Das Auge der Wüste: Das Geheimnis von Askir 3 (German Edition)
lesen. Dies war die Vierte Legion.
»Schwertmajor Kasale«, begann ich, »mein Name ist Havald. Meine Heimat ist Illian, ein Königreich, das dort liegt, wo einst die alten Kolonien gegründet wurden. Ich bin im Auftrag meiner Königin unterwegs nach Askir.«
Sie nahm ihren Helm ab und musterte mich sorgfältig. Ich hatte sie bis dahin für jünger gehalten, aber nun sah ich, dass sie gut vier Dutzend Jahre alt war. Ihr Haar war dunkelbraun, kurz geschnitten, es reichte ihr nur bis zum Nacken. Die feinen Falten in ihrem Gesicht standen ihr. Sie hatte eine gerade Nase, ein Kinn, das vielleicht ein wenig zu vorstehend war, und einen schmalen, dennoch weiblichen Mund. Ihre ganze Haltung drückte aus, dass sie schon mit ganz anderen Dingen fertig geworden war.
»Soso, seid Ihr das? Woher kennt Ihr meinen Namen?«
»Er steht auf Eurer Brustplatte geschrieben.«
In ihren grauen Augen sah ich Überraschung, dann nickte sie, als hätte sie gerade etwas verstanden. »Folgt mir.«
Sie wandte sich ab und ging vom Hügel in Richtung der Station. Ich wollte ihr folgen, doch mein linkes Bein war eingeschlafen und weigerte sich, die Last zu tragen. Wieder strauchelte ich.
Einer der Bullen trat an mich heran und bot mir wortlos seinen Arm. Ich zögerte nur kurz, dann nahm ich seine Hilfe an.
2. Von Greifen und Federn
Ich hatte den Eindruck, als wären die Bullen erst vor kurzem hier angekommen; die Spur der schweren Wagen, die durch das Tor führte, war noch frisch. Dennoch hatte sich die Station schon deutlich verändert, vor allem der Gastraum.
Fahrds Mobiliar war verschwunden, an seiner Stelle befanden sich lange Tische und Bänke, wie ich sie aus dem Hammerkopf kannte. Die Fässer hinter der Theke waren verschwunden. Durch die offene Tür zur Küche bemerkte ich eine Gruppe Soldaten, die, nur in ihr Unterzeug gekleidet, mit reichlich Lauge den Küchenraum schrubbten.
Ein Unteroffizier stand mit einem Schreibbrett vor der Stiege, ein anderer Soldat wies auf eine ausgetretene Stufe, was der Unteroffizier mit einem Stirnrunzeln sorgsam notierte.
Ohne dem geschäftigen Treiben Beachtung zu schenken, führte mich die Schwertmajorin zu dem Büro des Kommandanten, das auch hier wieder zwischen Wehrturm und Küche lag. Dieser Raum roch frisch gereinigt und war bereits vollständig neu eingerichtet.
»Setzt Euch, Havald«, sagte sie, als sie hinter dem Schreibtisch des Kommandanten Platz nahm. Hinter ihr an der Wand befand sich neben einer neuen Karte eine Flagge, die kleiner war als jene Legionsflagge, welche wir damals, vor unserem Aufbruch, aus dem Kommandantenbüro im Hammerkopf geborgen hatten. Die Flagge einer Hundertschaft der Vierten Legion. Ich musterte kurz die Karte an der Wand und fand sie enttäuschend, sie zeigte nicht mehr die ganze Weltenscheibe, sondern nur noch das Gebiet der sieben Königreiche.
»Darf ich Euch bitten, Euren linken Handschuh auszuziehen?«, sagte sie ruhig, aber bestimmt.
Hinter mir, allerdings außerhalb des Raums, standen zwei Bullen. Sie befanden sich in Ruhehaltung, und ich selbst war noch bewaffnet, dennoch war die Situation leicht bedrohlich.
»Nein«, sagte ich. »Ich sehe auch keinen Grund dazu. Es sei denn, ich wäre Euer Gefangener.«
Wie, bei allen Göttern, sollte ich ihr den Ring an meinem Finger erklären? Sie würde mich für einen Hochstapler halten.
Sie suchte Augenkontakt, und ich ging darauf ein. Eine ganze Weile hielt sie den Blick, dann schien es, als ob wir beide gleichzeitig zu dem Schluss kamen, dass der andere zumindest gleich stur war. Sie seufzte, trommelte kurz mit ihren Fingern auf den Schreibtisch und sah mich wieder an. »In Ordnung. Belassen wir es dabei. Ich weiß, was an Eurer Hand zu finden ist. Habt Ihr irgendetwas mit den Galgen da draußen zu tun? Wir haben hier ein paar junge Frauen vorgefunden, die uns einen bemerkenswerten Bericht abgaben.«
»Ja«, sagte ich.
»Ihr wart derjenige, der den Nekromanten getötet und diese beiden Männer hingerichtet hat?«
»Ja.«
»Und die anderen erschlagen hat, deren Köpfe wir auf den Lanzen fanden?«
»Ja.«
»Die Anklage auf den Richttafeln ist ebenfalls von Euch?«
Ich nickte.
»Entspricht sie auch der Wahrheit?« Ihre Augen musterten mich eindringlich.
»Ja.«
Sie lehnte sich zurück, zog die Plattenhandschuhe aus und warf sie achtlos auf die Oberfläche des Schreibtischs.
»Wollt Ihr etwas trinken oder essen? Ihr seht aus, als könntet Ihr eine Stärkung vertragen.«
Ich nickte. Sie
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