denn?«, fragte Leandra neugierig.
»Dass unsere Träume in Erfüllung gehen würden.« Er sah uns alle an. »Esserin, ich habe niemanden belogen oder ausgenutzt. Ich lernte nur von euch. Ihr werdet sogar das Gold zurückerhalten, das ihr für die Logis im Haus der Hundert Brunnen bezahlt habt.«
Ich sah ihn überrascht an.
Leandra lachte. »Er hat es eben gesagt«, klärte sie mich auf. »Er sagte, Faihlyd habe für euren Schutz gesorgt in der Nacht, in der ihr in die Kanäle gingt.«
Armin nickte. »Ja. Faisal, Euer Führer in jener Nacht, ist einer von Faihlyds besten Spionen. Sie legt auf seine Meinung großen Wert.«
»Und das Haus der Hundert Brunnen?«
»Das Haus der Hundert Brunnen dient dem Haus des Löwen seit Jahrhunderten«, bestätigte Armin.
Leandra schüttelte lächelnd den Kopf. »Was sagtest du, Havald? Nur die einflussreichsten Bürger steigen dort ab?«
»Ich bin froh, dass Faihlyd auf unserer Seite ist«, sagte Natalyia leise. Sie klang immer noch erschöpft. »Sie hat uns gut ausspioniert. Aber sie hätte besser auf sich selbst achten sollen. Wir sind keinen Schritt weiter.«
Nach diesem denkwürdigen Gespräch benahm sich Armin, als wäre nichts geschehen. Ich sprach ihn darauf an.
»Die Götter strafen solche, die von Dingen ausgehen, die nicht sind. Ich bin Euer Diener, bis Ihr mich entlasst. Ich bin arm, aber ich habe meine Ehre. Auch lerne ich viel von Euch.«
Das hatte er schon einmal
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