Das Auge der Wüste: Das Geheimnis von Askir 3 (German Edition)
sie alle überrascht an, einschließlich Varosch, der plötzlich kerzengerade dasaß.
Zokora bemerkte unsere Verblüffung. »Natalyia hat in dem Haus eine schwarze Scheibe gefunden. Nur die Priesterschaft des Namenlosen Gottes trägt diese Abzeichen. Ich dachte, das wäre euch bekannt.«
»Unser Feind ist der Namenlose?«, fragte ich entsetzt.
»Er ist der Feind aller«, sagte Leandra leise. »Man sagt, Astarte gibt die Liebe, Boron die Vernunft und Soltar die Seele. Der Namenlose ist einfach nur dagegen.«
Zokora hob die Hand. »Nein. Ihr habt mich falsch verstanden. Der Namenlose ist der Gott aller Nekromanten. Thalak ist ein Nekromant. Das ist alles, was ich sagen will. Mit den schwarzen Scheiben können die Priester des Namenlosen miteinander in Verbindung treten. Jefar ist ein Priester des Namenlosen, also unterstützt er Thalaks Werk.«
Armin sprang auf. »Jefar? Der Händler? Ich werde ihn auf Eisen aufspannen und seine verdorbene Seele auf glühenden Kohlen rösten, bis er für seine sämtlichen Sünden Abbitte leistet! Die Haut werde ich ihm in Streifen abziehen und …«
»Setz dich, Armin«, schnitt ihm Zokora das Wort ab.
Armin setzte sich.
»Danke«, sagte die Dunkelelfe freundlich.
»Er wird wohl kaum seiner Strafe entrinnen«, sagte ich zu ihm. »Gedulde dich, wir brauchen Jefar noch. Vielleicht führt er uns zu anderen.« Ich sah zu Zokora hinüber. »Ich wäre allen dankbar, wenn nicht immer davon geredet würde, dass die Götter alles bestimmen! Wir brauchen nicht die Hilfe der Götter, um uns ins Verderben zu stürzen, das können wir auch ganz allein.«
Sie sahen mich alle etwas verunsichert an.
»Zurück zum Thema. Welchen Grund für eine Verschwörung kannst du dir vorstellen? Wem nützt es, wenn Faihlyd stirbt?«
»Nur Faihlyd oder das ganze Haus?«, fragte Armin leise.
»Beides«, sagte ich brutal.
Er holte tief Luft. »Wenn der Emir und seine Familie sterben, erbt ein Cousin das Haus des Löwen. Der Thron von Gasalabad würde von den Häusern neu besetzt werden, zur Zeit ist es denkbar, dass der Cousin im Namen des Löwen weiterregieren würde.«
»Und wenn nur Faihlyd stirbt?«, drängte ich ihn.
Er sah mich aus verwundeten Augen an. »Mögen die Götter das verhindern. Esseri, meiner Seele graust vor dem Gedanken. Aber … ich wüsste nicht, wem es nützt. Es liefe auf das Gleiche hinaus. Was kaum jemand weiß, Esserin, ist, dass der Emir an einem kranken Herzen leidet. Seine Ärzte rieten ihm, das Amt so schnell wie möglich abzugeben, wenn er leben will. Wäre Faihlyd gestorben, es hätte auch ihn umgebracht. Das ist auch der Grund, warum Faihlyd noch heute Abend gekrönt werden wird.«
»Was ist mit Marinae?«, fragte Varosch.
»Sie kann das Haus des Löwen nicht mehr erben, sie gehört dem Baum. Aber die Krone des Emirats … Das wäre möglich. Doch durch den Tod ihres Gemahls ist sie bereits Emira von Ferasal, dem Territorium des Baums. Das Emirat ist nicht so einflussreich wie Gasalabad, aber vermögender. Es besitzt zahlreiche Kupferminen.«
»Dieser Cousin des Emirs, was ist mit ihm?«, wollte Leandra wissen.
»Ich habe ihn einmal gesehen«, antwortete Armin. »Er ist ein gewissenhafter Mensch, fleißig und stets bemüht, niemanden zu verletzen. Er wäre ein guter Emir, aber die Krone wäre eine Last für ihn. Er ist niemand, der die Leute inspiriert, aber dennoch ein guter Mann. Faihlyd mag ihn. Er wäre glücklicher, würde er nicht Emir.«
»Und, Armin, wenn Faihlyd heute Abend stirbt, erbst du dann irgendetwas?«, fragte Janos.
»Die Götter mögen deine verdorbenen Gedanken in deinem Hirn verdorren lassen, bis die Maden aus den Löchern kriechen! Wie kannst du so etwas auch nur denken?«, rief Armin empört und sprang wieder auf.
»Ruhig, Armin«, sagte ich. »Er meint es sicherlich nicht so.«
Auch ich sah Janos fragend an, während Armin offensichtliche Mühe hatte, sich wieder zu beruhigen. Aber dann setzte er sich und beschränkte sich darauf, Janos böse Blicke zuzuwerfen.
Janos machte eine beschwichtigende Geste. »Es muss doch nicht von dir ausgehen. Es gibt genügend andere, ein ganzes Haus zum Beispiel, das dich gern auf einem Thron sehen würde.«
»Derjenige wäre eine Schande für unser Haus«, sagte Armin, immer noch erhitzt, aber etwas ruhiger. »Im Moment gilt unsere Verbindung nichts. Sie muss mich als Emira noch einmal vor allen Göttern heiraten.« Er brachte sich wieder unter Kontrolle. »Auch müsste dann jemand etwas davon
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