Das Auge der Wüste: Das Geheimnis von Askir 3 (German Edition)
U-förmigen Podests war streng nach Protokoll aufgeteilt, hier gab es keine Sitzgelegenheiten, aber ein jeder, der dort stand, schien sich seiner eigenen Wichtigkeit bewusst. Und auch aus diesen Reihen wurden wir überrascht beäugt.
Von meinem Stuhl nach links ausgehend saßen Leandra, Varosch, Zokora, Sieglinde und Janos. Der Platz neben Janos war für Natalyia freigehalten.
Leandra beugte sich zu mir hinüber. »Wir sind eine Sensation. Jeder hier spekuliert, wer wir sind.«
»Ich kann Euch sagen, was wir sind«, sagte Varosch leise. »Zielscheiben. Egal wie gut man die Wachen unterrichtet hat, sie sind uns gegenüber misstrauisch. Eine falsche Bewegung, und wir werden mit Bolzen gespickt.«
»Dann mach keine falsche Bewegung«, sagte Zokora. Speziell sie zog viele Blicke auf sich, aber sie saß da, als wäre es für sie üblich, von Hunderten von Augen fixiert zu werden. Ich rief mir noch einmal in Erinnerung, dass die Armbrustschützen auf der Galerie handverlesen waren. Von dort aus konnten sie sogar den Emir bedrohen, und er würde sie dort nicht zulassen, wäre er sich ihrer nicht hundertprozentig sicher.
»Seht«, sagte Varosch. »Sechs von ihnen haben auf uns angelegt.«
»Wie beruhigend«, sagte Sieglinde leise.
»Das sind sechs, die auf die falschen Ziele achten«, lautete Zokoras Kommentar. »Ein Fehler.«
Während wir alle warteten, war es überraschend ruhig im Thronsaal. Nur wenige unterhielten sich lauter als im Flüsterton, die meisten sahen sich nur um und sprachen gar nicht.
»Die Botschafter der anderen Reiche«, teilte Leandra mir mit und wies mit ihrem Kinn auf eine neue Gruppe, die den Thronsaal betrat und ebenfalls auf dem Podest, aber unterhalb der Emire, Platz nahm.
Von Gerings Augen weiteten sich, als er mich erkannte, und ein Mann ungefähr von Janos’ Statur, aber blond, hob eine Hand zum Gruß für Leandra, während er breit grinste.
Nach und nach füllte sich der Thronsaal.
Jeweils zehn Akolythen der drei Tempel nahmen in festlichen Prunkgewändern entlang dem Podest Aufstellung.
Ein Gongschlag hallte durch den Saal, und die großen Türen öffneten sich langsam, ohne dass eine menschliche Hand beteiligt schien.
»Beeindruckend, nicht wahr?«, flüsterte mir Armin zu. »Die Tore werden von der Galerie aus geöffnet.«
Die Akolythen sangen die Lobpreisungen ihrer Götter, ein jeder pries seinen eigenen, aber der Gesang vereinte sich zu einer harmonischen Gesamtheit, als die drei Hohepriester der Götter gemessenen Schritts den Thronsaal betraten. Alle erhoben sich, diejenigen, die noch standen, standen gerader. So auch wir.
Gleichzeitig hörte ich hinter uns eine Tür gehen, dann schoben Wachen den Vorhang zur Seite und die Familie des Emirs erschien und trat vor ihre Stühle. Neben mir stand Falah, zu ihren Füßen kniete Helis nieder, mit Faraisa auf dem Arm, daneben dann Faihlyd und der Emir; auf der rechten Seite des Throns nahmen andere persönliche Gäste und Familienangehörige Aufstellung. Ein scheu lächelnder junger Mann mit deutlicher Ähnlichkeit zum Emir war wohl der Cousin, von dem Armin berichtet hatte. Im gleichen Moment betrat Marinae das Podest, stellte sich aufrecht vor den Thron des Baums und beanspruchte somit den Sitz dieses Hauses für sich.
Langsam und würdevoll traten die drei Hohepriester bis an das hintere Podest heran und blieben aufrecht stehen, während die letzten Töne des Gesangs verhallten.
Den Hohepriester Soltars kannte ich schon, Borons Priester und der Priesterin Astartes war ich noch nicht begegnet. Auch der Hohepriester des Boron durfte sein Schwert mitbringen, das göttliche Richtschwert ruhte direkt vor dem Emir mit der stumpfen Spitze auf dem polierten Boden.
Die Priesterin der Astarte war, wie nicht anders zu erwarten, eine ausgesprochen hübsche Frau, sie schien mir für dieses hohe Amt überraschend jung, bis ich die Weisheit in ihren Augen sah.
»Der Segen Borons für alle, welche hier versammelt sind, Gerechtigkeit und Ehre für einen jeden Gläubigen eines jeden Standes«, intonierte der Priester Borons.
»Der Segen Soltars für alle, welche hier versammelt sind, möge eine jede Seele, ob alt oder jung, sich an diesem Tage leicht fühlen und den Gott in seiner Gnade spüren.«
»Der Segen Astartes für alle, ob Mann oder Frau, möge ein jeder Gläubige die Liebe Astartes spüren und das Leben in seinen Adern«, schloss die Priesterin der Astarte.
Alle verbeugten sich vor den Göttern, auch die Emire.
»Das Haus
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