Das Auge des Sehers (German Edition)
mit Arian lief, Herr Walther?»
«Wie immer im Studio. Das können Sie leicht überprüfen, wenn Sie die Sendung anschauen.»
«Die ganze Zeit?»
«Genau eine Stunde. Fünfundvierzig Minuten Sendezeit, fünfzehn Minuten Werbeblock. Weshalb fragen Sie?»
«Hat Sie niemand beobachtet, als Sie das Studio verliessen und von der nahen Telefonzelle anriefen, um Arian zu bedrohen?»
Jason musste lachen.
«Wie fanden Sie es heraus?»
«Sie geben es also zu?»
«Ich werde es wohl kaum abstreiten können. Mir war klar, dass Sie früher oder später draufkommen. Mit den heutigen technischen Möglichkeiten kriegt man das locker raus, auch wenn ich die Stimme verstellt habe. Ich habe Arthur gewarnt.»
«Schwegler wusste davon?»
«Er wusste es nicht nur, er zettelte es an.»
«Und Arian?»
«Der nicht. Arian hätte das nie zugelassen.»
Ferrari trauerte noch immer den Karten nach, in denen seine Zukunft lag. Immerhin, den ersten Schock hatte er etwas verdaut.
«Das sollten Sie uns ein wenig näher erklären.»
«Die Einschaltquoten gingen in der letzten Zeit massiv zurück. Irgendwann ist auch eine Sendung wie die von Arian ausgepowert. Er wollte es zwar nicht wahrhaben. Um das Ganze anzuheizen, kam Arthur auf diese Idee.»
«Sie wechseln sich mit Irion ab. In einer Ihrer Pausen sind sie zur Telefonzelle gesprungen. Richtig?»
«Ja. Nach meinem Einsatz kommt ein Werbeblock und danach ging Arian mit Irion im Hintergrund auf Sendung.»
«Wieso ist Ihr Anruf so problemlos durchgestellt worden?»
«Das schaukelte Irion.»
«Der wusste auch davon? Wer sonst noch?»
«Irion, Thuri und ich. Ich rief auf eine bestimmte Nummer im Studio an. Irion nahm den Anruf entgegen und gab der Telefonistin die Anweisung, mich nach der Werbung auf Sendung zu bringen. Dann ging er ins Studio.»
«War das nicht mit einem gewissen Risiko verbunden?»
«Höchstens zeitlich. Die Werbung läuft etwa fünf bis sieben Minuten. Dann kommt noch die Vorschau auf die nächste Sendung. Wir studierten das vor einer Woche ein. Das klappte prima. Wenn jemand in der Telefonzelle gewesen wäre, hätten wir das Ganze um eine Woche verschoben.»
«Wo waren Sie unmittelbar nach der Sendung?»
«Ich sass sozusagen geschockt mit Isa zusammen in der Garderobe.» Er lachte. «Ich hätte nie gedacht, dass der Anruf bei allen so einfährt.»
«Bei einem ist er so eingefahren, dass er Arian noch in der gleichen Nacht umbrachte.»
«Sorry, war nicht so gemeint. Am meisten überraschte mich Arians Reaktion. Er war total am Boden und teilte uns mit, dass er aufhören wolle. Das sei es nicht wert. Nichts als Ärger. Es laufe nicht in seinem Sinn. Er würde von allen missbraucht. Arian war richtig depressiv.»
«Damit haben Sie wohl nicht gerechnet?»
«Sicher nicht, Frau Kupfer. Wenn ich gewusst hätte, was wir damit auslösen, wäre ich nie auf Arthurs Vorschlag eingegangen. Arian fiel richtig in sich zusammen. ‹Ich bin doch nicht der Mistkübel der ganzen Welt. Ihr verratet meine Ideale, ihr alle›, schrie er. Ich will nicht mehr, ich kann nicht mehr. Jetzt ist endgültig Schluss. Dann rannte er davon.»
«Starker Abgang! Und was haben Sie danach gemacht?»
«Ich war ziemlich fertig. Wir wollten doch nur die Einschaltquoten nach oben treiben. Und was hatten wir erreicht? Das pure Gegenteil. Die Sendung stand vor dem Aus. Ohne Arian gab es keine Zukunft für uns. Deshalb rannte ich ihm nach, aber er war schon weg. Ich nahm mir vor, am nächsten Tag mit Arian zu reden, in aller Ruhe, und bin nach Hause gegangen.»
«Gibt es dafür Zeugen?»
«Nein. Verdächtigen Sie mich, Arian getötet zu haben?»
«Schauen Sie doch in Ihren Karten nach, Sie grosser Hellseher. Oder sind Sie noch ein Zauberlehrling?»
Ferrari erstarrte, ein Sakrileg! Nadine verspottete Jasons Fähigkeiten. Was denkt sie sich nur dabei? Rasch wechselte er das Thema.
«Wo finden wir Alura?»
«Sie ist im Spital. Es sind Komplikationen aufgetreten. Schwindelanfälle und starke Kopfschmerzen.»
«Was meinte Arian damit, dass ihr seine Ideale verratet?»
«Das nahm ich nicht besonders ernst. Wenn er in einer Stresssituation war, beklagte er sich oft. Das kam in Schüben.»
«Wieso war Arian gestresst?»
«Er hatte viel um die Ohren, kümmerte sich auch noch um eine Frau, die fast seine Mutter sein könnte.»
«Susanne Im Obersteg.»
«Genau. Eines Tages ist ihr Mann aufgetaucht und hat Stress gemacht. Dann war noch die Geschichte mit den Handwerkern. Ist ein bisschen viel
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