Das Auge der Wüste: Das Geheimnis von Askir 3 (German Edition)
gestohlen noch getragen werden können, wenn sie nicht legitim verliehen wurden.«
Ich wusste es besser. Ich hatte mir den Ring einfach angesteckt, und das war’s. Aber es brachte wohl nichts, ihr das zu erzählen.
Der Kafje war ausgezeichnet.
»Ich habe tausend Fragen, aber ich fürchte, sie müssen warten, nicht wahr?«, fragte sie.
Ich nickte und biss in das Brot.
»Dann bleibt, bis ich diesen Ring offiziell sehe, eine Frage: Wie kann ich helfen?«
»Warum wurde die Station wieder eröffnet?«, fragte ich.
Sie seufzte. »Ich bin selbst schuld, nicht wahr? Jetzt stellt Ihr die Fragen. Ich werde sie Euch auch nicht alle beantworten, bis Ihr offiziell seid, in Ordnung?«
Ich hatte den Mund voll, also nickte ich.
»Wir erhielten den Befehl, auszurücken und diese Station zu besetzen sowie herauszufinden, wer hier altes imperiales Recht anwandte.«
»Wie ist die Lage zwischen Askir und Bessarein?«
»Ruhig, aber in letzter Zeit etwas gespannt. Zu viel Sonne hier, wenn Ihr mich fragt.« Ich lächelte, denn ich kannte da eine Dunkelelfe, die sich mit Schwertmajor Kasale wohl gut verstehen würde.
»Wir haben strikte Befehle, uns aus internen Angelegenheiten herauszuhalten.«
»Der Vorfall dort draußen?«, fragte ich.
»Selbst wenn der Idiot sein Schwert gezogen hätte, es wäre nicht viel passiert. Kavallerie ist gut im Angriff, wenn sie in vollem Galopp ankommt. Aber sie standen fast zwischen uns. Ich denke, wir hätten sie alle lebend zurückschicken können. Solche Anmaßungen gefährden den Vertrag weit weniger, als ich behauptet habe. Milch?«
»Danke.«
Es klopfte.
»Was ist?«
»Eine Meldung vom Turm, Schwertmajor. Der Späher behauptet, drei Greifen mit Reitern zu sehen.«
»Das glaube ich erst, wenn ich es selbst sehe!«, rief sie und griff ihre Handschuhe. »Kommt Ihr mit oder wartet Ihr hier?«
»Ich komme mit«, sagte ich. Mein Bein war wieder wach, auch wenn ich mir fast wünschte, es wäre nicht so: Es brannte wie Feuer. Ich drehte den Ring nach innen, nahm mir noch schnell meine Handschuhe und zwei Brote und folgte ihr auf protestierenden Beinen nach draußen.
Im Hof angelangt, rief sie zum Turm hoch: »Wo?«
»Zwanzig Südost«, kam die Antwort.
Drei Punkte, mehr als das war kaum zu erkennen. Aber sie flogen hoch genug, dass die Morgensonne sie anstrahlte, und ich sah das dunkle Blau ihres Gefieders und die mächtigen Schwingen. Und wenn ich die Augen zusammenkniff, vermeinte ich auch tatsächlich jeweils einen Reiter zu erkennen.
»Was liegt in dieser Richtung?«, fragte sie in die Runde.
»Janas, glaube ich«, kam die Antwort.
Wir waren nicht die Einzigen, die mit glänzenden Augen diesen Flug verfolgten. Für den Moment ruhte alle Arbeit. Kasale sagte nichts, bis die Punkte wirklich kaum mehr zu sehen waren, dann fauchte sie den nächsten Sergeanten an. »Habt Ihr eine Erklärung dafür, warum jeder in die Luft gafft, wenn die Arbeit hier unten ist?«
»Nein! Schwertmajor!«, rief er, aber er grinste dabei.
»Nicht zu glauben. Greifenreiter«, sagte sie kopfschüttelnd, als wir uns wieder in Richtung ihres Arbeitsraums begaben. »Dass ich das auf meine alten Tage noch erleben darf!«
Sie zog die Tür wieder hinter uns zu.
»Ich habe etwas für Euch. Eines der Mädchen, die wir hier vorfanden, gab es mir, wenn auch nur widerstrebend.«
Sie öffnete eine Schublade und nahm einen Brief heraus, den sie mir reichte. Das Schriftstück war vierfach gefaltet. Mein Name stand auf der Vorderseite, auf der Rückseite sah ich das Siegel Leandras, den Greifen. Es war gebrochen. Ich zog eine Augenbraue hoch, und sie zuckte mit den Schultern.
Mein Herz pochte, als ich die geschwungenen Linien ihrer Schrift wiedererkannte.
H.
Die Mädchen erzählten mir, was geschehen ist, ich erhielt deine Nachricht. Ich danke den Göttern für deine Augen und dein Leben. Uns geht es gut. Wir treffen zwei Tage nach dir in Gasalabad ein.
L.
»Darf ich eine Frage zu dem Brief stellen?«, meinte Kasale. Ich nickte.
»Unsere Federn brüten seit einem Tag über dieser Nachricht. Ist es Klartext oder Chiffre?«
»Federn?«
»Unsere Gelehrten. Sie beschäftigen sich mit allem, was Schrift ist.«
»Die Botschaft war vor allem privat«, sagte ich und blickte bedeutungsvoll auf das gebrochene Siegel.
»Das Greifensiegel war es, das unsere Aufmerksamkeit erregte.«
Ich sah sie an. »Vermutet Ihr in jeder Nachricht eine geheime Botschaft?«
»Berufskrankheit«, sagte sie und zuckte mit den Schultern.
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